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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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zu bewahren — wenigstens, bis ich den Fall untersucht und einen Bericht abgefaßt habe?»
    «Was soll das heißen? Woher nimmt der alte Paradine sich das Recht heraus, mir vorzuschreiben...»
    «Ist Ihnen bewußt», unterbrach ihn Hero, «daß der Paradine Country Club ruiniert ist und seine Mitglieder verliert, wenn diese Geschichte in die Öffentlichkeit dringt? Dann würde nichts anderes übrigbleiben, als das Schloß schaulustigen Touristen zu öffnen. Paradine Hall wäre verloren.»
    Spendley-Carter schaute Hero mißbilligend an. Die unechte Leutseligkeit und Kameradschaft waren verschwunden. «Das ist ein Risiko, das man eben eingeht, wenn man ein solches Haus führt. In einem Hotelbetrieb hat man dafür zu sorgen, daß solche Dinge nicht vorkommen - keine Steine und Gemüse durch die Zimmer fliegen, keine Geister durch die Korridore schleichen und mit ihren unheimlichen Geräuschen brave Frauen ängstigen. Jellicot ist überzeugt, daß die Artikel, wenn ich mit meinem Namen für ihre Richtigkeit bürge, in der ganzen Welt verbreitet werden.»
    «Ich würde Mr. Jellicots Worten nicht allzuviel Gewicht beimessen», sagte Hero, «und den Erscheinungen übrigens auch nicht, bevor sie genau untersucht worden sind.»
    «Was soll denn das heißen?» trompetete Spendley-Carter aufgebracht. «Wollen Sie mir befehlen, was ich zu tun und zu unterlassen habe, junger Mann? Und wer wird diese Untersuchungen anstellen, wenn ich fragen darf?»
    «Ich», erklärte Mr. Hero kalt. «Und bis dahin würde ich die Zeitungen aus dem Spiele lassen, wenn ich Sie wäre.»
    «Warum das, Sir?»
    «Das Ergebnis könnte unerfreulich für Sie sein.»
    «Unerfreulich, für mich? Das ist ja eine Unverschämtheit...»
    Hero blickte den mächtigen Mann durchdringend an, und sein Gesichtsausdruck war beinahe freundlich. «Ich denke dabei an Ihr persönliches Wohl, Sir. Sie fragten vorhin, ob ich Ihnen behilflich sein wolle. Sehr gern, denn in der übersinnlichen Welt sind die Dinge meistens genau das Gegenteil von dem, was sie scheinen. Es sind Fälle bekannt, wo Gespenster sehr heftig auf jede Art von Bekanntmachungen reagiert haben. In der Zwischenzeit wäre ich froh, wenn Sie mich sofort rufen lassen wollten, sobald Sie irgendwelche übernatürlichen Erscheinungen erleben. Es hat mich gefreut, mich mit Ihnen zu unterhalten.»
    Damit ließ es den verdutzten und gar nicht mehr so selbstsicheren Spendley-Carter stehen. Als er den Korridor entlangging, glaubte er ihn noch «Verdammte Frechheit!» murmeln zu hören, war aber ziemlich überzeugt, den Mann mit seinen Warnungen für eine Weile davon abgehalten zu haben, sich mit der Presse in Verbindung zu setzen. Um so wichtiger schien es Hero nun, daß Meg so schnell wie möglich nach Paradine Hall kam.
    Lady Paradine erledigte in ihrem Schreibzimmer im Erdgeschoß des westlichen Flügels ihre Korrespondenz, als der Butler ihr Mr. Hero meldete. Sie blickte nicht auf, als er eintrat, sondern beendete erst den angefangenen Satz, bevor sie sich ihm zuwandte, die Lesebrille abnahm und sagte: «Ah, mein Lieber, es ist eine Last, ohne Sekretärin zu sein, wenn man daran gewöhnt war.»
    Hero betrachtete das welke, schöne Gesicht und das immer noch prächtige fuchsrote Haar und fragte sich, was wohl hinter dieser gelangweilten, müden Fassade verborgen sein mochte — etwas Bestimmtes — irgend etwas — oder gar nichts? Aber war es überhaupt möglich, fünfzig Jahre alt zu werden, ohne daß das Leben seine Spuren in ein Gesicht zeichnete? Doch eine Schönheit war sie, weiß Gott! Nach einigen Augenblicken vergaß man ihr Alter und sah sie so, wie sie früher ausgesehen haben mochte. Er sagte: «Ich bitte um Entschuldigung — hoffentlich habe ich Sie nicht gestört?» und er blickte sie mit der offenen Bewunderung an, die er in Anwesenheit einer schönen Frau nie zu verbergen vermochte.
    Lady Paradine bemerkte es und blühte geradezu auf. Ihre Förmlichkeit und kühle Zurückhaltung machten einer herzlichen Liebenswürdigkeit Platz, und sie sagte: «Sie wollen vermutlich eine Menge Fragen an mich richten, doch werde ich Ihnen da kaum helfen können. Ich habe keine Ahnung, warum alle Kerzen ausgingen und der Sessel sich bewegte. Die Geschichte mit Susan beunruhigt mich zutiefst — ich bin erstaunt, daß sie nicht abgereist ist. Wenn mir so etwas passiert wäre, hätte ich es keinen Augenblick länger in diesem Hause ausgehalten. Oder was täten Sie, wenn Sie ein totes Kaninchen auf Ihrem Teller

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