Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
Beutegut abgeladen, die Streitkräfte verstärkt und würde guten Gewissens weiterziehen.
Ranulf wusste, dass sein Ärger bar jeder Vernunft war, doch unter den gegebenen Umständen war es ihm egal. Sie hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Inzwischen konnte er ihr sogar noch ein weiteres Vergehen anlasten – Lady Eleanoras Gesellschaft.
Erneut lachte sie fröhlich auf, und ohne sich dessen bewusst zu sein, ließ er Eleanora einfach stehen und schritt auf die beiden zu.
Nur um ihr erneut die Meinung zu sagen, redete er sich ein. Keinesfalls, um diese heimtückischen Lachgrübchen zu sehen.
Als Valandra Ranulf auf sich zusteuern sah, entschuldigte sie sich eilig bei Kasim und wandte sich der Treppe zu, die zu ihren Gemächern führte. O nein, diesem übellaunigen Riesen wollte sie nicht schon wieder begegnen.
Feigling , fuhr es Ranulf durch den Sinn, als er ihr leicht enttäuscht hinterher sah. Sie kämpfte sich erschöpft die Stufen hinauf.
Plötzlich kam sie ins Wanken, und einen entsetzlichen Augenblick befürchtete er, die kleine Gestalt werde unter dem schweren Gewicht der Rüstung rückwärts die Treppe herunterfallen. Sie erlangte jedoch wieder das Gleichgewicht und setzte ihren Weg mühsam fort. Bald darauf stolperte sie erneut.
„Verdammtes Weibsbild“, entfuhr es Ranulf. Schon jagte er die Stufen hinter ihr her, um sie vor dem Fall zu retten.
Valandra schrie erschrocken auf, als sie mit einem heftigen Ruck den Boden unter den Füßen verlor. Ihr Schreck verwandelte sich innerhalb von Sekunden in heftigste Empörung, als sie wie ein Sack Getreide unter einen stählernen Arm geklemmt und die Stufen hinaufgetragen wurde. Sie wusste sofort, wer ihr ‚Retter’ war. Es gab schließlich nur einen, dem sie eine solche Taktlosigkeit
zutraute. Ihr Brustpanzer rammte sich schmerzhaft in ihr Fleisch. „Lasst mich augenblicklich hinunter, Mylord!“, keuchte sie erstickt. „Ich kann allein gehen.“
„Damit du dir den Hals brichst und ich gezwungen bin, noch länger hier zu bleiben? Vergiss es, kein Bedarf“, knurrte Ranulf ärgerlich zurück.
Oben an der Treppe stellte er seine Last unsanft auf die Beine, nickte knapp und kehrte zu Kasim zurück.
Dieser erwartete ihn bereits mit einem breiten Grinsen. „Eine entzückende Frau, findest du nicht auch?“
Ranulf maß ihn mit einem finsteren Blick. „Sie ist nichts anderes als ein dummes Kind, das Krieg spielt.“
Kasim schüttelte betrübt den Kopf, während sein Blick noch immer am obersten Treppenabsatz hing. „Du irrst dich, mein Freund. Sie handelt aus reinem Pflichtgefühl. Aber sie leidet. Ich habe es in ihren Augen gesehen.“
Ranulf bedachte den jungen Syrer mit einem scharfen Blick. „Sie ist die Tochter des Hauses, vergiss das nicht. Wenn du unbedingt eine Frau trösten willst, nimm dir eine der Mägde. Es gibt bestimmt genügend Willige unter ihnen. Aber von Lady Valandra lässt du die Finger, sonst werde ich dich eigenhändig kastrieren.“
„Du bist grausam“, erklärte Kasim unbeeindruckt. „Dennoch muss ich dir Recht geben. Lady Valandra braucht einen Mann mit dem Herzen eines Löwen. Ich fürchte, ich könnte ihr nur das eines Minnesängers bieten.“
Kapitel 4
Bald darauf wurde das Abendmahl aufgetragen. Diesmal hatte Ranulf bewusst einen Stuhl möglichst weit entfernt von Lady Eleanora gewählt. Dennoch gelang es ihr immer wieder, das Wort an ihn zu richten.
Unvermittelt stieß Kasim einen anerkennenden Pfiff aus. „Bei Allah, diese Burg scheint das Zentrum der Schönheit zu sein.“
Ranulf folgte Kasims Blick zur Treppe, und selbst er lüftete anerkennend eine Augenbraue über so viel Anmut und Liebreiz.
Die Kindfrau, die gerade herunterschwebte, war schlank, doch jetzt schon zeigte sich, dass sie in wenigen Jahren an den richtigen Stellen gerundet sein würde. Ihr blondes Haar trug sie zu einer aufwändigen Krone hoch gesteckt; einige verführerische Locken umrahmten ein vollendet geformtes Gesicht. Ihr dunkelblaues Kleid war tief ausgeschnitten und unterstrich farblich ihre ausdrucksstarken Augen.
„Diese Frau ist meiner beinahe würdig“, flüsterte Kasim zufrieden und eilte ihr entgegen, um sie an ihren Platz zu führen. Dabei stellte sich heraus, dass die Schönheit Dalvina hieß und die Tochter der Burgherrin war.
Das junge Mädchen verstand es ausgezeichnet, die Männer zu unterhalten. Ranulf begrüßte diesen Umstand sehr. So war er zumindest nicht länger gezwungen, mit Lady Eleanora zu
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