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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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verdiente den Respekt seiner Untertanen! Sie hatte ihn in den vergangenen Tagen oft beobachtet und ihn als beherrschten und gerechten Burgherrn kennen gelernt. Sowohl seine Befehle als auch seine Rechtsprechung zeugten von Intelligenz und Weitsicht. Auch erhob er nur selten die Stimme, aber das war bei einem Mann seiner Größe und Autorität auch gar nicht nötig. Niemand, außer ihr selbst, wagte es, ihm zu widersprechen.
    Valandra biss sich peinlich berührt auf die Unterlippe. O weh, vielleicht war sie an seinem Wutausbruch schuld! Er war unleugbar wütend gewesen, als er sie verlassen hatte. Vermutlich war die Erkenntnis, dass Pater Ignatius sich nicht an die befohlene Fastenzeit hielt, nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte!
    Valandra ließ sich rücklings auf ihr Bett fallen. Wie sollte sie Ranulf jemals wieder unter die Augen treten können?
    „Fühlt Ihr Euch nicht wohl?“
    „Könntest du bitte dafür sorgen, dass meine Badewanne gefüllt wird? Ich fühle mich wie erschlagen!“
    Detlef sah sie schmollend an. „Und dabei riskieren, dass der Lord mich sieht? Ihr wisst doch, dass er mir mit Mord und Totschlag gedroht hat, sollte ich Euch noch länger als Zofe dienen!“
    Valandras Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. „Ich weiß aber auch, dass du Herausforderungen liebst. Schließlich widersetzt du dich gerade jetzt auch seinem Befehl.“
    Detlefs Wangen röteten sich beschämt. „Glaubt mir, Mylady, das hat nichts mit Mut oder Widerspenstigkeit zu tun. Viel mehr bin ich auf der Flucht vor Eurer Stiefmutter und Lady Dalvina. Seit sie erfahren haben, dass der Lord mich aus Euren Diensten entlassen hat, machen sie sich einen Scherz daraus, mich zu demütigen.“
    Valandra horchte auf. „Wie meinst du das?“
    Es war Detlef sichtlich peinlich, als er gestand: „Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich mich zu Männern hingezogen fühle, doch irgendwie gelingt es den beiden immer wieder, dass ich mich dafür schäme. Sie nennen mich eine Missgeburt und haben verlangt, dass ich bei den Schweinen schlafe, weil ich in ihren Augen dorthin gehöre! Sie haben den Bediensteten sogar verboten, mit mir zu sprechen.“
    Valandra erhob sich und umarmte Detlef tröstend. Es tat ihr in der Seele weh, als sie sah, wie er sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. „Es tut mir so Leid, Detlef. Eleanora und Dalvina geben mir die Schuld, dass Pater Ignatius aus dem Speisesaal verbannt wurde, und sie benutzen dich, um sich an mir zu rächen. Sie wissen, dass sie mir wehtun, wenn sie dich quälen. Weshalb bist du nicht früher zu mir gekommen?“
    Detlef wischte sich eine zweite Träne von der Wange. „Ich dachte, nach einiger Zeit würden sie das Interesse an mir verlieren.“
    Da kannte er Eleanora schlecht, dachte Valandra traurig. Ihre Stiefmutter besaß die Hartnäckigkeit und Ausdauer eines Bluthundes, wenn es darum ging, ein Opfer zu quälen. „Da ist noch mehr, nicht wahr?“
    Er nickte und gestand leise: „Ich habe Angst, Lady Valandra! Es wird immer schlimmer! Eure Stiefmutter zitiert mich jeden Tag in ihre Gemächer, um mich zu verhöhnen. Heute hat sie mich sogar geschlagen, weil ich etwas Wein verschüttet habe.“
    „Lass mich raten. Eleanora hat dich gekniffen, damit du ihn verschüttest.“ Detlef schüttelte hilflos den Kopf. „Nein, sie hat ihre Sticknadel hergenommen.“ Valandra schloss tief betroffen die Augen. Sie wusste, dass Eleanora es genoss, Schwächere zu quälen, aber bisher hatte sie es nur mit ihrem boshaften Mundwerk getan. Einen Dienstboten zu schlagen? Gütiger Himmel, Valandra konnte sich kaum etwas Niederträchtigeres vorstellen. Wie sollte sich ein Diener gegen seine Herrin wehren, ohne dafür brutal zur Rechenschaft gezogen zu werden?
    Valandra legte Detlef die Hände auf die schmalen Schultern. „Ich bin froh, dass du zu mir gekommen bist. Glaub mir, wenn ich mit Dalvina und Eleanora fertig bin, werden sie nie wieder Hand an dich legen!“
    „Aber das dürft Ihr nicht“, warf Detlef furchtsam ein. „Lord Ranulf hat jegliche Feindseligkeiten untersagt. Wenn Ihr Eure Stiefmutter zur Rede stellt, werdet Ihr den Zorn des Lords auf Euch ziehen!“
    Valandra schnaubte wenig damenhaft. „Glaub mir, noch zorniger kann er gar nicht werden. Hilf mir in meine Pantoffeln!“
     
    Wenige Augenblicke später kämpfte sich Valandra die Treppe in die große Halle hinunter. Nie wieder würde sie ein Schwert anfassen, schwor sie sich. Ihre

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