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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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Drogen?«
    »Quatsch. Sie raucht nur hin und wieder eine Haschpfeife zur Entspannung. Habe ich auch schon ausprobiert. Ist doch nichts dabei.«
    »Nichts dabei? Du spinnst ja!«
    Jan hatte gelacht und mich spielerisch in den Bauch geboxt. »Sei mal nicht so spießig, Nele.«
    Ich? Spießig?
    Großer Gott!
    »Und dann haben sie noch diesen esoterischen Laden, wo Mama sich ein bisschen Geld dazuverdient«, war Jan fortgefahren. »Nichts Besonderes, meinte sie. Nur einschlägige Bücher, Kristalle aus dem Himalaja, Pendel, Karten und Kräuter. Ich glaube, eine der Frauen dort ist Wahrsagerin, eine andere arbeitet mit heißen Steinen.«
    »Interessant«, hatte ich schwach erwidert. Als Nächstes würde er mir erzählen, Mama plane einen sechsmonatigen Aufenthalt in einem indischen Ashram, um ihren inneren Frieden zu finden.
    Zu meinem Entsetzen hatte Jan dann tatsächlich noch hinzugefügt: »Sie träumt ja schon lange von einer Indienreise und …«
    »Halt!«, hatte ich laut ausgerufen. »Stopp! Ich kann nicht mehr!«
    Damit war ich aus meinem Zimmer geflohen, war die Treppe hinuntergerannt und hatte Zuflucht in der Küche gesucht. Mit Papa, Marie und Grete am Tisch ging es wenigstens um normale Themen wie Krankheit, Schwangerschaft, Störche …
    Ach ja.
    Papa warf mir noch einen langen Blick zu. »Vielleicht bist du einfach müde, Spatz. Du solltest heute mal früh zu Bett gehen.«
    »Wunderbare Idee«, murmelte ich, vor allem, da ich mich tatsächlich reichlich vollgefressen fühlte. Aber Mettwurst! Heideschinken! Schmalzbrote! Wer konnte da schon widerstehen?
    Ich eigentlich.
    Bis vor zwei Tagen.
    Wenn ich nicht aufpasste, entwickelte ich mich hier mit rasender Geschwindigkeit zurück zu einer Landpomeranze mit gesegnetem Appetit und beschränktem Horizont. Eine Art Zeitreise in die eigene Vergangenheit.
    Grauenhafte Vorstellung.
    Oder nicht?
    Wieso fühlte sich das gar nicht so schrecklich an? Darüber würde ich mal in Ruhe nachdenken müssen. Irgendwann, wenn das Schlimmste vorbei war. Falls dieser paradiesische Zustand je eintreffen sollte.
    Bevor noch jemand seine Meinung über mich kundtun konnte, kam Besuch. Da unsere Haustür wie gewohnt nicht abgeschlossen war, hatte der auch nicht geklingelt. Karl stand plötzlich in der Küchentür.
    Ich sah schnell auf mein Handgelenk, an dem eine Cartier-Uhr edel vor sich hin glitzerte.
    Gott sei Dank.
    Die Zeitreise war noch nicht vollkommen abgeschlossen. Es gab sie noch, die taffe Großstadt-Nele.
    Wenigstens am Handgelenk.
    »Wollte nur fragen, ob du mit zu Otto kommst«, nuschelte Karl. Die geballte Anwesenheit von Lüttjens erinnerte ihn wohl auch an alte Zeiten, in denen er vorübergehend nicht so willkommen gewesen war. Besonders nicht in Papas Augen. Die verdunkelten sich auch prompt.
    »Das verschiebt ihr besser auf einen anderen Abend. Nele ist ziemlich erschöpft.«
    »Ich kann schon noch für mich selbst reden«, protestierte ich. Schnell stand ich auf und trat zu Karl. Die Brote in meinem Bauch kollerten dabei munter hin und her.
    »Danke für die Einladung, aber …«
    »Die alte Clique ist da«, sagte er schnell. »Alle würden sich freuen, dich zu sehen. Und ich … äh … natürlich auch.«
    »Das ist sehr lieb von euch.« Ich vermied den Blick in seine blauen Augen.
    »Aber ich bin wirklich kaputt. Tut mir echt leid. Vielleicht morgen, ja? Und grüß mir die anderen.«
    Enttäuscht zog er ab, und ich hielt mich am Türrahmen fest. Nur zur Sicherheit. Nicht, dass ich doch noch hinterherlief.
    Da ich schon einmal stand, sagte ich schnell meiner Familie Gute Nacht und verkrümelte mich. Grete ereiferte sich noch über Karl und mich und über was weiß ich noch. Aber ich hörte nicht mehr hin.

14.
    Rin in de Kartüffeln, rut ut de Kartüffeln
    Ich wachte vom Klingeln des Telefons auf. Im Halbschlaf dachte ich daran, wie sehr ich früher immer auf diesen Laut gewartet hatte. Es hätte ja für mich sein, es hätte ja Karl dran sein können.
    Er fand das immer albern, wenn ich ihn bat, mich hin und wieder mal anzurufen. »Du hörst mich doch auch, wenn ich vom Kuhstall rüberrufe.«
    Aber ich hatte darauf bestanden. Es war irgendwie schick, beinahe großstädtisch. Hin und wieder hatte er mir den Gefallen getan. Eher selten. Karl war ein eher sparsamer Mensch. Wie die meisten Menschen in unserer Gegend. Eine Spazierfahrt nach Lüneburg wurde schon als Prasserei angesehen, selbst wenn wir nur Am Sande ein kleines Eis im Stehen gegessen hatten.
    Es

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