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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sie es geahnt hätte — ein dritter Mann aus dem Dickicht sprang. Er rannte mit gezücktem Schwert direkt auf sie zu. Sie parierte den Angriff, und Stahl schlug auf Stahl.
    »Lauf weg, Jura! Lauf weg! « befahl Rowan, und sie fluchte, weil er versuchte, sie zu verwirren. Sie hatte gelernt, Befehle zu befolgen, aber das war eindeutig ein schlechter Befehl gewesen.
    Sie setzte all ihre Kraft ein, um den Mann zu besiegen. Sie zögerte selbst dann nicht, als sein Schwert sie am Oberarm verwundete. Der Mann focht wie rasend, doch Jura parierte jeden Stoß mit ihrem Schwert. Dann ging sie zum Gegenangriff über und trieb ihn mit wilden, aggressiven Paraden zum Waldrand.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, daß Rowan seinen Kampf beendet hatte und zu ihr lief. Doch dann blieb er stehen und beobachtete sie.
    Jura nagelte den Räuber gegen einen Baum und wollte ihm gerade das Schwert in den Bauch rammen.
    »Nein! « rief Rowan. »Er ist ein Lankonier. «
    »Er ist ein Vatell«, wandte Jura ein, aber sie zögerte. Schließlich verschonte sie den Mann.
    »Hier«, sagte Rowan und hielt ihm eine große Fleisch Pastete entgegen. »Nimm das und verschwinde mit deinen Freunden. Sie sind nur verwundet. Merkt euch, daß euch der König das Leben geschenkt hat. Der König aller Lankonier. «
    Der Räuber starrte Rowan an, als ob er einen Verrückten vor sich hätte. Dann schnappte er sich die Pastete und rannte in den Wald. Die beiden anderen humpelten ihm stöhnend hinterher.
    Die Sonne ging gerade auf. Rowan besah sich Juras blutenden Arm und führte sie zu einem Felsen, auf den sie sich setzte. Dann holte er Verbandszeug und frisches Wasser aus seinen Satteltaschen. Behutsam wusch und verband er die Wunde, die nicht sehr tief war.
    »Das habe ich noch nie gesehen«, gab er leise zu. »Ich meine die Art, wie du meinen Rücken gedeckt hast. Feilan hat mir nichts von Frauen erzählt, die einem Mann Rückendeckung geben. «
    »Vielleicht hielt er es für selbstverständlich. Was macht eine Engländerin in einer solchen Situation? Wenn Ihr mit Eurer Schwester hiergewesen wärt, was hätte sie getan? «
    »Lora hätte sich im Wald versteckt. Das habe ich dir ja auch befohlen. «
    »Und der dritte Räuber hätte sie gefangengenommen. Oder er hätte Euch getötet. Zusammen sind wir unschlagbar, weil unsere Augen überall sind. «
    Rowan runzelte die Stirn. »Das sehe ich auch so. Aber es gefällt mir nicht. Den Männern sollte beigebracht werden, einander Rückendeckung zu geben. «
    »Männer sind die stärkeren Kämpfer. Ziemlich oft paßt eine Frau nur auf und kämpft nicht. Es wäre falsch, einen starken Arm nur als Wache zu benutzen. «
    Rowan befestigte den Verband, aber er runzelte noch immer die Stirn. »Ich danke dir für deinen Schutz. Aber das nächste Mal mußt du —«
    Jura küßte ihn, und beide waren sehr überrascht.
    Er löste sich von ihr. Seine Augen waren dunkel vor Verlangen. »Jura«, flüsterte er.
    Sie wußte, was er fordern würde — sie sollte ihn bitten. Ärgerlich stand sie auf und ging zu ihrem Pferd. »Wenn wir zu Brita wollen, müssen wir jetzt aufbrechen. « Ihre Stimme bebte vor Wut.
    Sie ritten immer höher in die Berge, die die nördliche Grenze Lankoniens bildeten. Die Luft wurde kühler und dünner. Außerdem benutzten sie nicht den Pfad, den Cilean ihnen empfohlen hatte, so daß sie länger zu Britas befestigter Stadt brauchten.
    Rowan ritt neben Jura, doch sie sah ihn nicht an.
    »Wie sieht Brita aus? « fragte er.
    Jura reckte ihr Kinn. »Ich habe sie noch nie gesehen, und ich habe auch noch nie jemanden nach ihrem Aussehen gefragt. Da sie Daires Mutter ist, muß sie alt sein. Sie hat Heere gegen die Fearen und Thal befehligt. Als ich noch ein Kind war, hörte ich, daß sie sogar die Zerna angegriffen hat. Daher nehme ich an, daß sie viele Schlachtnarben haben muß. Ich glaube nicht, daß sie eine Schönheit ist — wenn es das ist, was Ihr wissen wollt. «
    »Jura, können wir nicht —« begann Rowan, aber Jura trieb ihr Pferd weiter.
    Sie konnte ihm viel von seinem seltsamen Verhalten verzeihen, weil er Engländer war. Aber sie konnte ihm nicht vergeben, daß er in einer Minute einer Dienerin schmeichelte und sie ein paar Stunden später abwies. Gegen Mittag hielten sie an einem Bach an und aßen etwas. Jura musterte im Wasser ihr Spiegelbild. Sie hatte sich noch nie zuvor um ihr Aussehen gekümmert, sondern nur ihre Tüchtigkeit im Umgang mit Waffen trainiert. Doch sie hatte sehr wohl die Blicke in

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