Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
dieser Schlacht starb mein Vater. « Sie wandte sich ab, setzte sich auf die Bettkante und begann ihre Stiefel aufzuschnüren.
    Rowan drehte sich zu ihr um. »Was weißt du über die Grenzen? «
    »Mehr als Ihr, scheint mir. «
    Er stand auf, nahm die Karte und breitete sie auf dem Bett aus. »Zeig mir, was sich verändert hat. Feilan hat diese Karte vor über zwanzig Jahren gezeichnet. Wen hat mein Vater sonst noch abgeschlachtet, um an fremdes Land heranzukommen? «
    Jura streifte ihre Stiefel ab und bewegte ihre nackten Zehen. »Thal hat nur getan, was er tun mußte. Die Hälfte vom Land der Vatell liegt in den Bergen. Dort gedeiht nichts. Also überfielen die Vatell die Irial, um unser Getreide zu stehlen. «
    »Deshalb hat mein Vater ihren Raubzügen ein Ende gemacht«, meinte Rowan nachdenklich. »Wie geht es denn den Vatell im Winter? «
    »Nicht sehr gut«, erwiderte Jura. »Habt Ihr Euch etwa vorgenommen, alle Lankonier und ihre Bräuche zu hassen? «
    Rowan sah überrascht aus. »Wie kann ich denn mein eigenes Volk hassen? Hier, zeig mir die neuen Grenzen. «
    Sie schmiegte sich an ihn und markierte mit einem Finger das Gebiet der Vatell. »Es sind einsichtige Leute. Zumindest verhalten sie sich fair«, erklärte sie. »Nicht wie die Zerna oder die Ulten. Die Vatell sind —«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach er sie unduldsam. »Jetzt zeig mir die Getreidefelder der Irial. «
    »Wenn Ihr schon soviel wißt — warum nicht auch das? «
    Rowan deutete auf einen Punkt der Karte. »Wenn sie nicht verlegt wurden, dann liegen sie genau hier. Sie werden von drei Flüssen geschützt und umsäumt. Außerdem kontrolliert sie die Garde in regelmäßigen Abständen. An Getreidesorten werden Gerste, Weizen und Roggen angebaut. Auf dieser Ebene hier werden Schafe gehalten. Die Pferde der Irial sind Abkömmlinge der Rösser, die einst den Fearen gestohlen wurden. Noch immer überfallen junge Irial des Nachts die Lager der Fearen. Sie durchqueren das Land der Vatell hier, wo der Wald dichtesten ist, dann nehmen sie den Ziegenpfad, der dort verläuft, bis —«
    »Woher wißt Ihr das? « fragte Jura.
    »Wenn andere Jungen im Hof Ball spielten, mußte ich bei Feilan sitzen und die Sprache der Ulten lernen. «
    »Der Ulten? « fragte Jura. »Niemand kann ihre kehligen Laute aussprechen. Das ist überhaupt keine Sprache, sondern nur ein Grunzen und Stöhnen! «
    Rowan legte sich bequem aufs Bett. »Es mag sich vielleicht so anhören, aber tatsächlich ist es so etwas wie ein lankonischer Dialekt. Nur ein Beispiel: Dein Wort für >Frau< lautet telna. Ihre Bezeichnung dafür ist te’na. Bei der zweiten Möglichkeit kommt man schneller zum selben Ergebnis. «
    Jura zog ihre Füße unter sich. »Eine bequemere Möglichkeit. Die Ulten sind ein faules, verlogenes Volk. Alle anderen Stämme hassen sie. «
    »Um so besser, wenn wir die Stämme vermischen. Jetzt bleiben die Ulten nur in ihren Bergen und treiben Inzucht, bis sie nur noch Stroh im Kopf haben! «
    »Ein weiterer Beweis dafür, daß Euer Plan, die Stämme zu einen, zum Scheitern verurteilt ist«, wandte Jura ein. »Wer will schon eine Ulten heiraten? «
    Rowan sah sie belustigt an. »Ein Zerna«, erwiderte er.
    Jura lachte und streckte sich aus. Nur die Landkarte lag noch zwischen ihnen auf dem Bett.
    »Während des Honoriums hatte ich Alpträume, daß Mealla gewinnen würde«, gestand Rowan. »Mein Problem bei der Vermischung der Stämme ist folgendes: Ich frage mich, wer wohl die Frauen der Zerna heiraten will. Sehen sie alle aus wie Mealla und ihre Gefährtinnen beim Honorium? «
    Jura legte den Kopf auf ihren Ellbogen. »Den Männern der Fearen könnten die Zernafrauen gefallen. Die Fearen sind kleine, schmale, dünne Männer. Thal sagte immer, daß ihre Körpergröße sie ärgern würde. Die Zernafrauen würden den Fearen wahrscheinlich zusagen, weil ihre gemeinsamen Kinder dann größer würden. «
    Rowan grinste sie an. »Und die Poilen? Wen können wir den Poilen zur Ehe anbieten? «
    »Das ist nicht einfach«, meinte Jura nachdenklich. »Die Poilen glauben, daß Nachdenken wichtiger ist als Essen oder Vergnügen. «
    »Dann sollten wir ihnen ein paar von den gutgebauten kleinen Fearenfrauen zu teilen. Sie können einen Mann dazu bringen, seine Gedanken von den Büchern zu lösen und sich irdischeren Gelüsten zuzuwenden. «
    Jura betrachtete ihn. Er sah wirklich sehr gut aus. Das Kerzenlicht ließ seine goldenen Haare schimmern. Sie hatte auf einmal den Drang, es

Weitere Kostenlose Bücher