Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
Roxanne drohte nicht die mindeste Gefahr. Er hatte Benton persönlich ausgewählt und außerdem brauchte er ganz einfach etwas Raum, damit er endlich wieder einmal richtig Luft bekam.
Trotzdem war er gereizt und eindeutig nicht ganz auf der Höhe, als er das Archiv im ersten Stock des Polizeireviers betrat, und die Stunden, die er damit verbrachte, schwer lesbare Filme abzuspulen, trugen nicht unbedingt zu einem Stimmungsaufschwung bei. Trotzdem schob er immer neue Mikrofiches in das Gerät und starrte auf den Bildschirm, bis seine Augen brannten.
Ohne dass er irgendetwas fand.
Um Viertel vor sechs schob er seinen Stuhl ein Stück vom Tisch zurück, presste seine Hände gegen die müden Augen, machte sich eine Notiz über die zuletzt überprüften Daten, schob den letzten Stapel Mikrofiches zusammen und gab sie dem Dienst habenden Archivar zurück.
Auf dem Weg zurück zum Garden Crown fuhr er kurz nach Hause. Er hatte Luke gesagt, er würde sich mit Josie Lee vertragen, und plötzlich hatte er ganz einfach das Verlangen nach einer, wenn auch kurzfristigen, Rückkehr in sein wahres Leben.
Da Josie Lee, als er das Haus erreichte, noch nicht da war, holte er sich aus dem Kühlschrank die letzte Flasche Bier, schaltete zum Kampf gegen die in den Zimmern angestaute Hitze die Deckenventilatoren ein, legte eine T-Bone-Walker-CD auf, fläzte sich aufs Sofa, stellte die Füße auf das kleine Kaffeetischchen und ging den dort liegenden Stapel adressierter Briefe und Rechnungen durch.
Als die schluchzenden Gitarrenklänge, der Gesang des Saxophons und die sinnlich ruhigen Trommelschläge von »Blues Rock« an seine Ohren drangen, blickte er versonnen von den Rechnungen auf. Das sinnliche Instrumentalstück rief die Erinnerung an die Musik in Striplokalen und dadurch auch unweigerlich an Juliet in ihm wach. Er ließ den Blick durchs Zimmer schweifen und fragte sich, was sie wohl davon hielte. Ganz eindeutig war sie etwas völlig anderes gewohnt.
Krachend stellte er die Füße auf den Boden und richtete sich auf. Scheiße. Wie war er bloß auf diesen Gedanken gekommen? Er war völlig dämlich, eine vollkommen nutzlose Spekulation, denn schließlich würde sie das Zimmer ganz sicher niemals sehen. Und das sollte sie auch gar nicht. Jede Menge anderer Frauen würden seine Hütte kennen lernen, Frauen, denen die bescheidene Bleibe sicherlich gefiel. Er hob seine Flasche an die Lippen und trank den letzten Schluck von seinem Bier.
Im gleichen Augenblick wurde quietschend die Eingangstür geöffnet und schlug krachend hinter Luke und seiner Schwester zu.
Beau zuckte zusammen, als er merkte, wie argwöhnisch Josie Lee ihn mit ihren dunklen Augen maß.
Typisch Josie Lee jedoch, hatte sie sich sofort wieder in der Gewalt. »Aber hallo. Wen haben wir denn da? Wie geht’s, Beauregard – bist du vielleicht kurz vorbeigekommen, um zu überprüfen, ob das Schloss an meinem Keuschheitsgürtel aufgebrochen worden ist?«
»Josie«, tadelte Luke, Beau aber schüttelte den Kopf und stand entschieden auf.
Da seine Schwester eine kampfbereite Haltung einnahm, trat er möglichst vorsichtig und langsam auf sie zu. »Nein. Du stehst viel zu nah neben der Küchentür, und ich habe gelernt, dass das für einen Typen, der sich mit dir anlegt, ziemlich gefährlich werden kann.« Er stopfte die Hände in die Hosentasche, trat ein wenig dichter vor sie, legte den Kopf auf die Seite und erklärte: »Ehrlich gesagt, Süße, würdest du, wenn es nach mir ginge, im reifen Alter von fünfundneunzig in jungfräulicher Unberührtheit sterben. Ich kann es nicht ändern, so empfinde ich nun mal. Aber Luke hat gesagt, ich müsste mich benehmen, wenn ich es mir nicht völlig mit dir verderben will, und deshalb bin ich hergekommen, um mich zu entschuldigen.«
Sie bedachte ihn mit einem gleichermaßen nachdenklichen wie misstrauischen Blick, und so stieß er sie spielerisch mit einem seiner Ellenbogen an. »Komm schon, Josie, wir sollten uns wieder vertragen, findest du nicht auch?«
Ihre schwarzen Lider begannen wild zu flattern. »Lass mich gucken, ob ich dich richtig verstanden habe. Du willst dich also entschuldigen.«
»Jawohl.«
»Bei mir.«
»Du tust gerade so, als hätte ich noch nie in meinem Leben zugegeben, dass meine Meinung oder mein Verhalten falsch gewesen ist.«
Ihr klappte die Kinnlade herunter, und sie starrte ihn mit großen Augen an. »Du sagst, dass dein Verhalten falsch gewesen ist?«
Allmählich war er ernsthaft beleidigt, doch
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