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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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warme Sommerluft hatten mich zur Ruhe kommen lassen, und ich war innerlich gestärkt zurückgegangen.
    Was immer Paul erlebt haben mochte, es konnte schon nicht so schlimm sein. Und was ging es mich eigentlich an? Mein Blick fiel auf den Küpperhof. Karl kam gerade aus dem Kuhstall und ging auf einen Trecker zu. Selbst auf die Entfernung wirkte er stark und selbstsicher. Ein Mann zum Anlehnen, keiner mit heimlichen Problemen.
    Unwillkürlich beschleunigte ich meinen Schritt, aber als ich ankam, war Karl bereits mit dem Trecker losgefahren.
    Schade.
    Dann sprang ich zur Seite.
    Das Cabrio verfehlte mich um wenige Zentimeter. Dafür ging eine Staubwolke auf mich nieder.
    Kopfschüttelnd ging ich in die Küche, um nach dem Abwasch zu sehen. Es konnte nicht schaden, bei Grete für gute Stimmung zu sorgen. War ja möglich, dass ich ihr in den nächsten Tagen ein unangenehmes Geständnis würde machen müssen. Vielleicht konnte sie mir leichter verzeihen, dass ich Opa verloren hatte, wenn das Geschirr sauber war.
    Grete stand am Fenster und starrte in die Staubwolke, die Mamas Cabrio aufgewirbelt hatte. »Rin in de Kartüffeln, rut ut de Kartüffeln.«
    Recht hatte sie.

15.
    Pech gehabt, Paul!
    Ich war gerade mit den letzten Töpfen fertig geworden, als Jan hereinkam. Sein Styling war heute nicht ganz so auffällig wie gestern. Zu einer ganz normalen Jeans und Chucks trug er ein malvenfarbenes T-Shirt mit ganz wenigen Pailletten. Die dunklen Haare hatte er kaum in Form gegelt. Auf den ersten Blick würde ihn niemand mehr mit Ricky Martin verwechseln, zumal das große Lachen fehlte, das er gestern noch so gern gezeigt hatte. Die Ereignisse zerrten an meinem Bruder. Er hatte es bestimmt satt, hier die Feuerwehr für verschiedene Familienmitglieder zu spielen. Wahrscheinlich wünschte er sich zurück in die Schanze, in sein normales Leben, an die Seite von Eike.
    Nun ja. An Eikes Seite hatte er unglücklicherweise nichts zu suchen.
    Ich schenkte ihm ein besonders zärtliches Schwestern-lächeln. »In der Pfanne ist Bauernfrühstück für dich. Du wirst es nicht glauben, aber Mama hat es für dich vorbereitet. Anschließend ist sie nach einem Krach mit Papa schon wieder abgehauen.«
    Jan hob nur die Augenbrauen. Die Probleme seiner Eltern waren ihm offensichtlich gerade egal.
    Er ließ sich schwer auf die Küchenbank fallen. »Ich will nur einen Kaffee.«
    Nachdem ich eine dampfende Tasse vor ihn hingestellt hatte, rührte er lange darin herum, bis er endlich mit der Sprache herausrückte. »Der Heiner hat mir alles unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt.«
    »Schon klar.«
    »Es wäre für Paul peinlich, wenn es herauskäme. Zumal er sowieso schon mal Stadtgespräch war.«
    Meine Neugier wuchs ins Unendliche.
    »Es geht um vier Frauen«, begann Jan.
    »Hoffentlich nicht alle auf einmal«, murmelte ich und feixte.
    Mein Bruder warf mir einen Blick zu. Dir wird das Lachen gleich vergehen, sollte der wohl sagen.
    »Seine erste große Liebe hieß Juliane. Sie lernten sich an der Uni kennen und galten bald als absolutes Traumpaar. Bis Paul ihre Familie kennenlernte.«
    Ich biss mir auf die Lippen. Aus unerfindlichen Gründen war ich eifersüchtig auf diese Juliane, obwohl sie heute offenbar nicht Juliane Liebling hieß.
    »Was ist passiert?«
    »Das muss eine bannig durchgeknallte Sippe gewesen sein. Julianes Vater hatte dreimal geheiratet, und beide Exfrauen lebten mit im Haus. Dann war da, glaube ich, ein älterer Sohn, der sich in Vaters Exfrau Nummer zwei verliebt hatte, also in seine Stiefmutter. Ich glaube, ein Kind hatten die beiden auch und …«
    »Hör bloß auf«, sagte ich dazwischen.
    Sodom und Gomorrha. Ich wollte mir kein Urteil über eine Familie erlauben, die ich nicht kannte, aber so wie ich Paul einschätzte, nämlich als ein wenig provinziell und äußerst korrekt, war das bestimmt nichts für ihn gewesen.
    Ich dachte an meine eigene Familie und an das Arrangement, das Opa Hermann, Grete und Marie getroffen hatten. Wie würde Paul wohl darüber denken?
    Sodom und Gomorrha?
    Ich fühlte mich unbehaglich.
    »Die Beziehung hat dann nicht mehr lange gehalten«, erzählte Jan weiter. »Zwei Jahre später hat Paul dann Katja kennengelernt, und wieder war ein Traumpaar geboren.« Er machte eine Pause, trank einen Schluck Kaffee und fuhr fort: »Nur dass Katja nicht in Lüneburg bleiben wollte. Ihr großer Traum war es, nach New York zu ziehen, und das hat sie im Jahr darauf auch getan. Paul blieb mit

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