namens Mark, geboren 1932, und eine Tochter namens Elizabeth, die vier Jahre jünger war. Die Paradines von Paradine Hall hatten in jüngster Zeit offenbar mit Vorliebe unter ihrem Stand geheiratet, denn der zweite Sohn, Philip, hatte ein Fräulein Viola Snape zum Altar geführt, deren Herkunft unbekannt war. Philip und seine Frau lebten beide nicht mehr, dagegen war noch ein Sohn namens Frederick da, wohl der junge Mann, der Vetter Freddie genannt wurde.
Hero klappte den dicken Band zu, langte nach dem Telefon, wählte eine Nummer und sagte, als die Stimme am anderen Ende des Drahtes sich mit «Barbizon, Hoffotograf», meldete: «Guten Tag, ist Meg da?» Dann berichtigte er sich rasch: «Oh, entschuldigen Sie. Könnte ich mit meiner Stiefschwester, Lady Margaret Callandar, sprechen? Hier ist Alexander Hero.»
Als sie am Apparat war, sagte er: «Guten Tag, Meg! Hier spricht Sandro. Störe ich?»
Seine Stiefschwester antwortete: «Ich bin eben an einer Porträtaufnahme, doch wenn ich den Mann einen Augenblick allein lasse, hat er vielleicht einen weniger verkrampften Gesichtsausdruck. Wie geht es dir, mein Lieber?»
«Ausgezeichnet. Hör mal, mir ist eben ein Fall übertragen worden, und ich werde vermutlich deine Hilfe benötigen.»
Meg schien erfreut darüber. «Wunderbar», sagte sie. «Soll ich gleich alles stehen- und liegenlassen?»
«Im Augenblick noch nicht. Doch ich würde vorher gern mit dir darüber reden. Könnten wir heute abend zusammen essen gehn?»
«Ja, mit Vergnügen.»
«In der
um acht Uhr?»
«Abgemacht.»
«Auf Wiedersehen!» sagte Hero und legte den Hörer auf. Er schien es gar nicht merkwürdig oder ungewöhnlich zu finden, daß ein so hübsches und beliebtes Mädchen wie die Tochter des Earl of Heth sich immer frei machen konnte, wenn er das Bedürfnis hatte, mit ihr zu sprechen.
Im zweiten Stock der herrschte bereits eine gemütliche Atmosphäre, hervorgerufen von Rauch, Bierdunst und Menschen, als Mr. Hero und seine Stiefschwester sich an die schmackhafte Fleischpastete machten. Lady Margaret Callandar — der Familienname der Grafen von Heth — war ein großes Mädchen mit trockenem Humor und fröhlichem Wesen, das nicht nur als Fotografin, sondern auf allen anderen Gebieten überaus tüchtig war. Ihr Vater, der verwitwete Earl of Heth, hatte 1934, als Margaret fünf Jahre alt war, die ebenfalls verwitwete Mutter des damals achtjährigen Alexander Hero geheiratet. Sie selbst hatte sich mit neunundzwanzig bereits einen Namen als Fotografin gemacht, verschiedene Preise auf Ausstellungen erhalten und war Teilhaberin des Ateliers Barbizon, des bekannten Hoffotografen.
Auf fotografischem Gebiet gab es auch außerhalb ihrer Ateliertätigkeit nur wenig, worüber sie nicht Bescheid wußte. Ein Jahr lang war sie für den als Fotoreporterin tätig gewesen, hatte in den Fabriken und Laboratorien in Deutschland gearbeitet und besaß neben ihrem Beruf Kenntnis von einer Menge von Dingen, die ihre königliche Kundschaft wohl schockiert und zweifellos deren Ärgernis erregt hätte, wenn sie davon unterrichtet gewesen wäre. Wegen ihrer guten Einfälle, ihrer Intelligenz und ihres Einfühlungsvermögens bat Hero sie immer wieder einmal um ihre Mithilfe.
Im Augenblick jedoch galt sein Interesse einer anderen Fähigkeit seiner vielseitigen Stiefschwester; aber er wartete, bis sie ihren ersten Hunger mit Pastete und Bier gestillt hatte. Sie trank ihr helles Bier aus, stellte das Glas hin und sagte: «Nun, mein Lieber; wie wäre es, wenn du meine Neugier befriedigen würdest? Wer sucht wen heim und wo?»
«Paradine Hall», erwiderte ihr Stiefbruder, «was aber und betrifft...» Er beendete den Satz nicht, sondern schauderte nur ein wenig, während Meg ihn mit ernsten, neugierigen Augen betrachtete.
«Oh», sagte sie. «Ist es so schlimm?»
«Es ist eine ziemlich trübe Angelegenheit», sagte Hero. «Trinken wir noch ein Bier, und ich erzähle dir, was ich weiß.»
Er begann mit Sir Richards Besuch und allem, was er von ihm erfahren hatte. Als er seinen Bericht beendet hatte, schwieg Meg eine Weile nachdenklich, bevor sie sagte: «Ja, es scheint tatsächlich ein übler Fall zu sein.» Dann blickte sie ihrem Stiefbruder voll ins Gesicht und fragte: «Was beunruhigt dich daran am meisten?»
Hero sagte: «Die Harfe.»
«Ach!» rief Meg erstaunt.
«Harfen spielen nicht in leeren, verschlossenen Zimmern.»
«Noch bewegen sich Möbel