Immer diese Gespenster
Männer nicht, die sich in ihren Ansichten so festgefahren haben und dann noch bei jeder Gelegenheit mit ihrem Zyklotron auftrumpfen können. Außerdem sieht er aus wie ein Affe. Mein verstorbener Mann war eine imposante Erscheinung, wenn auch geistig etwas zurückgeblieben. Und Sie, mein Freund, sehen viel zu gut aus, um frei herumzulaufen.»
Mr. Hero murmelte entschuldigend: «Das tut mir leid», und Mrs. Taylor kicherte.
Er fand ihre Offenheit und ihren Humor herzerfrischend.
Mrs. Taylor fuhr fort: «Was den Ingenieur anbelangt, wie heißt er doch gleich? Mr. Ellison — dem fehlt es an Sex-Appeal. Ein netter, alter Kerl, doch zu sehr auf Golf versessen. Mich interessieren Pferde, und so würden wir uns den ganzen Tag nicht sehen, außer zum Abendessen. Was mag er übrigens zu verheimlichen haben?»
«Wie?» fragte Hero überrascht. «Ich wußte gar nicht, daß er etwas verheimlicht.»
«Verheimlichen ist vielleicht zuviel gesagt. Ich wollte nur sagen, daß er nicht immer Ingenieur gewesen ist und Dämme und Brücken gebaut hat. Ich bin überzeugt, daß er früher etwas anderes getan hat.»
«Woher wissen Sie das?» fragte Hero.
Mrs. Taylor blickte ihn an. «Mein Gefühl sagt es mir», entgegnete sie. «Haben Sie nicht auch oft solche Gefühle?»
«Vermutlich», gab Hero zu, «nur beruhen sie meistens auf einer Tatsache, die mir unbewußt schon bekannt ist. Was halten Sie von Mr. Jellicot?»
«Oh, den habe ich mir genau angeschaut», sagte Mrs. Taylor lebhaft. «Er ist sehr nett, wenn auch ein wenig gewöhnlich. Das bin ich zwar ebenfalls, aber auf eine andere Art. Ich finde, die Leute sollten in ihrer Gewöhnlichkeit zusammenpassen.»
«Kein schlechter Gedanke», sagte Mr. Hero nachdenklich.
«Immerhin ist er ein lebenslustiger Witwer», fuhr sie fort, «und besitzt eine gewisse Unschuld, die mir gefällt. Es wäre leicht, ihn zu kapern.»
Mr. Hero lehnte sich mit gefalteten Händen vor. «Finden Ste ihn wirklich so unschuldig?» fragte er.
Mrs. Taylor war empört. «Na, hören Sie mal!» rief sie. «Sie wollen doch nicht behaupten, daß Sie dem kleinen Mann hinterlistige Machenschaften zutrauen!»
Hero überlegte, ob er fortfahren sollte, und beschloß, es zu versuchen.
Er spielte hier zwar ein einsames Spiel und durfte eigentlich niemand vertrauen, doch manchmal erwies sich eine Art halber Partnerschaft als ganz nützlich. «Er ist für meinen Geschmack etwas zu stark an Poltergeistern interessiert und kennt sich zu gut in ihren Gewohnheiten aus», gestand er. «Ich bin gespannt, ob bald ein Feuergeist hier im Schloß auftauchen wird. Das wäre nämlich der nächste Schritt.»
«Sie denken an die Amherst-Affäre, nehme ich an.»
Hero zog eine Augenbraue hoch. «Was, Sie auch?» fragte er.
Mrs. Taylor zuckte mit den Achseln. «Man liest allerhand im Leben.»
Mr. Hero antwortete nicht darauf, sondern zog seine Pfeife hervor und fragte: «Darf ich?» Als sie zustimmend nickte, begann er sie umständlich zu stopfen. Sie hatte ihm viel zu denken und zu überlegen gegeben, und die Beschäftigung mit seiner Pfeife war ihm dabei eine bewährte Hilfe.
Doch sie hielt noch eine weitere Überraschung für ihn bereit. «Wenn Sie dieses abscheuliche Ding da fertig gestopft haben, das Ihrer Gesundheit bestimmt nicht zuträglich ist, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir die Tarockkarten zurückgeben wollten, falls Sie das Spiel bei sich haben. Sonst ein andermal.»
Hero gab sich keine Mühe, sein Erstaunen zu verbergen. «Großer Gott, die gehören Ihnen?» rief er. Er zog das fremdartige Spiel Karten aus der Tasche und sagte: «In Ihnen hätte ich zuletzt die Besitzerin vermutet.»
Mrs. Taylor nickte. «Ja, ich weiß. Ich habe lange geschwankt, ob ich den Mund halten und die Karten opfern oder mich Ihrem Verdacht aussetzen sollte. Aber ich beschloß, die Karten zurückzuverlangen.»
Hero fächerte sie mit einer eleganten Bewegung auf, schob sie wieder zusammen und reichte sie Mrs. Taylor. «Da sind sie», sagte er und fragte neugierig: «Wozu benutzen Sie sie?»
«Zum Wahrsagen! Um in der Vergangenheit zu lesen und in die Zukunft zu blicken», entgegnete Mrs. Taylor gelassen. «Soll ich Ihnen nicht mal die Karten legen?»
Trotz ihrer ruhigen Stimme und dem gleichmütigen Blick lag etwas I Herausforderndes in dem, was sie sagte, und Hero antwortete im gleichen Ton: «Ja, sehr gern, aber jetzt nicht. Mag sein, daß ich Sie eines Tages darum bitten werde. Doch erst möchte ich Sie einiges fragen, wenn
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