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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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fruchtbarer und freundlicher Landstrich — er war eben an einem großen Gut vorbeigekommen, in dessen Feldern es von goldenen Fasanen nur so wimmelte. Er dachte an Megs Beschreibung von Lord Paradine und an die Jagd im kommenden Herbst. Die Straße führte immer weiter ostwärts; Möwen kreisten in der Luft, und die Sümpfe am Meer waren, wie Hero wußte, voller Wasservögel, die dort Nahrung und Nistplätze fanden.
    Hero kontrollierte Meilenzahl und Zeit am Instrumentenbrett seines Wagens. Fünfzehn Meilen, noch eine halbe Stunde, und er war am Ziel. Er fuhr nie schnell, denn er wollte die Fahrt genießen und so viel wie möglich sehen. Heros Geschmack, was Autos anbetraf, war typisch für ihn: teuer — das Beste vom Besten — und praktisch. Für niedrige Sportwagen hatte er nichts übrig. Sein Bentley besaß eine Spezialkarosserie, die nach seinen Angaben gebaut worden war und den Komfort eines Hauses mit zehn Räumen aufwies. Das Innere der Limousine konnte nach Wunsch in einen Kombiwagen mit viel Gepäckraum oder in ein zweibettiges Schlafzimmer verwandelt werden. Außerdem gab es darin Abteile, in denen sich Bar, Bibliothek, Küche, Toilette und Büro verbargen.
    Der Tag war sonnig, warm und strahlend. Fünf Meilen vor dem Ziel konnte Hero bereits über den Wipfeln der Bäume im Park die markanten Tudor-Türme im Osten, Westen und in der Mitte des Schlosses Paradine Hall erkennen und zwei Meilen östlich davon die Kirche und das Dorf East Walsham. Er blickte auf die Uhr — es war Viertel vor zwölf.
    Mr. Hero fragte sich, was für einen Empfang ein Detektiv zu erwarten hatte, der, vom Hausherrn ohnehin nicht gern gesehen, unangemeldet zum Lunch erschien, wenn er erst zum Dinner erwartet wurde.
    Doch auf das, was er bei seiner Ankunft vorfand, und auf die Begrüßung, die ihm geboten wurde, wenn man das überhaupt so nennen kann, war er keineswegs gefaßt.
    Hero fuhr die breite Allee entlang, die entzückende Ausblicke auf den Park, den vom Burggraben umgebenen Garten und das stattliche Tudor-Schloß gewährte. Er wandte sich nach links auf einen Kiesweg und parkte den Wagen neben mehreren anderen gegenüber dem Ostflügel des Schlosses, das aus zwei imposanten Flügeln und Türmen bestand und von einem Mittelturm beherrscht wurde, der beinahe die Dicke und Höhe eines Glockenturmes erreichte und über eine Unzahl von Dachfenstern und schlanken roten Ziegelschornsteinen ragte. Hero bemerkte, ohne sich im Augenblick etwas dabei zu denken, daß vor dem Gebäude Bauarbeiten im Gange sein mußten, die offenbar etwas mit der Kanalisation zu tun hatten, denn ein tiefer Graben war ausgehoben, und verschiedene Laternen, die nachts wohl als Warnung dienten, hingen am Schutzgatter. Ein großes Fenster, das zu einem Wintergarten zu gehören schien, war mit Brettern verschlagen.
    Wie jedesmal, wenn er sich einem Hause näherte, in dem es spukte, fühlte Hero sein Herz schneller schlagen. Obwohl er von Berufs wegen Gespenster vertrieb und beigezogen wurde, wenn übersinnliche Erscheinungen den Wert einer Liegenschaft, die Gesundheit oder gar das Leben der Bewohner bedrohten, war er im Grunde seines Herzens ein Pionier und ein Wahrheitssucher. Trotz der vielen Enttäuschungen bestand immer die Chance, daß die Schranken das nächste Mal durchbrochen und eine echte Verbindung mit der anderen Seite des bisher undurchdringlichen Schleiers hergestellt werden konnte.
    Hero blickte auf seine Kalenderuhr; es war kurz vor zwölf an einem Sonntagmorgen, dem 10. Juli. Er begab sich zum Tor unterhalb des Hauptturms und zog am Glockenstrang. Da nach längerer Wartezeit niemand kam, läutete er nochmals.
    Diesmal wurde das schwere, geschnitzte Eichentor von einem ehrwürdigen Butler geöffnet. Hero sagte: «Wollen Sie so freundlich sein und Lord Paradine meine Ankunft melden. Mein Name ist Hero — Alexander Hero. Ich werde erwartet.»
    Der Butler zögerte. «Ich fürchte, ich darf Seine Lordschaft jetzt nicht stören», sagte er. «Sie sind eben daran, die — hm — Zeremonie zu beginnen.»
    Hero blickte ihn erstaunt an. «Wie?» sagte er. «Was soll das heißen? Welche Zeremonie?»
    Der Butler antwortete steif: «Das kann ich nicht sagen, Sir.» Er öffnete die Tür zu einem kleinen Vorzimmer. «Wenn Sie vielleicht hier warten wollen, bis sie vorüber ist?»
    Hero beschloß, nicht nachzugeben. «Nein», sagte er kurz, «das will ich nicht.» Er entnahm seiner Mappe eine Visitenkarte und übergab sie dem Butler. «Wollen Sie so

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