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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Arme um ihn und lehnte den Kopf an seine Schulter.
    So verweilten sie schweigend, und Hero dachte voll Mitleid:     «Kommen Sie mal mit Ihrem Kopf ein bißchen näher; ich möchte Ihnen etwas ins Ohr sagen.» Er neigte sich zu ihr und hörte sie flüstern: «Ich möchte Krankenschwester werden, wenn ich groß bin.»
    Hero fühlte sich betroffen. Es war, als hätte sie seine Gedanken erraten. «Das wirst du auch werden», erklärte er. Da traten ihr die Tränen in die Augen, und es brach verzweifelt aus ihr hervor:
    «Sie wollen es mir nicht erlauben. Sie haben es selbst gesagt. Daddy sagt, ich muß eine Dame werden. Er will nichts davon hören und Mummy auch nicht. Ich hasse sie, ich hasse sie, ich hasse sie!» Mit einer raschen Bewegung drehte sie sich um, öffnete die Tür, sprang hinaus und rannte durch den Park davon. Hero blieb im Wagen sitzen, rauchte nachdenklich und blickte ihr nach, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden war.

12

Die Reprise

    Als Hero seinen Wagen vor dem Schloß parkte, war der Nachmittagstee im Freien beinahe vorüber, und außer Vetter Freddie, Beth und Mark befand sich niemand mehr auf dem Rasen. Gleichzeitig näherten sich vom Bootshaus her Sir Richard und Susan, beide in Shorts und Pullover.
    Freddies kleine Augen funkelten boshaft-vergnügt in dem fetten Gesicht, als er die Ankömmlinge erblickte. «Hallo, wie geht’s dem Herrn Obergespensterforscher? Eine Tasse Tee zur Stärkung des Mutes gefällig?»
    «Danke, gern», sagte Hero.
    Susan und Sir Richard lachten schallend über einen Scherz, als sie sich zu den anderen gesellten. Vetter Freddie sagte: «Ach, das ist ja unsere kleine amerikanische Freundin. Wie geht’s dem unbeliebten Kerl Onkel Sam?»
    «Ausgezeichnet», erwiderte Susan gleichmütig. «Haben Sie zufällig eine Ahnung, wie hoch John Bulls Aktien augenblicklich stehen?»
    Freddie lachte, doch es klang nicht freundlich. «Ihr reichen Amerikaner habt leicht spotten. Ihr schwimmt ja nur so im Geld.»
    «Ja», sagte Susan, «wir wissen nicht, wohin damit. Bei uns zu Haus essen wir von Platintellern und benutzen brillantenbesetzte Löffel. Und in den Badezimmern sind alle Wasserhähne aus achtzehnkarätigem Gold.»
    Hero warf ein: «Was habt ihr zwei gemacht?»
    «Um die Wette gerudert», erwiderte Sir Richard. «Susan hat mich wieder geschlagen.»
    Beth sagte: «Susan gewinnt immer.» Sie lächelte dabei, doch Hero vermeinte eine gewisse Kühle in ihrer Stimme zu spüren, und in ihren Augen stand ein seltsamer Ausdruck. War sie wirklich stolz auf ihre Freundin, oder verbarg sich da ein anderes Gefühl? Freddies scharfes Ohr schien den Mißton auch vernommen zu haben.
    «Aha», sagte er, «du bist wohl eifersüchtig auf deine Freundin und Onkel Richard, was? Laß dem alten Herrn doch seinen Flirt mit der Jugend.»
    Eine Teetasse fiel klirrend auf den Rasen, als Beth totenblaß, mit Tränen in den Augen und zusammengepreßten Lippen aufsprang. «Du Rohling, du gemeiner Kerl!» rief sie und rannte schluchzend ins Schloß hinein, die Hände vors Gesicht gepreßt.
    Mark Paradine sagte eisig: «Du bist ein Schweinehund, Freddie. Du weißt doch, wie die Kleine unter den Angriffen auf Susan gelitten hat. Warum kannst du sie nicht in Ruhe lassen?»
    Sir Richard ging drohend auf ihn zu, das Gesicht vor Zorn gerötet. «Ich könnte dir den Dickschädel einschlagen.»
    «Nur zu», antwortete Freddie fröhlich. «Zeig dem Mädchen, was für ein Kerl du bist!»
    Die Situation war so komisch, daß Susan lachen mußte. «Freddie, du bist unbezahlbar», sagte sie und dann: «Für mich keinen Tee bitte. Ich gehe mich umziehen.»
    «Ich begleite Sie», erklärte Hero. Als sie außer Hörweite waren, sagte er: «Ein Herzchen!»
    «Ja», pflichtete sie ihm bei, «er ist gräßlich. Er benimmt sich so unmöglich, daß man ihn fast gern haben muß. Er tut mir leid.»
    «Weshalb?» fragte Hero.
    Susan runzelte nachdenklich die Stirn. «Ich glaube, weil ich ihn verstehe. In meiner Heimat könnte so etwas nicht passieren. Doch hier, mit eurem Erbrecht, sitzt er in der Falle. Der alte Lord Paradine hat in seinem Testament sorgsam darauf geachtet, ihn zu einer Null zu machen, indem er ihm gerade soviel Geld vererbte, daß er nicht zu arbeiten braucht. Und das nur, weil er der Sohn eines zweitgeborenen Sohnes ist. Das

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