Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
Gemälde aus der Renaissance.«
»Es ist einfach viel zu viel.«
»Oh, arme Kleine.« Nach kurzem Zögern erklärte ihr Roxanne entschieden: »Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll, aber das ist eindeutig nicht schlimm. Ich kenne Frauen, die einen Mord für ein derartiges Volumen begehen würden. Und was genau ist ein Wildfang überhaupt?«
»Eine Frau, der die Haare ständig in den Augen hängen, die statt zu gehen rennt, die mit lauter Stimme spricht und die im Leben Spaß hat«, erklärte Juliet plötzlich trotzig und sah sich im Spiegel an. Ihr Haar war wirklich schön.
Roxanne drückte ihr aufmunternd die Schulter und legte ihr die Bürste in die Hand. »Tja, dann versuchen Sie es einfach mal als Wildfang.«
»Ja.« Rebellisch blickte Juliet ihre Assistentin an und steckte die Bürste in die Tasche. »Auf alle Wildfänge der Welt. Ich bin mein Leben lang eine perfekte junge Dame gewesen und trotzdem hat eben irgendwer versucht, mich zu erschießen. Großmutter hat sich also eindeutig geirrt. Eine gute Erziehung und tadelloses Benehmen alleine sind noch keine Garantie für das ewige Glück.«
Bei der Rückkehr der beiden Frauen in den Salon des Herrenhauses hatte sich die Menge dort bereits deutlich gelichtet. Sie schnappten sich einen zusätzlichen Stuhl, trugen ihn hinter den Tisch, setzten sich und unterhielten sich leise miteinander, bis der letzte Zeuge vernommen war, Beau seinen Kugelschreiber auf die Schreibtischplatte warf und sich erschöpft die Augen rieb. Dann ließ er die Hände wieder sinken und fragte: »Wie in aller Welt ist es nur möglich, dass von über vierzig Leuten niemand auch nur die kleinste Kleinigkeit gesehen hat?« Er wandte sich an Luke. »Wie ist es bei dir gelaufen – hattest du vielleicht mehr Glück?«
»Nein. Wir müssen hoffen, dass einer der Leute, die verschwunden waren, bevor es dir gelungen ist, den Massenexodus zu stoppen, irgendetwas mitbekommen hat.«
»Wenn jemand was gesehen hätte, wäre er doch ganz bestimmt geblieben, um es uns zu sagen«, protestierte Juliet.
»Wir glauben nicht, dass irgendwer den Schützen gesehen hat und dann einfach abgehauen ist«, erläuterte ihr Beau. »Aber vielleicht ist irgendjemandem wer aufgefallen, der zwischen den Olivenbäumen rumgelaufen ist.« In dem eindeutigen Bemühen, Verspannungen zu lösen, ließ er den Kopf auf seinen Schultern kreisen. »Wenn irgendwer zum richtigen Zeitpunkt in der Nähe der Bäume gesehen worden wäre, wäre das wenigstens ein Anfang.«
Roxanne, die an eins der Fenster getreten war, rief leise durch das Zimmer: »Sergeant, wissen Sie, dass im unteren Teil des Gartens Männer rumlaufen?«
»Ja, das sind die Leute von der Spurensicherung. Sie sind angekommen, als Sie beide im Badezimmer waren.« Plötzlich sah er Juliet mit zusammengekniffenen Augen an. »Du siehst ein bisschen besser aus. Wie fühlst du dich?«
»Ich komme zurecht.« Das hieß, irgendwann käme sie sicherlich zurecht.
»Sieht aus, als käme einer dieser Männer Richtung Haus«, meldete Roxanne, die noch immer auf ihrem Beobachtungsposten am Fenster stand.
Ein paar Minuten später betrat besagter Mann das Haus und schüttelte sich wie ein nasser Hund, bevor er Beau erklärte: »Sergeant, ich dachte, das hier würde Sie vielleicht interessieren.« Er legte eine Tüte mit einem kleinen Metallgegenstand vor ihm auf den Tisch. »Das habe ich aus der Eiche rausgepult.«
Beau beugte sich über den Fund, und als Luke sich auf die Schreibtischkante hockte, drückte er ihm die Tüte wortlos in die Hand. Luke sah sich den Inhalt ebenfalls von allen Seiten an und wandte sich dann stirnrunzelnd dem Kollegen von der Spurensicherung zu. »Was zum Teufel ist das?«
»Ganz sicher keine Kugel, wie man sie in jedem Waffenladen kriegt. Das Ding gehört zu einem alten Colt.«
Beau und Luke sahen einander einen langen Augenblick schweigend an.
»Scheiße«, murmelte Beau am Ende angewidert. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Schon wieder so ein gottverdammter Fall, in dem es um eine antike Waffe geht.«
Schließlich ließ der Regen nach, doch war es bereits dunkel, bis der GTO vor dem Garden Crown zum Stehen kam. Beau sah sich suchend nach dem Kollegen um, der die nächtliche Bewachung übernehmen sollte, konnte jedoch niemanden entdecken, und sofort spannten sich seine Nackenmuskeln an.
Was zum Teufel war mit diesem blöden Pfeffer los? Der Mann hatte ihn hierher abkommandiert, als niemand wirklich geglaubt hatte, dass Juliet in
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