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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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fehlt nur noch der Priesterkragen zu seinem Glück.«
    Mein Grinsen verrutschte, und in meinem Kopf erscholl eine laute, leicht hysterische Stimme: Du willst nichts weiter wissen, Nele! Dein Leben ist derzeit kompliziert genug.
    »Ich will …«
    »Es ist besser, wir reden nachher in Ruhe darüber«, kam mir Jan zuvor. »Das dauert am Telefon zu lange. Aber jetzt weißt du wenigstens, dass sein komisches Verhalten nichts mit dir zu tun hatte. Er tut nur deshalb so, als habe die Knutschorgie nie stattgefunden, weil er sich von allem Weltlichen losgesagt hat. Und der Ausrutscher ist ihm wahrscheinlich furchtbar peinlich.«
    Mir auch, dachte ich. Nur als Ausrutscher hätte ich den Vorfall nicht bezeichnet. Eher als … ausufernde Leidenschaft, Coup de foudre, Liebe auf den ersten Blick, Herzen im Gleichklang … na ja.
    Jan versprach, sich auf den Heimweg zu machen, und ich drückte das Gespräch weg.
    Pauls Flucht vor mir im ICE hatte also nichts mit mir zu tun. Es war durchaus möglich, dass er mich im Krematorium gern geküsst hatte, dass er mich womöglich sogar gern wieder küssen würde, wären da nicht seine schlechten Erfahrungen.
    Ich hätte mich nun besser fühlen können. Tat ich aber nicht. Kein Stück. So wie Jan davon gesprochen hatte, schien es dem Mann wirklich ernst zu sein mit seiner Abkehr von der Liebe.
    Feigling, schoss es mir durch den Kopf. Wenn alle so denken würden wie Paul Liebling, dann würde sich Deutschland vermutlich wirklich bald abschaffen. Oder die ganze Welt würde …
    Mir war nicht ganz klar, wieso mich diese Neuigkeit so enttäuschte. Wollte auch lieber nicht länger darüber nachdenken. Ich schloss die Augen. Der schöne Robbie konnte mir jetzt auch nicht helfen.
    Offenbar war ich wieder eingeschlafen, denn ich schrie auf, als jemand an meiner Schulter rüttelte.
    »Sind wir hier im Luxushotel?«, erkundigte sich Grete äußerst schlecht gelaunt. »Aufstehen, Nele, aber ein bisschen dalli! Du hast lange genug geschlafen. Dein Mittagessen steht im Backofen, danach kümmerst du dich um den Abwasch.«
    Sie hatte schon immer gern kommandiert, auch als sie noch meine Großmutter gewesen war. Und ich hatte schon immer gern gegen sie revoltiert.
    Heute nicht. Folgsam stand ich auf und sagte: »Ist ja schon gut. Ich spring nur schnell unter die Dusche, dann komme ich runter.«
    Ihr Blick war ein wenig verdutzt; sie hatte anderes von mir erwartet. Aber dann drehte sie sich um und knurrte nur noch: »Duschen! Um die Zeit! Wahrscheinlich auch noch mit warmem Wasser! Wie im Luxushotel!«
    Ich unterdrückte ein Lachen. Grete mochte jemand anderes sein, als ich immer gedacht hatte, aber ändern würde sie sich nie.
    Irgendwie tröstlich, der Gedanke.
    Es war vierzehn Uhr, als ich endlich vor einem dampfenden Teller mit Bratwurst, Rotkohl und Pellkartoffeln saß. Der Rest der Familie hatte um punkt zwölf gegessen, wie es Brauch ist. Frühstück um sechs, Mittagessen um zwölf, Kaffeetrinken um drei, Abendbrot um sieben. Das war vermutlich schon seit Generationen von Lüttjens so.
    Da niemand da war, der meckern konnte, aß ich mit Genuss. Nur Heino wollte mich weg vom Essen und rein in seinen Wigwam lotsen. Wieso sang der eigentlich auch, wenn Marie gar nicht in der Küche war? Ich drückte den Aus-Knopf.
    Sehr erholsam.
    Schon war der Teller leer, und ich nahm mir noch eine Bratwurst nach, dann noch eine. Auch noch etwas Rotkohl und Kartoffeln und – ach, eigentlich lohnte es sich nicht, die paar Reste noch aufzuheben. Ich aß, bis ich fast platzte. Dazu trank ich ein großes kühles Pils, als Entschädigung für den vorigen Abend.
    Endlich war ich satt und überlegte gerade, ob ich auf der Küchenbank ein kurzes Verdauungsschläfchen halten sollte, als Mama in die Küche kam.
    »Hey, Süße.« Ihr Blick fiel auf die leeren Schüsseln. »Das war eigentlich auch Jans Mittagessen. Er müsste jeden Moment da sein.«
    »Ich hatte Hunger«, verteidigte ich mich. »Konnte ja nicht wissen, dass was übrig bleiben sollte.«
    Mama lächelte. »Halb so wild. Ein paar Pellkartoffeln müssten noch da sein.« Sie öffnete den Kühlschrank und untersuchte dessen Inhalt. »Und wir haben Eier, durchwachsenen Speck und saure Gurken. Prima. Ich kann ihm ein Bauernfrühstück machen.«
    Bauernfrühstück! Köstlich!
    Wäre ich nicht so pappsatt gewesen, hätte ich glatt wieder Appetit kriegen können.
    Dann fing ich an, mich zu wundern. Seit wann benahm sich Mama wie eine Mutter? Für das Kochen waren, seit ich

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