Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
Eurer Mutter im Verlies oder im Schweinestall verbringen.“
„Was?!“, riefen Eleanora und Dalvina wie aus einem Mund. Alle Farbe war aus ihren Gesichtern gewichen. „Das könnt Ihr uns nicht antun!“
„Wie ich schon sagte, Gleiches wird mit Gleichem vergolten.“ Ranulf winkte zwei wartende Soldaten heran. „Ihr habt euren Status nicht nur gegen einen Untergebenen, sondern auch gegen Lady Valandra missbraucht, und das werde ich nicht dulden. Trefft Eure Wahl, die Männer werden Euch zu Euren Schlafstätten begleiten.“
Valandra konnte nur fassungslos zusehen, wie ihre Stiefmutter und Dalvina aus der Halle geführt wurden. „Das darfst du nicht tun, Ranulf!“, flüsterte sie heiser vor ehrlichem Entsetzen. Sie verstand plötzlich die Welt nicht mehr. Das war nun das zweite Mal, dass Ranulf für sie einstand und sie verteidigte. Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, weshalb.
Sie wandte sich ihm zu, um in seinem Gesicht nach irgendwelchen Erklärungen zu suchen, und ihr stockte der Atem. Ranulfs Blick war noch immer auf das Haupttor gerichtet, durch das Dalvina und Eleanora gerade abgeführt wurden. Großer Gott, weshalb musste dieser Kerl nur so umwerfend gut aussehen? Selbst verärgert war er schön – aber gedankenverloren wie jetzt, wirkte er geradezu faszinierend.
Valandra ertappte sich dabei, wie ihre Augen seine Lippen liebkosten, und rief sich sofort zur Ordnung.
„Du darfst ihnen diese Demütigung nicht zumuten! Die Burgbewohner werden jeden Respekt vor ihnen verlieren.“
Ranulf richtete seine Aufmerksamkeit ganz auf sie.
„Keine Angst, das werde ich nicht zulassen. Lady Lamont und deine Schwester werden nur für einige Minuten in den Stall oder ins Verlies geführt. Danach dürfen sie wieder in ihre Gemächer zurückkehren. Ich will ihnen nur verdeutlichen, dass ich keine Intrigen in diesem Haus dulde.“ Er strich ihr beinahe zärtlich eine lose Haarsträhne hinter das Ohr und lächelte, als er ihr zartes Erbeben spürte. „Weder gegen dich noch gegen einen Bediensteten. Diese Strafe wird ihnen eine Lektion sein, die sie so bald nicht vergessen werden! “
Dieser letzte Satz wirkte wie ein Eimer kaltes Wasser und brachte Valandra schlagartig wieder zu Verstand. Ihre Verzauberung war wie weggewischt und wich bitterem Groll. „ Eine Lektion, natürlich! Was sollte es denn sonst sein?“, zischte sie vorwurfsvoll und wich vor Ranulf zurück. „Du scheinst in der Tat sehr erfinderisch mit deinen verdammten Lektionen zu sein! Aber alle erfüllen nur einen einzigen Zweck - sie sind demütigend und widerlich!“
Nicht länger im Stande, seine Nähe zu ertragen, machte sie auf dem Absatz kehrt und wollte davonlaufen, doch Ranulf hielt sie am Arm zurück. Er wirkte irritiert und verärgert.
„Falls du auf heute Nachmittag anspielst...“
„Worauf denn sonst?“
„Ich hatte nicht den Eindruck, dass du meinen Kuss widerlich fandest.“ Valandras Wangen röteten sich heftig vor Scham. „Du bist auch nicht lange genug geblieben, um es herauszufinden!“
Ihr Blick glitt vorwurfsvoll zu seiner Hand, die noch immer ihren Oberarm festhielt. „Und nun lass mich los, bevor es Gerede gibt!“
Sophia räusperte sich vernehmlich. „Mylady, Euer Bad ist vorbereitet.“
Ranulf ließ sogleich Valandras Arm los und schimpfte sich selbst einen Narren. Wie konnte er nur so unvorsichtig sein und Valandra vor den Augen ihrer Bediensteten in Verlegenheit bringen? Der Ruf einer Lady war eine heikle Angelegenheit. Er konnte nur hoffen, dass Sophia über das Gehörte Stillschweigen bewahrte.
Valandra schien diesbezüglich nicht sonderlich beunruhigt. „Danke, Sophia, ich gehe gleich nach oben.“ Sie wartete, bis die Magd außer Hörweite war, und wandte sich erneut an Ranulf. „Was heute Nachmittag geschehen ist, war ein Fehler. Am besten vergessen wir diese unglückselige Begegnung ganz schnell wieder. Es hatte keine Bedeutung.“
Sie machte auf dem Absatz kehrt und schritt so würdevoll, wie es ihr unter den gegebenen Unständen möglich war, davon.
Kapitel 12
Ranulf trat an die Brustwehr und blickte in die sternenklare Nacht hinaus. Dieses halsstarrige Weibsbild! Er wusste selbst, dass es niemals zu diesem Kuss hätte kommen dürfen. Das brauchte sie ihm nicht erst unter die Nase zu reiben. Unvernünftiger Zorn wallte durch seine Brust. Sie sah seinen Kuss also als unselige Begegnung, als einen Fehler, der keinerlei Bedeutung hatte? Wie konnte sie ihm eine solche Beleidigung
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