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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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muß ja den Charakter verderben; Ihnen oder mir würde es unter solchen Umständen genauso ergehen. Ich habe nichts gegen Vetter Freddie.»
    «Kriegen Sie oft solche Bemerkungen zu hören?» erkundigte sich Hero. «Ich meine diese ironischen Anzüglichkeiten über Onkel Sam?»
    «Ach, doch», antwortete Susan gelassen. «Man gewöhnt sich daran. Wir sind zur Zeit kein sehr beliebtes Volk.»
    «Wer ist denn außer Freddie noch so taktlos?»
    «Möchten Sie das im Ernst wissen?»
    «Ja. Gewissermaßen auf der Suche nach einem Motiv.»
    «Das wird es wohl kaum sein», meinte Susan. «Die Anzüglichkeiten reichen von direkten Fragen wie derjenigen von Major Wilson, weshalb wir im koreanischen Krieg unsere Siege nicht ausgenutzt hätten, bis zu den halb hinterhältigen und mitleidigen Bemerkungen Lady Paradines, wie: Was sie damit sagen will, ist natürlich, daß ich aus einem barbarischen Land komme. Oder Beth...»
    Hero hob die Augenbrauen. «Beth?» fragte er.
    «Es ist ihr ja nicht ernst damit — niemand außer Vetter Freddie meint es ernst — , es ist heutzutage einfach üblich, sich über uns lustig zu machen, so wie wir uns früher über England amüsierten.»
    «Was hat denn Beth gegen Amerika?» beharrte Hero.
    «Ach, eigentlich nichts», erwiderte Susan. «Ich hätte sie gar nicht erwähnen sollen. Sie haben es ja eben selbst gehört. Es war bloß eine Variation zum Thema     «Und Isobel?»
    «Nein; Isobel nicht», sagte Susan entschieden. «Übrigens, ist es nicht merkwürdig, daß Isobel keinen Adelstitel besitzt, während Lady Paradine...» Sie hielt inne, blickte Hero ins Gesicht und sagte mit rührender Offenheit: «Ich meine es nicht boshaft, wirklich nicht. Doch wenn ich an das Wort denke, kommt mir immer Isobel in den Sinn.»
    Sie waren vor Susans Zimmertür angelangt und blieben stehen. «Ich glaube, es wird Zeit für unser kleines Experiment», sagte Hero.
    «Meinen Sie das, was nicht besonders angenehm sein wird? Ich mag unangenehme Dinge nicht.»
    Hero sagte: «Das tut niemand. Aber es ist auch nicht angenehm, im Dunkeln von etwas Unbekanntem angegriffen zu werden, finden Sie nicht? Besonders wenn man mit der Möglichkeit rechnen muß, daß der Angriff sich wiederholen könnte, falls man nicht einschreitet. Und das kann ich nur tun, wenn ich Gewißheit habe.»
    Susan sagte: «Ich verstehe. Was verlangen Sie von mir?»
    Hero überlegte sorgfältig und entgegnete dann: «Sie werden heute abend zu Bett gehen, ohne den Riegel zuzuschieben. Irgendwann in der Nacht wird sich genau dasselbe abspielen wie das letzte Mal, nur mit dem Unterschied, daß ich es diesmal sein werde.»
    Susan richtete ihren kühlen, offenen Blick voll auf Hero und sagte kurz: «Ich mag nachts keine Männer in meinem Zimmer.» Doch das Seltsame dabei war, daß der Gedanke, Hero in ihrem Zimmer zu wissen, sie ganz ungewöhnlich verwirrte und erregte, und sie fühlte, daß jetzt alles davon abhing, wie Hero ihre eindeutige Erklärung aufnahm.
    Er nickte jedoch nur und sagte: «Ziehen Sie sich nicht aus — legen Sie sich angekleidet aufs Bett.»
    Susan fragte: «Und wenn Ihr Experiment Erfolg hat, wird Ihnen das bei Ihren Untersuchungen weiterhelfen?»
    Hero lächelte. «Ja, ganz gewaltig», sagte er. «Dann brauchen wir uns wegen dieser Erscheinung keine Gedanken mehr zu machen.»
    «Ich verstehe nicht, wieso.»
    «Jede übersinnliche Erscheinung, die ich nachmachen kann, braucht uns nicht mehr zu kümmern», sagte Hero heiter. «Dann interessiert uns nur noch die Frage, wer und warum.»
    Susan bemühte sich vergeblich, diese Antwort zu begreifen. «Was soll denn das beweisen», fragte sie schließlich, «wenn Sie ein Gespenst nachmachen können? — Falls es sich überhaupt um ein Gespenst handelt.»
    «Richtig», sagte Hero, «wenn es sich überhaupt um ein Gespenst handelt. Die Sache ist nämlich die: Ein echtes Gespenst müßte Dinge vollbringen können, die ich nicht kann. Was hätte es sonst für einen Sinn, ein Gespenst zu sein? Seit ich meinen Beruf ausübe, habe ich ein Gespenst zu finden gehofft, das mehr kann als ich. Bis jetzt waren aber alle merkwürdig beschränkt.»
    «Ach», sagte Susan, «Sie hoffen also, meines werde die große Ausnahme bilden, und ich soll das Versuchskaninchen sein.»
    Hero

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