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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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Aufmerksamkeit zu erregen. Sie wirkten entspannt und fröhlich. Immer öfter konnte Valandra sie sogar leise singen und lachen hören.
    Was Pater Ignatius betraf, so hatte Valandra ihn seit dem Beginn seiner Fastenzeit nicht mehr gesehen. Von einigen Dienstmädchen hatte sie jedoch erfahren, dass Lady Eleanora plötzlich unter sonderbaren Anfällen von Heißhunger zu leiden schien. Vor jeder Malzeit orderte sie Unmengen an Fleisch, Gemüse und anderen Beilagen auf ihr Zimmer.
    Es war in der Tat eine ruhige Zeit.
    Selbst mit Ranulf hatte Valandra eine Art Waffenstillstand geschlossen. Sie waren stillschweigend übereingekommen, dass sie keine Probleme miteinander hatten, solange sie sich aus dem Weg gingen.
    Kasim hingegen war ihr sehr ans Herz gewachsen, und sie verbrachte viel Zeit mit ihm. Sie erzählten sich abenteuerliche Geschichten, gingen spazieren oder genossen einfach nur die angenehme Gesellschaft des anderen.
    Auf seinen Rat hin hatte Valandra beschlossen, das Beste aus ihrer Lage zu machen. Die ersten Tage hatte sie damit zugebracht, die Kriegsbeute ihres Vaters penibel genau in die Haushaltsbücher einzutragen. Danach hatte sie alles für seine Heimkehr vorbereitet. Kasim hatte ihr zwar erklärt, dass es noch Wochen dauern konnte, bis ihr Vater wieder reisefähig wäre, doch Valandra freute sich so sehr auf ein Wiedersehen, dass sie nicht länger mit den Vorbereitungen warten konnte.
    Gemeinsam mit den Bediensteten hatte sie die Kamine gekalkt, die Holzvertäfelungen eingeölt und frische Binsen und wohl duftende Kräuter auf dem Boden ausgestreut. Sogar einige kostbare Wandteppiche hatte sie aufhängen lassen. Nun erstrahlte die große Halle wieder in ihrem alten Glanz und wartete nur darauf, von seinem rechtmäßigen Besitzer bestaunt zu werden. Seit zwei Tagen steckte Valandra jedoch in einem Dilemma. Es gab nichts mehr für sie zu tun! Alle Arbeiten waren erledigt, und sie begann sich schrecklich zu langweilen.
    Sie stand in ihrem Gemach und spähte sehnsüchtig in den Hof hinunter. Die Männer beendeten soeben ihre täglichen Kampfübungen und stellten sich in Reih und Glied vor Ranulf auf, damit er die Wachposten für die Nacht einteilen konnte.
    Valandra liebte diesen Anblick, denn obwohl sie nicht mehr unter den Kriegern weilen durfte, fühlte sie sich in Augenblicken wie diesem mit ihnen verbunden. Unzählige Male hatten die Lamont-Krieger genau so vor ihr gestanden. Erschöpft und doch zufrieden mit ihrem Tageswerk, hatten sie einander aufgezogen und Späße gemacht. Sie hatten sich über das Lob ihrer Herrin gefreut und ihre Kritik ernst genommen.
    Valandra atmete tief durch und strich sich eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. Sie vermisste die Zeit mit ihnen.
    Die Männer verstreuten sich, doch Valandra blieb an ihrem Aussichtspunkt stehen. Wie jeden Abend beobachtete sie Ranulf, der auf den Platz zurückkehrte und erneut mit seinen Schwertübungen begann. Manchmal waren seine gleichmäßigen Schwerthiebe, mit denen er den Holzpfahl bearbeitete, bis tief in die Nacht zu hören. Es war unglaublich, mit welcher Disziplin und welchem Durchhaltevermögen er seine Muskeln trainierte.
    Plötzlich kam Valandra ein faszinierender Gedanke, und ihr Blick glitt zu dem Schwert, das über ihrer Kleidertruhe an der Wand hing. Es war ein Geschenk ihres Vaters gewesen. Ihre Augen funkelten vor Aufregung. Es war an der Zeit, dass Ranulf sein zweites Versprechen einlöste!
     
    Als Valandra auf dem Übungsfeld eintraf, entdeckte sie Kasim, der in einiger Entfernung auf einem Fass saß und seine bogenförmige Klinge schliff. Er pfiff eine fröhliche Melodie vor sich hin und wirkte mit sich und der ganzen Welt im Einklang.
    Valandra winkte ihm lächelnd, hielt jedoch geradewegs auf Ranulf zu. Dieser stand mit dem Rücken zu ihr und bearbeitete mit kräftigen Schwerthieben den Holzpfahl.
    „Ranulf, ich...“
    Ohne sich umzudrehen oder ihr auch nur einen Blick zu gönnen, befahl er streng: „Geh und zieh dir etwas Anständiges an!“
    Valandra verharrte mitten im Schritt und blickte erstaunt an sich hinunter. Sie trug braune Rehlederhosen und dazu ein weites weißes Leinenhemd, das sie um die Taille mit einem Gurt festgezurrt hatte. Sie konnte wirklich nichts Unanständiges daran entdecken. Wann immer sie auf dem Übungsplatz war, trug sie diese Kleidung.
    Sie ging um den Holzpfahl herum und stellte sich herausfordernd vor Ranulf hin. „Ich kann nichts Anstößiges an meiner Kleidung

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