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Imagon

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Titel: Imagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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lebendigen Wirt erstarren sie wieder in Leblosigkeit.
    Was Sie jedoch über Chapmann und die anderen erzählt haben, und was Sie in diesen – Tagebüchern, Notizbüchern, was auch immer – beschreiben, Professor, ist ein gigantischer Mikrobenverband, der all diese Erkenntnisse ad absurdum führt! Viren wollen ihren Wirtsorganismus in ihresgleichen umwandeln, doch bis heute gelang ihnen dies nie völlig. Die bisherigen Ergebnisse waren ein Gemisch aus verflüssigter Körpersubstanz und Viren. Die parasitäre Lebensform jedoch, die Chapmann und die anderen befallen hat, scheint diesen gefürchteten letzten Schritt vollbracht zu haben – und was noch viel schlimmer wiegt: Sie lebt!
    Allem Anschein nach lauert dort draußen unter dem Eis eine biologische Zeitbombe, vor der sich jeder Experte für biologische Gefahren Zeit seines Lebens fürchtet und insgeheim hofft, dass sie nicht existiert: ein Andromeda-Stamm. Ein Virus, das absolut unberechenbar und tödlich ist. Das seine Wirte vollkommen assimiliert und zu seinesgleichen macht. Ein Weltuntergangserreger.«
    »Was diese Männer auf dem Gewissen hat, ist keinesfalls ein tödliches Virus«, warf Rijnhard ein.
    Kroghs Augen wurden schmal. »Nein? Seltsam, eine solche Behauptung gerade aus Ihrem Mund hören zu müssen, Dr. Rijnhard. Lassen Sie mich kurz überschlagen: Jorgensen, Chapmann, Soerensen, Tielles und Ericksen. Das sind fünf Tote innerhalb einer Woche.«
    »Sechs«, korrigierte ich ihn.
    Krogh war für einen Augenblick irritiert. Dann fragte er: »Von wem reden Sie?«
     
    Die Nachricht war für uns, die wir hier saßen und nun verhalten miteinander diskutierten, eine weitaus größere Überraschung als für Krogh, Broberg und Mertens. Es war bereits über eine Stunde her, seit wir unseren Inquisitoren erzählt hatten, was kurz vor ihrer Ankunft mit Chapmann und Talalinqua passiert war, und Mertens mit der Zusage, der Sache unverzüglich nachzugehen und den Leichnam des Schamanen suchen zu lassen, die Videoverbindung zwischen den Modulen getrennt hatte.
    Auch über die Möglichkeiten und Eventualitäten dessen, was die Suche ergeben würde, hatten wir diskutiert, über das Für und Wider. Sicher hatten sie die Audioverbindung vom unteren zum oberen Modul beibehalten und lauschten unseren Gesprächen. Als der Bildschirm endlich wieder aufleuchtete und Mertens’ Gesicht darauf erschien, genügte ein Blick in seine Augen, um uns Gewissheit zu geben.
    »Meine Herren«, sagte der Militär verstimmt, »falls dies ein Ablenkungsmanöver war, dann ein sehr schlechtes. An der von Ihnen beschriebenen Stelle liegt keine Leiche.«
    »Sie ist unter Schnee begraben«, erinnerte ich mich.
    »Richards’ Männer haben auf einer Breite von zweihundert Metern alles durchgewühlt. Sie fanden lediglich das hier.« Mertens hielt Talalinquas ramponierten Fell-Fetisch ins Bild.
    »Dann hat ihn womöglich sein Gefolge geborgen …«, überlegte Rijnhard laut.
    »Ausgeschlossen. Niemand, den wir nicht unten haben wollten, ist während der vergangenen zwölf Stunden in den Krater hinabgestiegen. Falls dort tatsächlich eine Leiche lag, ist sie nun verschwunden.«
    Wir sahen uns an, und jeder von uns wusste, was Mertens’ Worte zu bedeuten hatten.
    »Wie konnte er sich so rasch verwandeln?«, wunderte sich Stomford. »Bei Soerensen hat es vier Tage gedauert, bei Chapmann fast sechs.«
    »Ich hätte dieses Chapmann-Ding erschießen sollen!« Rijnhard bedachte mich mit einem missbilligenden Blick. »Nun rennt schon wieder so ein Gallert-Zombie herum …«
    »Womöglich hat er sich ebenfalls in den Abgrund gestürzt«, überlegte DeFries. »Es weiß immer mehr über uns …«
    »Nein«, widersprach Mertens, der zunehmend die Geduld zu verlieren schien. »Richards Leute überwachen das Gebiet um die Öffnung. Ihnen ist nichts aufgefallen.«
    »Er ist im Tempel!« Ich suchte DeFries’ Blick. »Talalinqua war bei der Begehung dabei und weiß, dass es einen Eingang gibt. Er wird versuchen, zum Tor zu gelangen …«
    »Zu welchem Tor?«, hörte ich Mertens fragen, schenkte ihm jedoch keine Beachtung.
    »Unmöglich!«, keuchte DeFries. »Er besitzt nicht das Wissen dazu. Selbst, wenn er jetzt zu den Anderen gehört.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Doch, Jon, Talalinqua weiß es! Er hatte ebenfalls Kontakt zu Sedmeluq!«
    »Dürfte ich bitte erfahren, worüber Sie reden?«, zerschnitt Mertens’ Stimme die Stille, die nach meinen Worten eingetreten war.
    Ich fixierte sein Antlitz auf dem

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