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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mir, daß du sofort zu den Irial zurückreitest. «
    »Ich schwöre nicht so leichtfertig wie Ihr. Als Cilean Gefangene der Vatell war, ist sie ein paarmal in dem Haus gewesen, und daher weiß ich einiges darüber. Ihr werdet mir folgen und —«
    »Ich werde dir nicht folgen«, protestierte er. »Du wirst dich im Wald verstecken, bis wir zurückreiten. «
    »Wir werden sehen«, erwiderte Jura und lächelte wieder.
    Die Mauern des großen Landhauses zeichneten sich deutlich im Mondschein ab. Man hörte nur das leise Prusten der Pferde und das klirrende Schwert eines Gardisten der Vatell.
    Rowan und Jura drückten sich flach an die Mauer. Als die Wache vorbeigegangen war, wies Jura Rowan an, ihr durch eine kleine Holztür in die Speisekammer zu folgen. Dort waren Enten, Gänse, Wildbret, gebratene Hühner und Fleischpasteten zu sehen.
    Jura öffnete vorsichtig eine Tür und schlüpfte in einen schmalen Flur, an dessen Ende Licht schimmerte. Gedämpfte Stimmen waren zu hören. Sie wollte in Richtung
    Licht gehen, aber Rowan packte sie an ihrer Tunika. Er deutete auf eine steile, dunkle Wendeltreppe, die nur ein paar Meter entfernt lag. Mit gezücktem Schwert ging Rowan die Stufen hinauf.
    Es war leicht, den Schlafraum der Herrschaft zu finden, denn es handelte sich um den einzigen abgeschlossenen Raum im ersten Stock. Sie versteckten sich in einer Nische, als eine Dienerin vorbeieilte. Dann schlüpften sie in das Zimmer und wandten sich gleich der großen Truhe zu, die an der Wand stand.
    Die Vatell kleideten sich ähnlich wie die Irial: Schnürstiefel und eine Tunika, die die Knie freiließ. Rowan zog eine blaue Tunika aus leichtem Wollstoff aus der Truhe.
    »Nein«, flüsterte Jura. »Sie hebt das Blau Eurer Augen zu sehr hervor. «
    »Oh«, fragte Rowan voller Interesse und sah sie an. Sie waren sich so nahe, daß sich ihre Nasen fast berührten. »Ich wußte ja gar nicht, daß du auf meine Augenfarbe geachtet hast. «
    »Ein paarmal schon«, murmelte sie.
    Er schien sie gerade küssen zu wollen, als die Türklinke sich bewegte. Jura sprang in die große Truhe und Rowan folgte ihr. Er schloß den Deckel. Sie wurden eng aneinandergedrückt. Ihre warmen Körper berührten sich, aber — unglücklicherweise — auch ihre Waffen. Etwas drückte sich schmerzhaft in Juras Rippen, und sie war sicher, daß es sich um Rowans Streitaxt handelte. Sie wagte nicht, ihre Lage zu verändern, weil sie eine Entdeckung fürchtete.
    So lag sie still da und lauschte auf die Schritte im Zimmer. Eine Dienerin, dachte sie. Jura hielt den Atem an, als die Schritte näher kamen. Sie spannte all ihre Muskeln, um sofort aufspringen zu können.
    Als die Dienerin den Deckel der großen Eichentruhe hochhob, sprangen ihr zwei furchterregende Ungeheuer entgegen, die ihr beide an die Kehle gingen.
    Lautlos fiel die Frau in Ohnmacht.
    Rowan und Jura, die sich auf einen Kampf gefaßt gemacht hatten, sahen auf die kleine Gestalt zu ihren Füßen und brachen in Lachen aus. Es war das erste Mal, daß sie gemeinsam lachten.
    Kichernd kramte Jura Kleidungsstücke aus der Truhe. »Hier, das nehmen wir. Besser, wir fesseln die Frau und legen sie in die Truhe, damit wir flüchten können. «
    Sie wickelten das Mädchen in ein Kleid ihrer Herrin, knebelten sie mit einem Strumpf, und Rowan legte sie sanft in die Truhe. Ihre Augen öffneten sich und blickten Rowan ängstlich an.
    »Hab’ keine Angst, Süße«, beruhigte er sie. »Du hast genug Luft zum Atmen, und man wird dich bald finden. Jemand, der so hübsch ist wie du, wird bestimmt vermißt. Ruh dich nur aus, du wirst bald wieder in Sicherheit sein. « Er beugte sich vor und küßte sie auf die Stirn. Er entging nur knapp dem Deckel der Truhe, als Jura ihn zuknallen ließ. Rowan konnte gerade noch seine Finger herausziehen.
    »Tut mir leid«, meinte sie. »Er ist mir aus der Hand gerutscht. Können wir gehen, oder wollt Ihr hierbleiben und Diener werden? «
    »Ich bin fertig«, erwiderte er und lächelte ihr zu. »Ich glaube, du willst vorangehen. «
    »Der Fähigste sollte vorangehen«, zischte sie und ging zur Tür.
    Sie gelangten ohne Zwischenfall zur Speisekammer. Rowan nahm zwei Pasteten mit, als sie nach draußen gingen. Er fühlte sich sehr wohl, nachdem sich Jura oben typisch weiblich verhalten hatte. Er hatte schon die Hoffnung aufgegeben, daß sie jemals Interesse an ihm bekunden würde.
    Es gelang ihnen, die Wachen zu umgehen. Sie liefen in gebückter Haltung zum Wald, sprangen auf ihre Pferde

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