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Imagica

Imagica

Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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nicht nur einmal, sondern immer wieder, als wolltest du nicht nur deinen Schwanz in sie hineinschieben, sondern auch den Rest deines Körpers. Irgendwann bleibst du erschöpft neben ihr liegen...«
    Gentle ahnte, was nun kam.
    »Ich bin im Kreis eingeschlafen?« fragte er.
    »Ja.«
    »Und du bistdie Folge davon.«
    »In der Tat. Eines kann ich dir sagen: Die Geburt hatte es in sich. Die meisten Leute erinnern sich nicht daran, wie sie auf die Welt gekommen sind, aber ich weiß es ganz genau! Ich öffnete die Augen im Kreis, sah Judith und beobachtete, wie Materie auf mich herabregnete, sich um meinen Geist herum verfestigte, zu Knochen und Fleisch wurde.« Sartoris Gesicht war jetzt völlig ausdruckslos. »Nach einer Weile merkte Judith, 724

    daß ihr jemand Gesellschaft leistete; daraufhin wandte sie den Kopf und sah mich an ihrer Seite. Ich war noch nicht fertig und kam einer lebenden Anatomielektion gleich. Jenes Geräusch, das sie von sich gab... Ich werde es nie vergessen.«
    »Ich bin nicht aufgewacht?« warf Gentle ein.
    »Du bist wie in Trance nach unten gegangen, um dir das Gesicht zu waschen, und dabei hat dich der Schlaf eingeholt.
    Später fand ich dich auf dem Tisch im Eßzimmer.«
    »Und der Zauber funktionierte, obgleich ich den Kreis verließ?«
    »Du scheinst großen Wert auf technische Einzelheiten zu legen. Ja, der Zauber funktionierte. In deinem Fall stieß die Magie auf keine Schwierigkeiten. Sie brauchte Stunden, um Judith zu decodieren und ihre Doppelgängerin zu erschaffen.
    Bei dir war alles viel einfacher. Innerhalb weniger Minuten wurde deine physische Struktur erfaßt, und meine Geburt nahm nur einige Stunden in Anspruch.«
    »Hast du von Anfang an gewußt, wer du bist?« brachte Gentle verblüfft hervor.
    »Ja. Ich war du, voller Lust und Begierde. Ich war du, voller Alkohol-Visionen. Ich war du, erfüllt von dem Wunsch, zu bumsen und zu bumsen. Aber ich war auch du, als du alles hinter dir hattest, als du mit schlaffem Schwanz und leerem Kopf zwischen Judiths Beinen hocktest und dich fragtest, wofür du eigentlich lebst. Ja, ich war auch jener Mann und empfand es als schrecklich, beide Gefühle gleichzeitig in mir zu wissen.« Sartori zögerte. »Die entsprechenden Empfindungen sind auch jetzt noch in meinem Innern lebendig, Bruder.«
    »Wenn ich davon gewußt hätte... Ich wäre bestimmt bereit gewesen, dir zu helfen.«
    »Auf welche Weise?« fragte der Autokrat. »Vielleicht hättest du mich nach draußen in den Garten gezerrt, um mich dort wie einen tollwütigen Hund zu erschießen. Ich konnte dein Verhal-725

    ten mir gegenüber unmöglich vorhersagen. Als ich das Zimmer verließ und nach unten ging... da hast du tief und fest geschlafen. Eine Zeitlang beobachtete ich dich, während alles in mir danach drängte, dich zu wecken, mein Entsetzen mit dir zu teilen. Aber bevor ich den dafür nötigen Mut sammeln konnte, traf Godolphin ein. Ich versteckte mich. Joshua weckte dich.
    Ihr habt miteinander gesprochen, seid dann wie zwei werdende Väter die Treppe zum Meditationszimmer hochgeeilt. Wenige Sekunden später hörte ich euren Jubel und begriff: Meine Geburt hätte euch bestimmt nicht veranlaßt, Freudenschreie auszustoßen.«
    »Und weiter?«
    »Ich stahl etwas Geld und Kleidung. Und dann machte ich mich auf und davon. Irgendwann ließ die Furcht nach. Ich fand mich mit der eigenen Identität ab und spürte ein Verlangen in mir, das ich offenbar von dir geerbt habe. Ich wünschte mir...
    Ruhm.«
    »Und hiermit wolltest du ihn erringen?« Gentle wandte sich wieder dem Fenster zu. Das Glühen des Kometen durchdrang Rauch und Wolken, entriß die Bilder der Verheerung der Nacht. »Herzlichen Glückwunsch, Bruder«, fügte Zacharias abfällig hinzu.
    »Einst war es eine große und großartige Stadt. Und es wird nicht die letzte sein. Wir bauen eine noch größere und großartigere, wir beide. Und wir herrschen gemeinsam über sie.«
    »Da irrst du dich«, widersprach Gentle. »Mir liegt nichts an einem Reich.«
    »Es muß dazu kommen.« Sartori geriet allmählich in Fahrt und begeisterte sich für die eigene Zukunftsvision. »Du bist der Rekonziliant, Bruder. Du bist der Heiler von Imagica. Begreifst du nicht, was das für uns beide bedeuten könnte? Wenn du die Domänen zusammenführst, muß es eine große Stadt geben -
    ein neues Yzordderrex -, um die fünf Welten vom einen Ende 726

    bis zum anderen zu verwalten. Ich baue sie als neuer Gebieter, und du kannst mein Papst

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