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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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so reckte sie trotzig das Kinn vor. „Nur ein Dieb und Schurke bricht sein Wort! Du hast meinem Vater ein Versprechen gegeben, und nun weigerst du dich, es auch zu halten!“
    Kasim war mit einem Satz zwischen ihnen, griff nach Valandras Ellbogen und führte sie aus Ranulfs Reichweite. „Es wird mir eine Ehre sein, Euch den Umgang mit dem Schwert zu lehren“, erklärte er förmlich. „In mir habt Ihr den wahren Meister gefunden.“ Er zog an ihrem Arm, doch Valandra konnte sich nicht bewegen. Ihre Augen waren von Ranulfs eindringlichem Blick gefesselt. Seine Miene hatte sich verändert, war härter und verschlossener geworden, ganz so, als hätte sie ihm wehgetan.
    „Kommt, Lady Valandra, wir machen uns gleich an die erste Lektion.“
    „Unsinn!“ Ranulfs Finger legten sich wie ein Schraubstock um Valandras anderen Oberarm, und er sprach mit samtener Stimme: „Wir wollen doch nicht riskieren, dass du verletzt wirst. Nicht wahr, mein Freund?“
    Er zog Valandra mit sich fort. „Die Lady wollte Unterricht, und bei meiner Seele, den wird sie auch bekommen!“
    Valandra musste laufen, um mit seinen wütenden Schritten mithalten zu können. Das Herz sank ihr bis zu den Knien, als sie erkannte, dass er sie zum hintersten Teil des Kampfplatzes führte.
    Niemand konnte sie hier beobachten – sie waren ganz allein!
    Kasim blieb unschlüssig stehen. Er fühlte sich hin und her gerissen. Einerseits wollte er den beiden nacheilen, um Valandra beizustehen, andererseits war er versucht, der Welt seinen Lauf zu lassen. Schließlich entschied er sich für Letzteres. Obwohl Ranulf sehr zornig gewesen war, wusste Kasim, dass er der kleinen Lady nicht ernstlich etwas antun würde. Kasim nickte bedächtig. „Allah sei euch gnädig! Es ist höchste Zeit, dass ihr den Machtkampf zwischen euch endlich austragt. Vielleicht findet ihr dann euren Frieden.“
    Zwei Stunden später bereute Valandra all ihre Sünden. Die, welche sie begangen hatte, und sogar jene, welche sie noch nicht auf ihr Gewissen geladen hatte. Egal, sie bereute alles, wenn dieses Martyrium nur endlich aufhören würde. Sämtliche Muskeln brannten wie Feuer, und es gelang ihr nur noch mit äußerster Willenskraft, den Schwertarm zu heben.
    In diesem Augenblick hasste sie Ranulf sogar noch mehr als ihre Stiefmutter. Er wartete nur darauf, dass sie aufgab! Aber da konnte er noch lange warten. Wieder traf die Breitseite seines Schwertes Valandras Hintern. War das nun das hundertste oder das tausendste Mal?
    „Deine Verteidigung ist jämmerlich.“ spottete er.
    Insgeheim hoffte Ranulf jedoch schon seit einer Stunde, dass sie dieser Farce endlich ein Ende bereitete. Keiner seiner neuen Krieger hatte beim erstenmal so lange durchgehalten. Obwohl er ihre Kraft und Entschlossenheit bewunderte, wurde er zunehmend ärgerlicher. Morgen würde sie sich vor Schmerzen kaum mehr rühren können.
    „Gib endlich auf!“
    „Niemals!“ In ohnmächtiger Wut stürzte sich Valandra auf ihn, bereit, ihm das Schwert mitten in sein schwarzes Herz zu rammen.
    Ranulf ließ sich einige Schritte zurückdrängen, doch als er sie vor Erschöpfung straucheln sah, hatte er endgültig genug.
    Dieses sture Weibsbild! Mit einer blitzschnellen Bewegung entwaffnete er Valandra, zog sie im nächsten Augenblick mit dem Rücken an seine Brust und hielt sie fest.
    „Und jetzt? Was willst du jetzt tun? Verdammt, Valandra, sieh es endlich ein! Eine Frau kann sich nicht gegen einen Mann wehren! Wir sind ganz einfach kräftiger gebaut!“
    „Das ist nicht wahr! Lass mich los, und ich beweise es dir!“, fuhr sie ihn hitzig an. Seine plötzliche Nähe ängstigte sie.
    Ranulf schüttelte entschieden den Kopf. Er war fest entschlossen, dieser sturen kleinen Kratzbürste eine Lektion zu erteilen, die sie so bald nicht wieder vergessen würde.
    „Glaubst du, ein Feind würde dich wieder loslassen, nachdem er dich in seiner Gewalt hat? Wenn du schon das Spiel der Männer spielen willst, dann tu es auch nach ihren Regeln!“
    Valandra versuchte vergeblich, sich aus seinem stählernen Griff zu befreien.
    „Lass mich los, Ranulf! Du vergisst dich!“
    „Keineswegs! Aber es wird Zeit, dass ich dir eine kleine Lektion erteile!“
    Ohne Vorwarnung drehte er sie zu sich herum und umfing sie mit beiden Armen.
    Valandra schnappte erschrocken nach Luft, als sie sich plötzlich eng an ihn gepresst wiederfand. Hitze, Scham und eine unbestimmbare Furcht ließen sie seltsam kleinlaut werden. Ihre Wut war verflogen,

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