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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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Immer Richtung Westen, bis Papas alter Mercedes im Wattenmeer stecken blieb?
    Please!
    Keine Chance. Ich musste aussteigen.
    Mein Elternhaus sah aus wie immer. Groß, rote Ziegel, schwarzes Fachwerk, auf dem Giebel die gekreuzten hölzernen Pferdeköpfe, die nach außen zeigten, worauf zig Generationen von Lüttjens so was von stolz waren. Das bedeutete nämlich, dass sie schon in dunkleren Zeiten freie Bauern gewesen waren. Hatte jedenfalls Opa Hermann so erklärt. Im Gegensatz zu den armen Schweinen nebenan, den Küppers, deren Pferdeköpfe einander anschauten. Leibeigene, ganz klar. Hatte mich nie gekümmert, die Sache. Jetzt schon. Ich stellte mir Karl Küpper als geknechteten, gebeugten, ausgepeitschten Bauern in Lumpen vor. Astrein!
    Grinsend stieg ich aus und wollte auf die beiden alten Frauen zugehen, die vor dem Haus in einer zerfledderten Hollywoodschaukel saßen und sich heftig zankten.
    Da ging bei den Küppers die Tür auf, und Karl trat heraus. Groß, kerzengerade, selbstbewusst, richtig gut drauf. Ausgepeitscht sah anders aus.
    Ich sackte in mich zusammen, machte mich klein hinter dem Wagen.
    Bittebittebitte, flehte ich im Stillen. Lass ihn nicht rüberkommen.
    Mein Blick, etwas ziellos in den Himmel gerichtet, streifte das Storchennest auf unserem Dach. Leer. Tatsächlich. Absolut verwaist.
    Opa Hermann hatte immer behauptet, nur ein nistendes Storchenpaar auf dem Dach würde der Familie Lüttjens Glück bringen und sie außerdem mit einem wahren Kindersegen beschenken.
    Hatte allen Ernstes noch an den Klapperstorch geglaubt, mein Opa.
    Krass.
    Ich kniff die Augen zusammen. Kein Storch in Sicht. Nur sommerlicher Abendhimmel. Kindersegen war mir gerade so was von egal. Ein kleines bisschen Glück wäre jedoch nicht schlecht gewesen.
    »Hallo, Nele.«
    Ich sag’s ja. Aberglaube bringt nichts.
    Langsam richtete ich mich aus meiner gebeugten Haltung auf.
    »Hi, Karl.«
    Musste der immer noch so leuchtend helle Augen haben? Dazu dieses weizengoldene Haar mit der Locke in der Stirn? Er hätte viel besser in meine Familie gepasst als ich. Unsere Kinder wären jedenfalls echte Lüttjens-Küppers geworden, wenn sich seine Gene durchgesetzt hätten, wenn er es nicht aufgegeben hätte, mich zu lieben, zwischen Mitternacht und ein Uhr auf dem Heideblütenfest vor dreizehneinhalb Jahren.
    Was wäre gewesen, wenn?
    Aufhören, Nele. Sofort!
    »Mein herzliches Beileid.«
    »Hä?«
    »War ein feiner Mensch, dein Großvater.«
    Mist! Hatte ich kurz vergessen.
    »Danke. Tschüs.« Mehr ging jetzt echt nicht. Ich musste weg von ihm. Schnell.
    Sein Rasierwasser war immer noch Lagerfeld Classic. Hatte ich ihm mal geschenkt. Wegen desselben Vornamens, und weil ich damals fand, es roch einfach gut. Tat es auch heute noch. Aber Zedernduft, dachte ich plötzlich, Zedernduft ist auch toll.
    Es gelang mir, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Weg von Karl, und ich bildete mir ein, die alten Eichen da neben unserem Haus wären hohe, dunkle Zedern gewesen.
    Es ging. Ich hatte Distanz geschaffen, erhobenen Hauptes, elegant trotz der langen Bahnfahrt und diverser Schocks. Jawohl!
    Nele Lüttjens, Karrierefrau aus München, hatte es nicht nötig, sich von einem rustikalen Heidjer das Herz brechen zu lassen.
    War ja sowieso schon entzwei.
    Nele Lüttjens, taff und modern, demnächst mit Adresse in Dubai, hatte ihre erste große Liebe für alle Zeiten hinter sich gelassen.
    Definitiv.
    »Wollen wir die Tage mal bei Otto was trinken gehen?«, rief Karl mir nach.
    Ich wirbelte herum, wurde rot, sah, wie die Zedern sich zurück in Eichen verwandelten.
    »Gerne.« Unauffällig rammte ich dabei meine Pfennigabsätze in den Kies unserer Hofeinfahrt. Zu Karl zurücklaufen wäre jetzt unter meiner Würde gewesen. Dass das klar ist.
    »Prima«, meinte Karl, zwinkerte mir zu und ging.
    Ich stand noch ein Weilchen dumm rum.
    Papa hatte inzwischen mein Gepäck ins Haus getragen, Mama war ebenfalls verschwunden. Nur Oma Grete und Großtante Marie saßen auf der Hollywoodschaukel und wippten hin und her.
    »Nicht so schnell«, schimpfte Marie. »Mir wird ja ganz schwindelig.«
    »Körperliche Ertüchtigung hält jung«, gab Grete zurück und wippte noch ein bisschen stärker.
    »Ich will aber die Beerdigung meines lieben Schwagers noch erleben.«
    »So wie du beisammen bist, ist es sowieso fraglich, ob du bis Freitag durchhältst.«
    »Du bist eine böse alte Frau.«
    »Und du bist das Kreuz meines Lebens. Seit du vierundvierzig vor den Hamburger

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