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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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bald von Eurer selbstzufriedenen Überheblichkeit genug haben. Dann wird irgend jemand aus Eurer Umgebung ein paar Köpfe rollen lassen. « Ihre Augen wurden schmal. »Und dieser Neile wird zuerst dran glauben. «
    »Neile? « fragte Rowan. »Hat er dich etwa belästigt? «
    »Denkt doch nicht immer nur an das eine! Neile haßt die Lankonier, und er läßt es uns spüren. So — jetzt habe ich Hunger. Ich rieche das Essen schon. Darf ich etwas essen oder habt Ihr auch geschworen, mich hungern zu lassen? «
    Rowans Nüstern bebten zornig, doch er beherrschte sich. »Los. Iß. Wer bin ich dich denn, daß ich dir was zu befehlen habe? « Er drehte sich um und ging hinunter in die Halle.
    Jura wollte ihm folgen, aber Philip nahm sie bei der Hand. »Lankonische Krieger halten keine Händchen«, wies sie ihn zurecht. »Und halte dich gerade. Wie willst du denn ein Lankonier werden, wenn du immer so daherschlurfst? «
    »Ja, Sir«, antwortete Philip. Jura berichtigte ihn nicht, denn der Junge stand jetzt ganz gerade da.
    Sie lächelte auf ihn nieder. »Vielleicht können wir anständige Kleidung für dich auftreiben. Etwas, das besser zu einem Krieger der Irial paßt. «
    »Auch ein Messer? « fragte er mit leuchtenden Augen.
    »Natürlich! Auch ein Messer. «
    In der Halle waren lange Tische aufgestellt worden. Diener reichten Platten mit Fleisch und Gemüse herum. Jura wollte sich am Ende des Tisches niederlassen, aber Rowan führte sie stimrunzelnd zu seiner Bank, damit sie neben ihm Platz nehmen konnte. Philip folgte ihr wie ein Schatten.
    »Philip«, rief Lora, die ebenfalls neben Rowan saß. Sie deutete ihrem Sohn, er solle sich zu ihr setzen.
    »Jura erlaubt, daß ich neben ihr sitze«, behauptete der Junge.
    Lora wollte aufspringen, doch Rowan gebot ihr Einhalt.
    Ein Priester segnete das Mahl. Am Essen nahmen etwa fünfzig Tischgäste teil. Alle fielen über die Speisen her, als wären sie am Verhungern. Laut stritten sie sich über Waffen, Pferde und die Frage, wer wohl der beste Kämpfer wäre.
    Auf einmal gingen sich zwei gegenseitig an die Kehle und versuchten sich zu erwürgen.
    Obwohl Rowan schon einen Vorgeschmack auf das heftige lankonische Temperament bekommen hatte, traf ihn dieser Ausbruch völlig unvorbereitet. Er unterhielt sich gerade mit Lora und war deshalb nicht imstande, gleich zu reagieren.
    Nicht so Jura. Sie sprang auf den Tisch, stampfte mit zwei langen Schritten darüber hinweg und warf sich auf die Männer. Dabei gerieten sie alle drei aus dem Gleichgewicht und fielen auf den Fußboden. Sie lagen inmitten von Essensresten und bellenden Hunden.
    Noch im Fallen zog sie ihr Messer. »Ich werde dem nächsten Mann, der die Mahlzeit stört, das Herz aus dem Leib schneiden«, brüllte sie.
    Die Männer beruhigten sich sofort und standen auf.
    Die anderen Lankonier hatten es angesichts dieses völlig normalen Vorganges nicht für nötig gehalten, ihr Mahl zu unterbrechen. Aber für die Engländer war ein solcher Vorfall durchaus nicht normal. Jura stand auf, klopfte sich den Schmutz aus den Kleidern und begegnete den Blicken von Rowan und seinen drei Rittern. Die Engländerin war ebenfalls aufgestanden. Sie sah ängstlich aus und drückte ihren kleinen Jungen an sich.
    Jura hatte keine Ahnung, was sie verbrochen hatte. Rowans Gesicht leuchtete so rot wie der Sonnenuntergang, seine Kiefermuskeln zuckten. Die Adern am Hals traten hervor wie Stricke. Seine drei Ritter schauten völlig entgeistert drein.
    Jura schob ihr Messer in den Gürtel. »Das Essen wird kalt. «
    Philip riß sich von seiner Mutter los und lief zu Jura.
    Sie strich dem Jungen übers Haar und lächelte. Dann beugte sie sich hinunter, faßte ihn bei den Schultern und hielt ihn auf Armlänge von sich, so daß sie ihm ins Gesicht blicken konnte. »Was ist das denn? « fragte sie leise. »Angst bei einem Lankonier? «
    »Mädchen können nicht gegen Männer kämpfen«, flüsterte der Junge.
    »Stimmt. Aber das waren nur Raban und Sexan. Die haben laufend Streit. Jetzt stell dich gerade hin und —« Jura unterbrach sich, weil Lora ihren Sohn wegzerrte.
    »Wie könnt Ihr es wagen«, rief Lora. »Wie könnt Ihr es wagen, meinen Sohn zu berühren und ihm Eure gewalttätigen Sitten beizubringen? Ihr seid keine Frau! Ihr seid offensichtlich nicht dazu geeignet, Euch in der Nähe von Kindern aufzuhalten! «
    Jura stand auf und ging auf Lora zu. Ihre Augen blickten kühl und hart. Rowan stellte sich zwischen die beiden Frauen. »Komm mit«,

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