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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nicht unseren neuen Prinzen kennenlernen? «
    Sie atmete erleichtert auf und hob ihren Speer. »Ich würde eher allein zu den Ulten gehen! « Wieder zeigte Daires Gesicht diesen seltsamen Ausdruck. Doch diesmal fragte sie ihn nicht nach der Ursache. »Los, geh wieder zu ihm«, forderte sie ihn auf. »Thal wird dich brauchen. Jeder wird benötigt, um diesem Engländer Honig um den Mund zu schmieren. «
    Daire bewegte sich nicht. »Wahrscheinlich findet später noch ein Festessen statt. «
    Wütend warf Jura den Speer in die Mitte der Zielscheibe. »Ich glaube nicht, daß ich heute abend sehr hungrig sein werde. Los, verschwinde hier. Ich muß trainieren. «
    Daire runzelte verwirrt die Stirn. Ohne ein Wort drehte er sich um und ging auf die befestigte Stadt zu.
    Ärgerlich riß Jura den Speer aus dem Stroh der Zielscheibe. So viel also über die Rückkehr des Geliebten, dachte sie. Sie warf sich ihm an den Hals, und er stieß sie zurück. Nur einen Augenblick später riß er sie an sich und erzählte ihr, er wäre eifersüchtig! Warum hatte er seine Liebe nicht mit ein paar Küssen bewiesen? Warum hatte er nichts getan, um die Erinnerung an den Unbekannten auszulöschen?
    Wieder und wieder schleuderte sie ihren Speer. Sie wollte heute hart trainieren, um so erschöpft zu sein, daß sie nicht mehr an die Berührung des fremden Mannes oder an seine Lippen denken, oder —. Sie stieß einen Fluch aus, hob den Speer und verfehlte weit das Ziel. »Männer! « rief sie ärgerlich aus. Daire zog sie an den Haaren, ein anderer Mann hatte sie liebkost, und ein Engländer bedrohte ganz Lankonien! Wieder schleuderte sie ihren Speer, und diesmal traf sie genau ins Ziel.
    Rowan stand vor den Gemächern seines Vaters und versuchte sich den Reisestaub von den Kleidern zu klopfen. Er hatte keine Gelegenheit gehabt, die Kleidung zu wechseln, denn ihm war gesagt worden, daß Thal darauf bestanden hatte, ihn sofort zu sehen. Er wollte keine Minute länger warten.
    Wenn Rowan genau darüber nachdachte, mußte er sich sagen, daß Thal seine schmutzige Kleidung wahrscheinlich gleichgültig war. Denn auch das Haus seines Vaters schien ziemlich verwahrlost zu sein. Jetzt straffte er die Schultern und stieß die schwere Eichentür auf. Das Zimmer lag im Halbdunkel. Schweigend musterten sich Vater und Sohn.
    Thal lag auf einem Berg von Tierfellen. Dies paßte hervorragend zu ihm, denn Thal war ein ungeschlacht wirkender Mann. Er war außergewöhnlich groß und maß fast zwanzig Zentimeter mehr als Rowan. Er war jedoch schmaler gebaut als sein Sohn. Vielleicht war sein Gesicht einmal hübsch gewesen, doch jetzt wurde es von unzähligen Narben entstellt. Rowan konnte sich diesen Mann sehr gut auf einem feurigen Hengst vorstellen, wie er das Schwert über dem Kopf schwang und tausend Männer in eine Schlacht führte, die er gewinnen würde.
    »Komm zu mir, Sohn«, flüsterte Thal mit schmerzzerrissener Stimme. »Komm, setz dich zu mir. «
    Rowan ließ sich auf der Bettkante nieder. Krampfhaft versuchte er die aufsteigende Angst zu unterdrücken. Jahrelang hatte er an sich gearbeitet, damit die Berichte seines Lehrers an Thal möglichst gut ausfielen. Immer hatte er diesem Mann, den er nie gesehen hatte, gefallen und seine Erwartungen erfüllen wollen. Jetzt, als er Thal vor sich sah, dachte er, der Vater müßte von seinem blonden Sohn enttäuscht sein… Doch Rowan verbarg seine Gefühle.
    Thal hob eine vernarbte, kräftige Hand und berührte die Wange seines Sohnes. Seine dunklen Augen glänzten vor ungeweinten Tränen. »Du siehst meiner wunderschönen Anne sehr ähnlich. « Seine Hand glitt über Rowans Arm. »Und du hast die Statur der Männer ihrer Familie. « Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. »Aber du hast die Größe eines Lankoniers. Zumindest das hast du von mir! Und dieses Haar! So war Annes Haar. «
    Thal wollte lachen, doch dann schüttelte ihn der Husten. Rowan glaubte zu wissen, daß sein Vater jede Hilfe ablehnen würde. Also blieb er ruhig sitzen, bis der Anfall vorüber war.
    »Irgend etwas frißt an mir. Ich weiß es schon seit Iangem, doch ich wollte erst sterben, wenn ich dich gesehen habe… Hat William dich gut behandelt? «
    »Sehr gut«, erwiderte Rowan leise. »Ich hätte nicht mehr verlangen können. «
    Thal lächelte und schloß die Augen. »Ich wußte, daß er sich so verhalten würde. Er hat dich immer geliebt. Vom Tag deiner Geburt an warst du sein Augapfel. Nach Annes Tod… « Er schluckte schwer. »Mein

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