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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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jemand hier im Hause — jemand von uns — ein solch gemeines und gefährliches Spiel mit uns treibt?»
    «Das möchte ich nicht mit Sicherheit behaupten», erwiderte Hero. «Die Untersuchung von okkulten Erscheinungen und übernatürlichen Manifestationen hat sich in den letzten zehn Jahren stark gewandelt. Früher pflegte man das Gespenst, seine Geschichte, seinen Charakter und seine Verhaltensweise zu studieren. Heutzutage konzentriert man sich mehr auf die Personen, die es gesehen haben oder behaupten, es gesehen zu haben.»
    Lockerie sagte: «Soll das heißen, daß wir alle im Verdacht stehen?»
    «Ja.»
    Lockerie lachte grimmig: «Das ist ja toll. Wer wird denn mich beobachten?»
    Hero sagte gelassen: «Ich.»
    Sir Richard brummte: «Gehen Sie da nicht etwas zu radikal vor, Hero? Was halten Sie von den Aussagen solch zuverlässiger und maßgebender Zeugen wie Lord Paradine, Pfarrer Harry Witherspoon, Dr. Paulson und mir selbst, die wir uns alle nicht so leicht täuschen lassen? Das Wort eines Geistlichen und eines Wissenschaftlers sollte schließlich...»
    Nun war Hero an der Reihe, zu lachen. «Unsinn! Wenn ich energisch vorgehe, dann deshalb, weil Sie der einzige Mann im Hause sind, den ich mit einer solchen Aufgabe betrauen kann. Ihre Geistlichen, Doktoren und Wissenschaftler sind die größten Narren der Welt und finden sich regelmäßig oben auf der Liste der Leichtgläubigen und Düpierten. Sie brauchen nur bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts zurückzugehen, um von den abstoßenden Scharlatanerien zu lesen, die berühmte Ärzte und Wissenschaftler unterstützt haben. Irgendein übler spiritistischer Quacksalber und Betrüger braucht nur ein ekelhaftes Stück Baumwollgaze aus einer Körperöffnung herauszupraktizieren — womöglich in einem verdunkelten Raum — /und alles methodische Denken und wissenschaftliche Suchen nach beweisbaren Tatsachen ist vergessen. Sie glauben es wie kleine Kinder.»
    «Und die Geistlichen», sagte Sir Richard mit einiger Schärfe, «rechnen Sie die auch dazu? Wenn man nicht einmal ihnen trauen kann...»
    Hero sagte: «Verzeihen Sie, aber für einen aufrichtigen Geistlichen gehört das in den Bereich des Glaubens. Mir scheint, daß nichts einen Priester glücklicher machen könnte, als Zeuge eines Wunders zu sein, und sei es auch eines schwarzen. Der Pfarrer war außer sich vor Freude, als er glaubte, den Leibhaftigen unter diesem Dach erwischt zu haben.»
    «Augenblick mal», widersprach Sir Richard, «und was sagen Sie zu den Erscheinungen, die wir damals beim Dinner miterlebten — die ganze Tischrunde von neunzehn Personen. Selbst Ihnen wäre das Zweifeln vergangen.»
    Hero sagte: «Sir Richard, ich bin jünger als Sie und sollte daher nicht mit Ihnen streiten. Aber ich habe die letzten zehn Jahre damit verbracht, Erscheinungen zu studieren wie jene, die damals im Speisesaal vorgekommen sind. Es besteht ein Unterschied zwischen sehen und wissen, was Sie sehen. Sie erwiesen mir die Ehre, mich zu meinem Erfolg in dem Fall des Dr. Bingham zu beglückwünschen. Vielleicht erinnern Sie sich noch, daß wir damals alle — ich selbst eingeschlossen — nur das sahen, was jemand uns einredete. Glücklicherweise jedoch konnte, bevor es zu spät war...»
    Sir Richard taute plötzlich auf. Er trat näher und legte Hero eine Hand auf den Arm. «Verzeihen Sie, Hero. Ich hatte es vergessen. Sie haben recht, dies ist ein Gebiet, von dem ich nichts verstehe. Sie kommandieren hier, und ich will mein Bestes tun, Ihnen zu helfen. Wann, glauben Sie, daß es anfangen wird...?»
    Hero antwortete: «Ungefähr um drei Uhr morgens wird ein höllischer Spektakel losbrechen, und zwar in der Nähe von Isobels Zimmer, dort, wo die Erscheinungen ihren Anfang nahmen. Ich vermute, daß die Unruhe sich auch auf andere Teile des Schlosses ausdehnen wird, den Ostflügel eingeschlossen. Die Nonne wird sich zeigen, das Licht wird ausgehen, die Harfe wird erklingen — so hoffe ich wenigstens.»
    Sir Richard sagte: «Beim Zeus! Sie erwarten ja ein ganzes Unterhaltungsprogramm. Wie muß ich mich verhalten?»
    Hero sagte: «Löschen Sie das Licht und öffnen Sie Ihre Tür. Stellen Sie sich in der Türöffnung auf, doch treten Sie nicht in den Korridor, es sei denn...»
    «Ja», sagte Lockerie gespannt, «es sei denn...?»
    Hero suchte nach den geeigneten Worten. Schließlich sagte er: «Es ist jemand da — einen Namen brauche ich nicht zu nennen —, der Ihnen sehr viel bedeutet. Ich möchte, daß Sie

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