Immer diese Gespenster
das vorhandene Beweismaterial und die Augenzeugenberichte zu verwerten wissen. Ich erzähle Ihnen, was ich mit eigenen Augen gesehen habe. Zweifeln Sie vielleicht an meinen Worten?»
Hero betrachtete den Kieselstein nachdenklich, ließ ihn dann auf den Tisch fallen, wo er hart aufschlug, und sagte verdrießlich: «An Ihren Worten nicht, aber an Ihrem gesunden Menschenverstand.» Damit ging er eilig hinaus, setzte sich in seinen Wagen und fuhr nach East Walsham.
Doch als er den elfenbein-schwarzen Bentley durch das mächtige schmiedeeiserne Tor des Schloßhofes steuerte, bereute er bereits, daß er sich nicht beherrscht hatte. Er erinnerte sich an das Werk des amerikanischen Parapsychologen Hereward Carrington, der in seinem Buch eine ganze Liste von Erfordernissen aufstellte, die er bei einem ernsthaften Erforscher des Übersinnlichen für unbedingt notwendig hielt. Ein Abschnitt aus dem Buch hatte ihn besonders begeistert, und er hatte sich bemüht, stets danach zu handeln. Er sah die Seite förmlich vor sich:
Er dachte über seine Mängel in dieser Liste nach und war gar nicht zufrieden. Psychologie, Wissenschaft, Taschenspielertricks und ähnliche Dinge beherrschte er zwar — mit Ausnahme der Fotografie doch Unvoreingenommenheit, Toleranz, Takt und Mitgefühl waren nicht seine Stärke. Wenn Paulson auch ein einfältiger Kerl war, er hätte es ihm nicht vorzuwerfen brauchen. Eine der ersten Regeln für die Erforschung des Übersinnlichen hieß: sich keine Feinde zu schaffen. Die anziehende und entgegenkommende Mrs. Wilson und die kühle und zurückhaltende Susan tauchten vor ihm auf — Hero erreichte das Dorf, hielt seinen Wagen vor der Post an und betrat eine Telefonzelle. Im Augenblick war es ihm nicht so sehr darum zu tun, Megs Kenntnisse und ihre Fähigkeiten auf fotografischem Gebiet in Anspruch zu nehmen, sondern einfach darum, mit ihr zu reden — ihr sein Herz auszuschütten.
Er rief sie in Barbizons Studio an, und als sie an den Apparat kam, sagte er: «Guten Tag, Meg — hier ist Sandro.»
«Wie geht es dir?» war ihre erste Frage.
«Recht und schlecht. Hör mal, Meg, du wirst in Kürze von unserer rothaarigen Freundin hier eine Einladung erhalten — beglaubigt und gebilligt von der silberhaarigen. Sobald du sie kriegst, kommst du wie der Blitz hierher.»
Einen Augenblick blieb es am anderen Ende der Leitung still. Schließlich sagte Meg: «Ach, so weit ist es also schon. Irgendwelche Wünsche, was die Ausrüstung betrifft?»
«Wir werden alles brauchen. Dein Fotomodell hat eine Vorliebe für dunkle Korridore.»
«Und wie steht es mit dem Poltergeist?» fragte Meg.
«Ja! Auf jeden Fall! Den «kleinen Spion» mußt du unbedingt mitbringen.» Dann fügte er plötzlich hinzu: «Oh, verflucht.»
«Was ist denn los, Sandro?»
«Nichts — mir ist bloß etwas eingefallen.»
Nach kurzem Zögern sagte Meg: «Du bist aufgeregt, mein Liebling. Hast du Schwierigkeiten?»
Hero sagte: «Es wimmelt buchstäblich von Gespenstern in diesem Schloß, und das gefällt mir nicht. Dazu kommt die übliche Prophezeiung von Unheil und Tod, und ich fürchte, daß jemand die Gelegenheit ergreifen und die Vorhersagen in die Tat umsetzen könnte.»
«Ich fragte, ob du persönlich Schwierigkeiten hast?» sagte Meg mit Nachdruck. «Bist du von schönen Frauen umringt?»
Hero erwiderte: «Überschwemmt geradezu! Besonders ein altes Mädchen von einigen fünfzig hat es auf mich abgesehen.» Kaum hatte er es ausgesprochen, als er sich auch schon über sich selbst ärgerte; er
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