Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
jedoch wieder wie angewurzelt stehen. »Du weißt genau, dass es ganz sicher nicht langweilig für mich ist, du weißt, es ist fantastisch.«
»Warum hast du dann nicht einfach gewartet, bis ich wieder nach Boston fliege? Dadurch hättest du uns beiden dieses unschöne Gespräch erspart.«
»Verdammt, Rosenknospe, du hast letzte Nacht gesagt, dass du mich liebst!«
Sie richtete sich kerzengerade auf. »Was?« Seit Tagen schluckte sie die Worte schon herunter, und auch gestern Abend hatte sie sie ganz bestimmt nicht hörbar formuliert. »Das habe ich ganz sicher nicht.«
»Doch, das hast du. Als wir miteinander geschlafen haben, hast du gesagt, dass du mich liebst.«
»Tja, nun.« Sie bedachte ihn mit einem möglichst kühlen Blick. »Was man beim Sex eben so alles sagt …«
Er trat noch einen Schritt näher. »Schwachsinn.«
»Es war ein anstrengender Abend.«
»Ja, das war es. Aber du hast es trotzdem so gemeint.«
»Ach ja? Tja, du musst es ja wissen, denn schließlich bist du der Experte auf diesem Gebiet. Aber vielleicht ziehst du in deine Überlegungen die Tatsache mit ein, dass du derjenige gewesen bist, der mich dazu gebracht hat, überhaupt beim Sex zu reden, und zwar über Dinge, über die jemand wie ich unter normalen Umständen ganz sicher niemals spricht.«
Gott, sie war es einfach leid. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie ihr Leben lang immer nur versucht, anderen zu gefallen: Vater, Großmutter … verdammt, der ganzen Welt. Davon hatte sie jetzt endgültig genug. Sie hatte Beau um nichts gebeten, doch selbst diese Bescheidenheit war offensichtlich nicht genug.
»Ich will dir mal was sagen, Beau. Ich will niemandem lästig sein, weshalb also ziehst du nicht einfach Leine?« Sie packte seinen Arm und führte ihn entschieden durch den Raum. »Wirklich. Es war durchaus amüsant, und ich danke dir für die Erfahrung.« Sie öffnete die Tür, schob ihn über die Schwelle, sperrte mit einem »Aber jetzt leb wohl« eilig hinter ihm ab und war wieder allein, wie sie es bereits seit ihrer frühesten Kindheit allzu oft gewesen war.
Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand, glitt matt daran herunter, bis sie auf der Erde hockte, vergrub den Kopf zwischen den Knien, und bereits nach wenigen Sekunden rann ihr ein dichter Strom von Tränen lautlos über das Gesicht.
22
Dies war bereits der dritte Tag in Folge, an dem Beau im Archiv der Wache alte Polizeiberichte durchging. Es war eine mühselige, frustrierende und bisher wenig lohnenswerte Arbeit, immer wieder schweiften seine Gedanken von den Akten ab und – unglücklicherweise – hin zu Juliet Rose.
Er sollte sich darüber freuen – verdammt, es sollte ihn sogar erleichtern -, dass sie ihm den Gefallen getan und es ihm so leicht gemacht hatte zu gehen. Nun, vielleicht war er nicht wirklich gegangen , schließlich hatte sie ihm die Tür der Suite gegen den Hintern knallen lassen, nachdem er unsanft von ihr über die Schwelle geschoben worden war. War es nicht erstaunlich, wie schnell sie aufgegeben hatte? Schließlich hatte sie so getan, als würde sie ihn lieben.
Himmel. Er fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht, griff nach einem neuen Mikrofiche und gab es in das Lesegerät ein. Er musste endlich aufhören, an sie zu denken. Es trieb ihn in den Wahnsinn. Sie hatte ihn freigegeben und genau das hatte er gewollt. Genau das. Und damit Ende der Geschichte. Aus, Schluss und vorbei.
Trotzdem machte ihm die Sache weiterhin zu schaffen. Er hatte fast einen ganzen Bericht durchlaufen lassen, bevor ihm ins Bewusstsein drang, dass er in dem Schriftstück tatsächlich auf zwei antike Schusswaffen gestoßen war. Er kehrte zurück an den Anfang und sah, dass es in dem Bericht um einen einige Jahre zurückliegenden Diebstahl ging. Unter den gestohlenen Gegenständen waren zwei fünfschüssige Colt Model 1849 Pocket-Revolver Kaliber 31 – also genau dieselben Modelle wie das, aus dem laut Bericht der Spurensicherung während der Gartenparty auf Juliet geschossen worden war.
Der Name des Beamten, der den Bericht geschrieben hatte, war ihm dummerweise fremd, doch gehörte der Kollege dem Revier im Garden District an, und mit ein wenig Glück wäre er noch im Dienst und könnte sich an irgendwas erinnern, was nicht schriftlich von ihm festgehalten worden war. Die Chancen standen schlecht, doch es wäre wenigstens ein Versuch.
Verdammt, eine noch bessere Quelle wäre sicherlich das Opfer. Für einen Polizisten gehörten Einbrüche zur täglichen
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