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Imagica

Imagica

Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Pie leise. »Warum öffnest du dich nicht den Träumen?«
    »Weil ich dich nicht träumen will«, antwortete Gentle.
    »Unsere Reise dient dem Verstehen. Wie soll mir irgend etwas begreiflich werden, wenn ich die Realität durch einen Filter aus Illusionen sehe?«
    »Vielleicht besteht die Realität aus Illusionen.«
    »Nein«, erwiderte Zacharias schlicht.
    »Verschieb es auf morgen«, lockte der Mystif. »Sieh morgen nur die Wirklichkeit, doch heute abend... Gönn dir Spaß und Freude. Ich bin nicht der Grund für unseren Aufenthalt in Imagica. Ich bin nicht das Rätsel, das du hier lösen willst.«
    »Vielleicht irrst du dich«, entgegnete Gentle, und ein Lächeln schwang in seiner Stimme mit. »Vielleicht bist du der Grund. Und auch das Rätsel. Wenn wir hierbleiben, eingesperrt in diesem Raum, ganz allein... Ich glaube, wir könnten die Krankheit von Imagica mit dem heilen, was uns verbindet.«
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    Das Lächeln erschien jetzt auch auf seinem Gesicht. »Das wird mir nun klar. Deshalb möchte ich dich so sehen, wie du wirklich bist - damit uns keine Lügen trennen.« Erneut berührte er das Geschlecht des Mystifs. »Damit könntest du bumsen oder gebumst werden, wie?«
    »Ja.«
    »Und du wärst imstande, Leben zu schenken, zu gebären?«
    »Bei mir ist das noch nie der Fall gewesen. Aber es gibt Beispiele dafür.«
    »Und du bist auch in der Lage, zu befruchten?«
    »Ja.«
    »Wundervoll. Hast du noch andere Fähigkeiten?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich kenne nur Mann und Frau, nur eindringen und empfangen. Aber ich weiß auch: Das kann nicht alles sein. Es ist noch mehr möglich.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Es gibt noch einen dritten Faktor?«
    »Ja.«
    »Ich möchte ihn kennenlernen. Am eigenen Leib.«
    »Unmöglich«, erwiderte Pie. »Du bist ein Mann. Bei dir ist das Geschlecht unveränderlich.« Er tastete nach Gentles Penis, der noch immer schlaff in der Hose ruhte. »Dies kann ich nicht wegnehmen. Außerdem: Daran kann dir wohl kaum etwas gelegen sein.« Er zögerte und runzelte die Stirn. »Oder?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht bin ich doch bereit, auf meinen Schwanz zu verzichten.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Es kommt ganz auf den ›dritten Faktor‹ an. Wenn er reizvoll genug ist... Inzwischen bin ich an alle Verwendungs-möglichkeiten für meinen Pimmel gewöhnt.«
    Pie schmunzelte. Es war ein zartes, behutsames Lächeln, als laste das zuvor von Gentle empfundene Unbehagen nun auf ihm. Der Glanz der Augen trübte sich ein wenig.
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    »Was denkst du?« fragte Zacharias.
    »An die Furcht, die du in mir entstehen läßt.«
    »Furcht wovor?«
    »Vor zukünftigem Schmerz. Davor, dich irgendwann zu verlieren.«
    »Du wirst mich nicht verlieren.« Gentles Hand wanderte zum Hals des Mystifs, strich ihm über den Nacken. »Wie ich schon sagte: Wir beide können Imagica retten. Wir sind stark, Pie.«
    Die Besorgnis wich nicht aus Pie'oh'pahs Zügen. Gentle beugte sich vor und küßte ihn, erst zurückhaltend, dann mit einer Leidenschaft, die der Mystif nicht sofort erwiderte. Eben auf dem Bett hatte er die Rolle des Verführers gespielt, doch nun verhielt es sich genau umgekehrt. Zacharias griff ihm zwischen die Beine und streichelte Pie dort, um ihn von seinem Kummer abzulenken. Warm begegnete das Fleisch den zärtlichen Fingern, schien sich ihnen entgegenzuwölben, mit einer Feuchtigkeit, die sie gierig wahrnahmen. Gentles Hand glitt tiefer, spürte mehr Einzelheiten. Hier verwehrte sich nichts. Dieses Fleisch kannte weder Scham noch Kummer, nur Lust und ein Begehren, das den Menschen sofort erregte.
    Sexuelles Verlangen im Gesicht einer Frau war zweifellos aphrodisisch, und dies hier entfaltete die gleiche Wirkung.
    Mit der anderen Hand löste er den Gürtel und wollte seinen Penis hervorholen, der sich inzwischen schmerzhaft fest versteift hatte. Aber der Mystif kam ihm zuvor, nahm das Glied und führte es mit einer Hast in sich, die in seinem Gesicht keinen Niederschlag fand. Gentle tauchte ganz ins Bad des anderen Geschlechts, mit Schaft und Hoden, und dies linderte den Schmerz, entlockte ihm ein wohliges Seufzen - er kam sich vor wie ein Süchtiger, der nach monatelangem Entzug endlich Erleichterung fand. Der Mystif schloß die Augen und öffnete den Mund. Gentle schob ihm die Zunge zwischen die Lippen, und das Geschöpf reagierte mit einer Inbrunst, die es nun zum 465

    erstenmal offenbarte. Es schlang die Arme um Zacharias'
    Schultern und gab ihn auch dann nicht frei, als es rückwärts fiel

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