Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
stattdessen fühlte sie sich sonderbar atemlos. Seine bezwingende Nähe verwirrte und verunsicherte sie bis in ihre Grundfesten. Sie spürte die Hitze seines mächtigen Körpers, die durch seine Kleidung drang und ihre Haut zu versengen drohte, spürte seinen Herzschlag unter ihren flachen Händen.
Sie war gefangen! Eine Gefangene seiner Arme, seiner Augen, die mit einer Eindringlichkeit ihr Gesicht liebkosten, als wollte er sich jeden ihrer Züge einprägen.
„Gib mich augenblicklich frei! Das ist ein Befehl!“
„Und sehr gebieterisch vorgebracht!“, gestand Ranulf amüsiert.
Valandra versuchte verzweifelt, der Gefahr, die er ausstrahlte, zu entfliehen.
„Weißt du, was geschieht, wenn ein Gegner dich so in seiner Gewalt hat?“, erkundigte sich Ranulf heiser und presste ihren sich windenden Körper noch enger an sein pulsierendes Fleisch.
Himmel, sie fühlte sich so gut an. Warm und weich - unbeschreiblich verlockend.
„Er kann alles mit dir machen, Valandra. Verstehst du das? Ich könnte dich nehmen! Hier und jetzt. Dir einfach die Beinkleider abstreifen und in dich eindringen.“
Ein sonderbarer Schauer jagte über Valandras Rücken. Schreck und Verwirrung ließen sie gleichermaßen erbeben.
„Glaub mir, ma petite, ein Feind würde das ohne zu zögern tun.“ „Bitte, lass mich gehen!“
Ranulf schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht.“
Bei allen Heiligen, es war die Wahrheit! Seit jenem ersten Abend, an dem sie seine Wunden versorgt hatte, begehrte er sie. Er verzehrte sich nach ihrem schlanken Körper, und ihr kämpferisches Wesen weckte in ihm den brennenden Wunsch, sie zu zähmen, sie zu besitzen und herauszufinden, ob sie in allem, was sie tat, so ungestüm reagierte. Nein, er konnte sie nicht gehen lassen! Nicht jetzt! Nicht, bevor er vom süßen Nektar ihrer Lippen gekostet hatte. Valandra fühlte sich wie ein vom Jäger gestelltes Reh. Ihr Puls hämmerte. Sie erkannte die Gefahr, als seine sinnlichen Lippen unaufhaltsam näher kamen, und doch konnte sie sich nicht dagegen wehren.
Im nächsten Moment umfingen seine Lippen ihren Mund. Lockend, verführerisch…
Schock und Hitze lähmten Valandras Verstand. Niemals hätte sie solche Zärtlichkeit von diesem Riesen erwartet.
Sie wusste, dass sie sich wehren, dass sie ihm Einhalt gebieten musste, doch sie konnte es nicht. Ihre verzweifelte Sehnsucht nach menschlicher Nähe war einfach zu stark. Seit ihr Vater vor bald einem Jahr zu den Kreuzzügen aufgebrochen war, hatte niemand mehr gewagt, sie zu berühren. Keine tröstliche Umarmung, kaum ein freundliches Wort…
Sie hungerte danach, endlich aus dem Kerker ihrer Einsamkeit befreit zu werden. Sie war es so leid, stark zu sein.
Ranulfs Lippen wurden fordernder, und Valandra hätte weinen können, als sich in ihrem Innern ein Meer an Empfindungen auftat.
Alles in ihr verlangte nach seiner Berührung, nach seinen starken Armen, die sie umfingen und in ihr die Illusion von Geborgenheit und Wärme weckten.
In Ranulfs Kopf schrillte plötzlich eine Alarmglocke. Was, zum Teufel, tat er hier? Er wusste, dass er Valandra in Gefahr brachte, wusste, dass er sie augenblicklich von sich stoßen und ihr nie wieder zu nahe kommen durfte... Oui, all das war ihm deutlich bewusst, und doch konnte er sich nicht von ihr lösen. Er sehnte sich nach ihren Lippen, sehnte sich danach, seine eigene Einsamkeit und seinen nahenden Tod vergessen zu können, auch wenn es nur für die Dauer eines einzigen Kusses war.
O Gott, sie schmeckte so süss, so unendlich lebendig! Er kostete von ihren weichen Lippen, drängte sie, sich ihm zu ergeben.
Und Valandra ergab sich. Leidenschaftlich. Rückhaltlos. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog sich auf die Zehenspitzen, um seinen Lippen noch näher zu sein.
Ranulfs Kehle entwich ein heiseres Keuchen, als Valandra seinen Kuss erwiderte. Er spürte sein eigenes Blut durch die Adern rauschen, spürte, wie die Erregung ihn zu übermannen drohte. Es war Wahnsinn! Er wusste nicht, was er von diesem Mädchen erwartet hatte – Empörung, Wut, vielleicht auch weibliche Neugierde, doch niemals diese Glut.
Valandra begegnete ihm mit einer Leidenschaft, die ihn beinahe um den Verstand brachte. Sie kannte keine Zurückhaltung, keine falsche Scheu. Sie waren wie zwei Naturgewalten, die aufeinander prallten - wild, ungezähmt und zerstörerisch.
Ranulfs Hände wanderten unaufhaltsam tiefer, bis seine kräftigen Finger sich Besitz ergreifend in das feste Fleisch
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