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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Ungewöhnliches auf?»
    «Nein.»
    Hero seufzte. Das Problem schien ihm jetzt hundertmal schwieriger zu lösen. Dann fragte er Mrs. Taylor: «Glauben Sie an Gespenster?»
    Nach kurzer Überlegung antwortete sie: «Wahrscheinlich doch. Man traut sich ja kaum noch, zu zweifeln.»
    Hero nickte. «Vor hundert Jahren wäre ich ein leidenschaftlicher Gegner alles Übersinnlichen gewesen. Das Ordinäre daran und die Leute, die damit zu tun haben, hätten mich abgestoßen. Doch heutzutage...» Er zuckte die Schultern. «Vielleicht sind wir im Begriff, eine Schwelle zu überschreiten.»
    Mrs. Taylors intelligente Augen leuchteten. «So ist es», sagte sie. «Wenn Bilder ungesehen durch die Luft dringen können, bis sie in einem Apparat sichtbar werden, warum nicht auch die Seelen der Menschen?»
    «Oder ihre Gedanken», fuhr Hero fort. «Denken verbraucht Energie und verbrennt Kalorien.»
    Die dicke Frau warf ihm wieder einen raschen Blick zu. «Während jenes Dinners war tatsächlich etwas da», beharrte sie. «Eine unsichtbare Kraft — ein Gespenst oder ein entkörperlichtes Böses — , wie Sie es nun nennen wollen.»
    Mr. Hero seufzte hörbar: «Mehrzahl: Gespenster. Nicht nur eins, sondern mehrere. Man kann es drehen, wie man will: eins ist immer zuviel dabei. Was bei jenem Dinner geschah, beruht auf zwei verschiedenen Vorgängen. Ich wünschte, ich könnte es verstehen.» Er erhob sich, nahm die Tarockkarten vom Tisch, breitete sie aus und schaute sie nachdenklich an. Dann sagte er: «Vielen Dank, Mrs. Taylor, für Ihre freundliche Hilfe. Gelegentlich möchte ich mir von Ihnen damit die Karten legen lassen.» Er schob sie wieder zusammen und verließ das Zimmer mit dem Entschluß, so schnell wie möglich seine Stiefschwester kommen zu lassen.

10

Isobel

    Er machte sich auf die Suche nach Lady Paradine und wurde unterwegs von Horace Spendley-Carter aufgehalten. Da Hero eine instinktive Abneigung gegen den großen, geschwätzigen Mann mit der überlauten Stimme und den feuchten Augen empfand, bemühte er sich um so mehr, freundlich und unparteiisch zu sein, obgleich er sich bewußt war, daß für seine Vorurteile gewöhnlich ein Grund bestand und sie daher eher gefördert als unterdrückt zu werden verdienten.
    «Aha!» rief Spendley-Carter. «Sind Sie dem Gespenst schon auf der Fährte? Ich wollte mich schon längst mal mit Ihnen unterhalten. Wie ich höre, haben Sie in Cambridge studiert?»
    «Ja», erwiderte Hero knapp.
    «Bin selber auch längere Zeit dort gewesen», sagte Spendley-Carter leutselig, verriet aber nicht, wann und wo und zu welchem Zweck. «Der und die sind wohl immer noch die beliebtesten Kneipen? Obgleich mir die lieber war.»
    Hero fragte sich, ob Spendley-Carters Bekanntschaft mit Cambridge wohl über die genannten Wirtshäuser hinausging, und hätte sich auf jede Wette eingelassen, daß der Bursche nie den Fuß in einen Hörsaal gesetzt hatte. Er sagte: «Ja. Und wie geht es Mrs. Spendley-Carter?»
    Spendley-Carter rief: «Oh, Sylvia wird sich schon beruhigen. Sie wundem sich vermutlich, warum ich nicht mit ihr heimreise. Aber ich habe schließlich nur einmal im Jahr Ferien und kann sie mir nicht durch ein hysterisches Frauenzimmer verderben lassen. Sylvia weiß, daß ich da keinen Spaß verstehe. Sie wird sich fügen. Außerdem ist es eine großartige Gelegenheit. Es passiert einem nicht oft im Leben, daß man zur Stelle ist, wenn sich etwas Derartiges zuträgt. Die Zeitungen werden Artikel und Interviews von mir wollen, wenn sie davon erfahren. Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir vielleicht behilflich sein würden, da Sie auf diesem Gebiet so auf der Höhe sind? Ich dachte mir:     Hero betrachtete den Unterhausabgeordneten kühl. «Wie sollen die Zeitungen von der Sache erfahren?» fragte er.
    Spendley-Carter warf den Kopf zurück und brüllte vor Lachen, als hätte er eben den besten Witz der Welt gehört. «Hahaha! Wie sie es erfahren? Ich werde es ihnen natürlich mitteilen. Die Presse ist froh und dankbar, wenn ich ihr eine solch erstklassige Geschichte zukommen lasse. Habe ihr schon manchen Tip gegeben.»
    Hero fragte: «Sie wissen doch, daß Lord Paradine ausdrücklich gebeten hat, strengstes Stillschweigen

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