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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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sei Dank. Ich würde nicht auf dem Lüttjenshof anrufen, sondern bei Karl. Der sollte mich abholen. Dann musste ich meine Leute nicht gleich so erschrecken. Und Karl hatte mir hoffentlich mittlerweile den Zwischenfall am Baggersee verziehen.
    Gerade wollte ich nach dem Telefon fragen, als Doktor Martin Petersen erschien.
    »Guten Morgen«, sagte er freundlich.
    Dann, zu seiner Frau: »Ist Omas blöde Töle wieder ausgebüxt? Es stinkt hier wie auf einer Schafheide.«
    »Das bin ich«, piepste ich und wurde rot. Meine Sehnsucht nach einer Dusche war selten so groß gewesen.
    Doktor Petersen grinste.
    »Meine Frau sagte was von einem Unfall. Waren Heidschnucken darin verwickelt?«
    »Nur bei meiner Rettung«, entgegnete ich und erzählte den beiden, was passiert war.
    Während Mona vor sich hin kicherte, hörte ihr Mann mit unbewegter Miene zu. Nur seine Mundwinkel zuckten ganz leicht.
    Ich fühlte mich inzwischen schon viel besser und hätte gern telefoniert. Doktor Petersen dachte jedoch gar nicht daran, mich so einfach gehen zu lassen.
    »Kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer«, sagte er, und es klang wie ein Befehl.
    Dort untersuchte er mich lange und gründlich. Sehr lange und sehr gründlich.
    »Sie haben Glück gehabt«, sagte er nach einer kleinen Ewigkeit. »Keine Gehirnerschütterung, kein Schleudertrauma. Nur eine dicke Beule am Hinterkopf, die noch wachsen wird.«
    Prima, dachte ich. Meine Beule vom Seifenspender im ICE war ja auch gerade erst verheilt.
    »Wie gut, dass ich nicht meinen Hartschalenkoffer dabeihatte.«
    »Dann wäre es anders ausgegangen.«
    Doktor Petersen erhob sich und öffnete das Fenster weit. Ich konnte genau beobachten, wie er unauffällig ganz tief einatmete.
    »Wenn ich jetzt telefonieren könnte«, bat ich. »Es ist schon nach acht, und um elf habe ich einen wichtigen Termin. Vorher müsste ich noch duschen.«
    »Selbstverständlich.« Doktor Petersen reichte mir das schnurlose Telefon von seinem Schreibtisch. »Aber ich fahre Sie auch nach Hause, wenn Sie möchten.«
    Kurz erwog ich, das Angebot anzunehmen. Wäre die einfachste Lösung gewesen. Aber dann lehnte ich dankend ab. Diese Leute hatten schon genug für mich getan; ich musste ihnen nicht auch noch ihr Auto verpesten.
    Doktor Petersen nickte und ließ mich dann allein.
    Ich starrte auf das Telefon und geriet einen Moment lang in Panik. Wie war noch mal die Nummer vom Küpperhof? Konnte man nach dreizehneinhalb Jahren schon mal vergessen. Zu meiner Erleichterung fiel mir die Zahlenfolge dann wieder ein. War gut in meinem Langzeitgedächtnis abgespeichert. Früher hatte man nämlich noch nicht die Nummern sämtlicher Freunde und Verwandten im Handy stehen gehabt und war dann aufgeschmissen gewesen, wenn man das Ding mal nicht bei sich hatte.
    Ach ja, die gute alte Zeit.
    Es klingelte. Dreimal, fünfmal, zehnmal. Als ich schon dachte, Karl sei bestimmt irgendwo auf einer Weide, ging er endlich ran.
    »Karl, Gott sei Dank!«, rief ich.
    »Nele?« Es klang alles andere als begeistert.
    Der war immer noch sauer.
    Mist!
    »Du musst mir helfen!«, rief ich, damit er bloß nicht wieder auflegte. »Ich hatte einen Unfall!«
    »Was?«
    Ich erklärte ihm alles.
    Er schwieg eine Weile, nachdem ich geendet hatte.
    »Und warum bist du abgehauen?«, fragte er dann punktgenau.
    »Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir nachher, ja?«
    »Okay. Ich bin in einer halben Stunde da.«
    »Danke.«
    Geht doch.
    Mona Petersen bot mir an, in der Zwischenzeit zu duschen. Allerdings hätte sie keine passenden Klamotten für mich gehabt. Nach XXL war mir heute Morgen nicht. Also lehnte ich dankend ab, setzte mich auf die Terrasse, worüber das Ehepaar außerordentlich erleichtert war, und trank noch einen Kaffee, bis Karl kam.
    »Ich habe den Abschleppdienst benachrichtigt«, sagte er statt einer Begrüßung.
    Dankbar lächelte ich ihn an. Auf den Gedanken war ich noch gar nicht gekommen.
    Ich musterte ihn. Er sah gut aus. Frisch, gesund, ausgeschlafen, knackig. Aber ich bekam keine weichen Knie mehr. Nur eine melancholische Anwandlung, weil nun wirklich alles vorbei war, was schon vor langer Zeit ein Ende gefunden hatte.
    »Alles okay mit dir?«, fragte Karl irritiert, weil ich wohl so komisch guckte.
    Ich nickte nur.
    »Gut. Wir treffen uns mit dem Abschleppdienst am Auto, dann kannst du deine Sachen holen.«
    Darauf war ich auch noch nicht gekommen.
    Ich verabschiedete mich von den Petersens und stieg zu Karl ins Auto. Das roch wie

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