Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
uns nachher ausführlicher darüber unterhalten. Jetzt gucke ich besser erst mal nach Celeste, um zu sehen, ob sie in Ordnung ist.«
Trotzdem ging ihr der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, als sie sich durch das Gedränge in Richtung Treppe schob. Während ihres Aufenthaltes hier in New Orleans hatte sie sich in jemanden verwandelt, den sie tatsächlich mochte. Obwohl vieles von dem, was ihre Großmutter ihr eingetrichtert hatte, durchaus seinen Nutzen hatte, diente vieles andere, was sie stets hatte beachten müssen, einzig der Wahrung des äußeren Scheins. Jetzt endlich fing sie an zu lernen, was die meisten anderen Menschen zweifellos bereits in ihrer Jugend herausgefunden hatten, nämlich dass man nur die guten Dinge, die man in der Kindheit beigebracht bekommen hat, ins Erwachsenenleben übernehmen sollte und den ganzen Rest am besten ganz einfach vergaß.
Und wenn Beau ihre Entscheidung, hier zu bleiben, nicht gefiele? Nun, so sehr sie diesen Menschen liebte, brauchte sie doch keinen Mann, um vollständig zu sein. Diese Stadt war groß genug, sie böte ihnen beiden auch unabhängig voneinander jede Menge Raum.
Und falls er anderer Ansicht wäre, müsste er eben einfach umziehen.
Ruiniert. Celeste starrte in den Spiegel über ihrem Ankleidetisch. Sie war ruiniert. Niemals könnte sie ihre Stellung in der Gesellschaft nach diesem Vorfall halten. Sie konnte bereits deutlich hören, wie ihr überall in New Orleans die Türen vor der Nase zugeschlagen wurden. Himmel, aus dem Mund dieses grauenhaften Mannes, der mit den Journalisten gesprochen hatte, hatte es geklungen, als wäre Edwards kleines Hobby irgendwie abnorm.
Doch sie würde dafür sorgen, dass es ihnen allen Leid tat. Sie leerte ihr Sherryglas in einem Zug, zog eine Schublade des Ankleidetisches auf, griff nach der Pistole, gab die Munition von vorne in den Lauf und schob die Kugel mit der Ramme bis nach hinten durch. Dann brachte sie das Zündhütchen in Position. Für jede der sechs Kugeln wäre ein eigenes Zündhütchen erforderlich, für ihr Vorhaben jedoch reichte eine Kugel aus. Sie spannte den Hahn und hob den Lauf der Waffe an ihre rechte Schläfe.
Dann legte sie den Revolver auf die Marmortischplatte zurück, schenkte sich aus der bereitstehenden Flasche ein Schlückchen Sherry nach, zog eine zweite Schublade des Tisches auf und nahm Briefpapier und einen Stift daraus hervor.
An meine Hinterbliebenen, schrieb sie schwungvoll oben auf das erste Blatt.
Es war die Schuld von dieser Juliet, dieser Hexe, dass alles so gekommen war. Als wäre es nicht bereits schlimm genug gewesen, dass sie ihnen ihr Heim genommen hatte, hatte sie auch noch diesen rüden Polizisten in ihr Haus geschleppt. Nachdem Celeste ihr Schreiben so begonnen hatte, knüllte sie das Blatt zusammen und warf es auf den Boden. Jammerlappen fanden niemals Sympathie, und sie war fest entschlossen, ihr Schreiben so zu formulieren, dass alle Menschen von Bedeutung Gewissensbisse haben würden, weil sie in den Tod gegangen war.
Sie trank ihren Sherry und füllte ihr Glas sofort noch einmal neu. Was sie brauchte, war etwas, das selbst ihrem ärgsten Feind die Tränen der Reue in die Augen treiben würde. Abermals griff sie nach ihrem Füller und schrieb Ich kann nicht länger leben angesichts der Schande, der Edward anheim gefallen ist …
Das war besser, doch fehlte es noch immer an emotionalem Pathos. Sie brauchte etwas, das die Aufmerksamkeit des Lesers sofort fesseln würde, etwas …
Oh! Sie hatte eine Idee.
Geliebte grausame Welt , schrieb sie oben auf die Seite, fuhr mit ein paar Phrasen fort, die ihr selbst die Tränen in die Augen trieben, unterzeichnete mit ihrem Namen, faltete die Seite einmal sorgfältig zusammen, griff erneut nach der Pistole und hob sie an ihren Kopf, als sie plötzlich ein Klopfen an der Tür vernahm.
Was denn jetzt noch? Seufzend legte sie die Waffe wieder fort. »Wer ist da?«
»Ich bin es, Juliet. Darf ich hereinkommen, Celeste?«
Urplötzlich fasste Celeste einen völlig neuen Plan. Sie drehte sich in Richtung Tür, legte den Revolver neben sich auf ihren Stuhl und breitete ihren gestärkten Taftrock sorgfältig darüber aus. Dann stellte sie die Füße ordentlich nebeneinander, legte die Hände in den Schoß und sagte grimmig: »Wenn es sein muss. Bitte treten Sie ein.«
Juliet schaute vorsichtig zu ihr herein. »Das mit Edward tut mir furchtbar Leid.« Dann trat sie entschieden ein, zog die Tür hinter sich zu und bahnte sich
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