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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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dann, schönen Tag noch.«
    »Halt! Sie können mich doch hier nicht einfach stehen lassen.«
    Das leuchtete ihm ein, und so stieg ich zu ihm ins Führerhäuschen, nahm auf einem nicht so gut duftenden Heidschnuckenfell Platz und fuhr mit bis in die nächste Ortschaft. Der Transporter tuckerte quälend langsam vor sich hin, während ich überlegte, was ich tun sollte. Konnte ich meine Flucht einfach fortsetzen?
    Nein. Der Unfall hatte mich zur Besinnung gebracht. Ich musste mich zu Hause melden, erklären, was passiert war, Papa den Schaden ersetzen und bei Opas Beerdigung erscheinen.
    Das war ich den Menschen, die mich aufgezogen hatten, immerhin schuldig.
    Danach, spätestens morgen, würde ich dann ganz offiziell abreisen.
    Eine kluge Entscheidung, wie ich fand. Hätte ich auch schon früher und vor allem unfallfrei treffen können. Vielleicht hatte ich aber auch den Schlag gegen den Kopf gebraucht, um zu dieser Einsicht zu gelangen.
    Der Kopf tat übrigens verdammt weh. Ich überlegte, ob ich eine Gehirnerschütterung hatte. Eher nicht. Sterne sah ich jedenfalls keine, nur massenhaft Heidschnucken, wenn ich mich umdrehte.

23.
    Hier stinkt doch was!
    Mein Schäfer hielt am erstbesten Haus und ließ mich aussteigen. »Tschüs dann.« Seiner Meinung nach hatte er mehr als genug für mich getan.
    So stand ich allein vor dem modernen Bungalow und fragte mich, ob ich da wirklich klingeln sollte. Wahrscheinlich wohnten hier Pendler, die unter der Woche in Hamburg arbeiteten und wenigstens ein paar Stündchen Schlaf genießen wollten. Denen hatte ein Unfallopfer, das nach Schaf stank, gerade noch gefehlt.
    Ich sah mich um. Entlang der Hauptstraße nicht die Spur einer Telefonzelle.
    Logo. Die Zeiten waren vorbei.
    Auch die nächsten Nachbarhäuser sahen eher modern aus. Gab’s denn gar keinen Bauernhof im Dorf? Da hätte ich wenigstens davon ausgehen können, dass morgens um sechs schon jemand auf war.
    Während ich noch unschlüssig von einem Fuß auf den anderen trat, ging die Haustür auf. Eine alte Frau kam mit einem Dackel an der Leine heraus.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie unfreundlich.
    Der Dackel ignorierte mich und hob das kurze Bein an einem imposanten Wacholder.
    »Betteln und Hausieren ist hier verboten. Können Sie nicht lesen?« Sie wies mit arthritischen Fingern auf ein entsprechendes Schild an der Gartenpforte. Direkt daneben wurde vor einem bissigen Hund gewarnt.
    Ich trat einen Schritt zurück.
    »Darf ich bitte bei Ihnen telefonieren? Ich hatte einen Autounfall und muss meine Familie benachrichtigen.«
    Die alte Frau kam näher und rümpfte die Nase, der Dackel zerrte in die entgegengesetzte Richtung an der Leine. Dem war mein Schafsgeruch auch nicht geheuer.
    »Auf den Trick falle ich nicht rein. Ihr jungen Leute habt doch alle ein Handy.«
    »Meins ist beim Unfall kaputt gegangen«, erklärte ich geduldig.
    »Sie können mir viel erzählen.«
    »Oma Traudel!«, erscholl eine junge Frauenstimme am Fenster. »Jetzt hör mal auf mit dem Blödsinn! Bitte, kommen Sie herein. Natürlich können Sie telefonieren.«
    Erleichtert machte ich einen großen Bogen um die giftige Alte und den bissigen Dackel.
    »Sie müssen meine Großmutter entschuldigen«, sagte eine stämmige Blondine mit rosa angehauchten Wangen. Meine alte Antipathie gegen Blondinen verflog. Stattdessen kam mir eine Idee.
    »Ich bin Mona Petersen«, sagte sie.
    »Nele Lüttjens.«
    »Oma guckt zu viel Aktenzeichen XY.«
    Ich lächelte schwach. Fühlte mich nicht so gut.
    »Nur nicht umkippen!« Mona fasste mich unter den Arm und brachte mich in ihre modern eingerichtete Küche. Dort drückte sie mich auf einen Stuhl. »Jetzt wecke ich erst mal meinen Mann. Der ist Arzt.«
    »Ich … habe aber bloß einen Schlag gegen den Kopf gekriegt.«
    »Na, passt doch. Martin ist Neurologe am UKE .«
    »Da hätte ich ihn ja gestern glatt treffen können.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts.« Ein paar Gehirnwindungen waren offenbar noch nicht fit.
    Mona stellte einen Kaffeebecher und einen Teller mit Keksen vor mich hin. Dann ging sie ihren Mann holen.
    Die Oma kehrte zurück, beäugte mich misstrauisch und verschwand wieder, den Dackel hinter sich herziehend. Der wäre mir jetzt wohlgesinnt gewesen, da er vermutlich die Kekse auf dem Tisch erschnuppert hatte.
    Dumm gelaufen, mein kleiner Freund.
    Gleich darauf war Mona wieder da. »Mein Mann kommt sofort.«
    Ich nickte, betrachtete sie und fand meine Idee immer besser. Der Assoziation zur Heidekönigin

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