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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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zu zügeln.
    „Lady Valandra, ich bin hier, um Euch meinen Beistand anzubieten! Die Gesetzlosen werden immer dreister. Sie schrecken nicht einmal mehr davor zurück, Burgen anzugreifen. Als guter Nachbar sehe ich mich verpflichtet, Euch zu Hilfe zu eilen.“
    Valandra spürte bitteren Groll in sich aufsteigen. Für wie dumm hielt dieser Kerl sie eigentlich? Glaubte er tatsächlich, sie fiele auf ein so fadenscheiniges Angebot herein? Die Gesetzlosen trieben seit vielen Monaten ihr Unwesen, doch einer Burg wie Walkmoor Castle konnten sie nichts anhaben. Dazu fehlte es ihnen sowohl an Waffen als auch an List.
    Valandra beugte sich weiter über die Mauer und rief gegen den anschwellenden Wind: „Meine Späher haben nichts von Übergriffen auf Nachbarburgen berichtet! Ihr müsst Euch irren. Ich bin sicher, Walkmoor Castle ist nicht in Gefahr!“
    McGregor beschirmte die Augen mit der Hand, um sie besser erkennen zu können, und wechselte seine Taktik.
    „Ich weiß, Ihr habt keinen Grund, mir zu vertrauen. Mein Benehmen bei unserem letzten Zusammentreffen war abscheulich, und ich bitte Euch dafür um Vergebung. Das ist auch der Grund, weshalb ich nach diesen beunruhigenden Nachrichten über die Gesetzlosen keine Zeit verloren habe und auf schnellstem Wege hierher geritten bin. Ich möchte Wiedergutmachung leisten und Euch beweisen, dass ich Euer Freund bin.“
    Valandra hielt sich an Ranulfs Anweisung und ließ McGregor noch einige Minuten zappeln.
    Erst als auch der letzte von Ranulfs Kriegern außer Sicht war, hob dieser den Arm und gab ihr zu verstehen, dass alles vorbereitet sei. Sekunden später war er ebenfalls durch eine der zahlreichen Türen im Hof verschwunden.
    Valandra sandte mit klopfendem Herzen ein Stoßgebet gen Himmel und flehte darum, dass es kein Blutvergießen geben werde. Anschließend befahl sie mit fester Stimme: „Torwachen! Lasst die Zugbrücke herunter. Lord McGregor ist unser Gast!“
    Sie stieg rasch in den Hof hinunter und erwartete die ungebetenen Gäste auf der obersten Treppe zum Wohntrakt.
    Mit geräuschvollem Rattern und Klirren gaben die schweren Ketten nach, und die Zugbrücke senkte sich. Sogleich ertönte lautes Hufgeklapper, das von den hohen Burgmauern widerhallte.
    Valandra zwang sich, den Blick auf die hereinströmenden Reiter zu richten und nicht nach Ranulf Ausschau zu halten. Sie hätte sich wesentlich sicherer gefühlt, wenn er jetzt neben ihr stünde.
    Die Selbstzufriedenheit stand McGregor deutlich ins Gesicht geschrieben, als er vor ihr seinen Hengst zügelte, aus dem Sattel glitt und die Zügel achtlos einem Stallburschen zuwarf.
    „Lady Valandra, ich bin erfreut, dass Ihr mich diesmal nicht bis an die Zähne bewaffnet empfangt. Das Kleid steht Euch wesentlich besser als diese unansehnliche Rüstung.“
    „Es freut mich, Euer Wohlgefallen zu finden“, gab Valandra kühl zurück und entzog ihm die Hand, die er gerade küssen wollte.
    Für einen Sekundenbruchteil glommen kalte Wut und eine deutliche Warnung in McGregors silberblauen Augen auf, und Valandra war regelrecht erschüttert, wie sein durchaus attraktives Erscheinungsbild durch seinen üblen Charakter entstellt wurde. McGregor war zwar von eher durchschnittlichem Wuchs, doch die breiten Schultern und die kräftigen Arme machten diesen Mangel mehr als wett. Sein rotblondes Haar war von silbrigen Strähnen durchzogen, die darauf hinwiesen, dass er den Zenit seines Lebens bereits überschritten hatte. Er trug den kurzen Kilt des Clanoberhauptes und ließ keinen Zweifel daran, dass er ein geborener Anführer war, der es gewohnt war zu nehmen, was immer ihm gefiel. Er war unbestritten ein gut aussehender Mann, und es wunderte Valandra keineswegs, dass ihre Stiefmutter sehr angetan von ihm war. Wenn es seinen Zielen diente, konnte McGregor ungemein charmant sein.
    Dennoch vermochte sein gutes Aussehen nicht über die Grausamkeit hinwegzutäuschen, die in seinen silberblauen Augen durchschien.
    Valandras Vater pflegte immer zu sagen: „McGregor ist wie der Biss einer Viper - grausam und tödlich. Der Unterschied liegt nur darin, dass die Schlange tötet, um zu überleben. McGregor hingegen tötet und verstümmelt, weil es ihm Lust bereitet.“
    Valandra schauderte innerlich. Dieser Mann führte irgendetwas im Schilde, das konnte sie bis in den hintersten Winkel ihres Seins fühlen.
    Unter Owens aufmerksamen Augen und gefolgt von den Lamont-Kriegern, führte Valandra die Neuankömmlinge in die große Halle, um ihnen

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