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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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und hat immer versucht, ihr zu helfen. Seine Liebe war dabei schon auf der Strecke geblieben. Niemand ahnte etwas von dem Problem. Im Freundes- und Familienkreis haben sie die Rolle des glücklichen Paares weitergespielt.«
    Jan trank einen Schluck Kaffee, während ich ungeduldig darauf wartete, dass er weitersprach.
    »Irgendwann hat Maike es dann aber doch zu weit getrieben«, sagte er. »Paul hatte sich mit einer Mandantin zu einem Geschäftsessen im Rathauskeller getroffen. Maike ist da reingeplatzt und hat eine schreckliche Szene gemacht. Sie hat ihm ein Weinglas an den Kopf geworfen und ihn laut beschimpft. Am nächsten Tag soll darüber sogar eine Meldung in der Landeszeitung gestanden haben.«
    »Oh«, machte ich nur.
    Jan nickte. »Das Schlimmste war wohl die Lächerlichkeit der ganzen Situation. Pauls Mandantin war um die sechzig.«
    »Vielleicht hat Maike das nicht gewusst.« Grundsätzlich war ich auf der Seite von Frauen, die befürchten mussten, von ihrem Freund, Verlobten oder Ehemann betrogen zu werden.
    »Natürlich wusste sie es. Sie hatte ja sogar den Termin für Paul verabredet.«
    Ich hatte vergessen, dass sie seine Sekretärin gewesen war.
    »Jedenfalls war der Skandal perfekt, und Pauls Partner in der Kanzlei hat ihn vor die Wahl gestellt: Entweder er verließ Maike oder die Kanzlei.«
    Das passte zu diesem Meyer, wie ich ihn kennengelernt hatte.
    »Paul hat sich natürlich schwergetan. Heiner sagt, er sei ein durch und durch anständiger Mensch, und er hasste den Gedanken, Maike wehtun zu müssen.«
    »Aus Mitleid kann man aber keine Beziehung weiterführen«, warf ich ein.
    »Zu dem Schluss ist er dann auch gekommen. Soweit Heiner es in Erfahrung bringen konnte, hat Maike ganz vernünftig reagiert. Die beiden hatten schon lange eine Dampferfahrt auf der Elbe geplant. Paul dachte, auf einem entspannten Ausflug könnten sie am besten reden. Also sind sie in Bleckede an Bord gegangen und Richtung Hamburg geschippert.«
    Mir wurde plötzlich kalt, und ich wünschte, Jan würde jetzt schweigen.
    »Sie standen an Deck, als Paul ihr gesagt hat, dass er sich trennen wolle. Er könne einfach so nicht mehr weitermachen. Maike hat gelächelt und gesagt, das könne sie wirklich verstehen. Dann hat sie sich umgedreht, ist zur Reling gelaufen und in den Fluss gesprungen.«
    »Oh, mein Gott!«
    »Sie ist nicht wieder aufgetaucht.«
    Ich sah meinen Bruder groß an.
    »Du kannst dir vorstellen, was da los war. Paul erlitt einen Schock, Maikes Eltern haben ihn verklagt, und sein Partner verließ die Kanzlei. Alle Welt wandte sich von ihm ab.«
    Der arme Mann, dachte ich. Endlich verstand ich besser, warum er nur noch seine Ruhe haben wollte.
    »Paul brauchte Wochen, um sich zu erholen. Beruflich war er so gut wie ruiniert. Bis Monate später eine Ansichtskarte eintraf. Aus Neuseeland.«
    »Von Maike«, sagte ich perplex.
    »Genau. Sie schrieb, es täte ihr leid, dass sie sich so böse an ihm gerächt hatte. Sie habe inzwischen ein neues Glück gefunden und wünsche ihm alles Gute.«
    »Das war alles? Sie hat sein Leben zerstört und schreibt ihm eine Ansichtskarte?«
    Jan nickte. »Bei ihren Eltern hat sie sich dann ebenfalls gemeldet. Die Geschichte kam auch wieder in die Zeitung. Maike war damals von einem Elbfischer gerettet worden. Sie schlug sich nach Hamburg durch, jobbte dort eine Weile und lernte schließlich einen Schiffskapitän aus Christchurch kennen. Den hat sie Hals über Kopf geheiratet und ist mit ihm in seine Heimat gezogen.«
    »Wahnsinn«, sagte ich matt.
    »Paul war somit rehabilitiert, aber es hat lange gedauert, bis alles in Ordnung gekommen ist. Heute läuft die Kanzlei wieder, und auf Familienfesten gibt sich Paul ausgeglichen und normal. Aber er ist zu oft enttäuscht worden. Sagt jedenfalls Heiner, und ich kann das echt nachfühlen.«
    »Ich auch«, murmelte ich.
    Stille senkte sich über die Küche. Ich griff nach Jans Hand, und wir dachten beide an Pauls Unglück.
    »Seitdem hat er sich mit keiner Frau mehr eingelassen«, sagte Jan schließlich. »Heiner meint, die Familie macht sich große Sorgen um ihn, aber er lässt niemanden mehr an sich heran.«
    Ich nickte, dachte an die Küsse im Krematorium, und mir wurde noch ein bisschen kälter. Was musste in ihm vorgegangen sein, als er sich plötzlich in den Armen einer wildfremden Frau wiedergefunden hatte?
    »Verstehst du jetzt, warum er im Zug vor dir weggelaufen ist?«
    »Klar«, sagte ich. Weiter wollte ich im Moment nicht denken.

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