Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
Vom Netzwerk:
von selbst, noch verlöschen Kerzen ohne Ursache...» meinte Meg nachdenklich.
    «Hör mal, es gibt gewisse Dinge, über die du vielleicht besser Bescheid weißt als ich. Wer war Enid Clay — die jetzige Lady Paradine?»
    Meg hob den Kopf und blickte zur Decke hinauf, und Hero bemerkte flüchtig, wie schön sie war. Ihre Haut hatte einen warmen Goldton, und ihr kastanienbraunes Haar legte sich im Nacken zu einer weichen, schweren Rolle. Ihre haselnußbraunen Augen waren schön geformt, ihr Mund üppig und ausdrucksvoll mit einem leicht belustigten Zug in den Winkeln.
    «Clay, Clay?» wiederholte sie. «War nicht kürzlich etwas mit einem Clay? Ja, ich erinnere mich. Ihr Vater, Harvey Clay, der Bierflaschen herstellt, hat kürzlich eine kleine Blondine mit einer Nase wie ein Ferkel geheiratet und will ihr sein ganzes Geld hinterlassen, wenn er stirbt. Die Paradines sind natürlich außer sich vor Wut. Sie hatten fest auf diese Erbschaft gerechnet, damit Paradine Hall nicht länger als Country Club zu dienen braucht, obgleich ich vermute, daß Lord Paradine es eigentlich ganz gern sieht.» Sie schenkte sich noch ein Glas Bier ein und sagte: «Ohne Zweifel eine Flasche von Clay.»
    Hero blickte sie belustigt und liebevoll über den Tisch hinweg an. «Du könntest mir das alles nicht noch ein wenig präzisieren?»
    «Enids Anspruch auf Ruhm gründete sich auf die Tatsache, daß sie die erste englische Debütantin war, deren Vater bei dieser Einführung in die Gesellschaft einen eigenen Presseagenten bezahlte. Vor dreißig Jahren wurde sie die genannt. Den damaligen Bildern nach war sie mit ihrem roten Haar eine auffallende Schönheit. Als sie John Paradine erwischte, schenkte ihr Vater ihr fünftausend Pfund zur Hochzeit und setzte ihr weitere zehntausend Pfund aus. Natürlich rechneten die Paradines fest mit dieser Erbschaft, und nun, da Papa Clay mit einer jungen Frau herumstolziert, ist die Hoffnung dahin. Ich war einmal mit Vater zu einer Jagdgesellschaft im Schloß, als der alte Lord Paradine noch lebte; doch das ist lange her, und ich kann mich an niemand mehr erinnern als an Isobel.»
    «Ach ja, Isobel», wiederholte Hero.
    «Eine erstaunliche Frau, die das Zeug zu einer Königin gehabt hätte, einer Schneekönigin. Irgendwann muß da einmal Wikingerblut in die Familie geraten sein. Ihr Haar war silberblond, und ich erinnere mich, daß sie wunderbare Augen hatte und eine starke Persönlichkeit war.»
    «Unverheiratet, dem unentbehrlichen gemäß», sagte Hero.
    Meg sagte: «Eine unglückliche Jugendliebe, soviel ich weiß. Sie war ihrem Vater sehr zugetan und führte ihm den Haushalt. Als er starb und der junge Lord Paradine seinen Platz einnahm, blieb sie auf ihrem Platz. Die kleine Enid wäre der Sache ohnehin nicht gewachsen. Ich habe die Einzelheiten vergessen, kann sie aber ausfindig machen, wenn du willst.»
    Hero fragte: «Was für ein Mensch ist dieser Paradine?»
    Meg zielte mit dem Messer wie mit einem Jagdgewehr in eine Ecke der Gaststube, schnalzte zweimal mit der Zunge, als wolle sie abdrücken, und sagte: «Ein großer Sportsmann, und sonst wenig im Kopf. Soll sehr nett und umgänglich sein. Man sagt, daß Isobel seine Frau unter dem Daumen hat. Im Schloß befiehlt sie.»
    «Aha», sagte Hero, denn das konnte für seine Untersuchungen eine gewisse Bedeutung haben. «Hast du von einer jungen Amerikanerin namens Susan Marshall gehört?»
    «Ihr Vater war fünf Jahre lang Erster Botschaftsrat bei der Amerikanischen Botschaft in London. Ich glaube, er ist dann in die Schweiz versetzt worden.»
    Hero sagte: «Ich liebe dich, mein Konversationslexikon.»
    «Ich weiß», erwiderte Meg ironisch, «wenn ich eine Frau wäre, würdest du mich heiraten.» Dann fragte sie plötzlich:. «Was hat denn Sir Richard mit dieser Angelegenheit zu tun? Ich weiß, daß er der Nachbar der Paradines ist, aber...»
    Hero erklärte es ihr, und Meg sagte: «Ach, natürlich. Sein Junge muß im Schulalter sein. Ich wußte, daß da noch etwas war. Er soll Iso-bels große Liebe gewesen sein, aber dann ging er in den Krieg und heiratete ein Mädchen aus der französischen Untergrundbewegung. Sie hatten ein Kind, und dann starb die Französin. Wenn Sir Richard seine Beziehungen zu Isobel wieder aufnehmen möchte, dann wäre dies doch eine gute Gelegenheit.»
    Hero sagte: «Ich habe den Eindruck, daß Isobel nicht mehr ans Heiraten denkt und daß Sir Richards Interessen anderswo liegen.»
    Meg sagte:

Weitere Kostenlose Bücher