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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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ernsthaft und liebevoll zuschaute. Er ließ versuchsweise einen Fingernagel über die Saiten der Harfe gleiten und zupfte nachdenklich an die Unterlippe. Hatte es einen Sinn, das Zimmer zu versiegeln und eine jener komplizierten Fallen zu stellen, wie es die Parapsychologen ein Jahrzehnt früher zun tun pflegten? Siegel, gesiebtes Mehl, elektronische Augen, Glocken, Drahtschlingen. Einen Augenblick lang dachte er sogar daran, die Harfe aus dem Zimmer zu entfernen, gab den Plan aber wieder auf. Hier war die Harfe erklungen, und hier wünschte er sie unter denselben Umständen zu beobachten, mit einem kleinen Unterschied vielleicht, den er mit Meg besprechen würde und der nur eine unbedeutende Vorsichtsmaßnahme darstellte. Er war ohnehin überzeugt, daß alle Fallen nichts nützen würden. Was, zum Teufel, war 1 denn anders in dem Zimmer? Der Ärger stand deutlich in seinem Gesicht zu lesen.
    «Warum kommen Sie nicht mal und sehen sich unser Gespenst an?» fragte Noreen.
    Sie brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. «Wie? Was meinst du damit? Welches ist euer Gespenst?»
    «Das, das Mutter ganz krank macht vor Angst. Aber ich fürchte mich nicht vor ihm. Die beiden anderen Herren haben es gesehen.»
    «Mr. Jellicot und Dr. Paulson?»
    «Ja. Es hat ihnen sehr gefallen.»
    Hero schaute Noreen nachdenklich, doch ohne jede Spur von Skepsis oder Belustigung an und fragte: «Um welche Zeit? Hält es einen Stundenplan ein?»
    «Es erscheint manchmal nachmittags, wenn Mutter da ist», sagte Noreen. «Es haßt Mutter, aber mich liebt es.»
    «Wirst du auch anwesend sein?» fragte Hero.
    Noreen dachte einen Augenblick nach und antwortete: «Vielleicht — wenn ich genau weiß, daß Sie kommen. Ich habe Sie sehr gern.» Dann rief sie: «Denken Sie an Ihr Versprechen», und lief aus dem Zimmer und durch den Korridor davon.

14

Lassen sich Gespenster in eine Falle locken?

    Als Hero kurz darauf Megs Zimmer betrat, blickte sie leicht besorgt und schuldbewußt von ihrem halb ausgepackten Koffern auf.
    «Oh, Sandro», sagte sie, «habe ich zu dick aufgetragen? Aber ich dachte, es könnte nicht schaden, einigen Eindruck zu machen.»
    «Meine liebe Lady Margaret», sagte Hero und küßte sie auf die Wange, «du warst großartig, besser als die gute Fee in der Pantomime. Vollkommener hätte es nur sein können, wenn man dich an den Drähten heruntergelassen hätte.»
    Er warf einen anerkennenden Blick auf die elegante braune Handtasche auf dem Toilettentisch. «Aha, unser », sagte er. Sie enthielt eine japanisch-deutsche Icoflex Mini-Kamera mit einem hochempfindlichen Film, die von einem kleinen, fast geräuschlosen Uhrwerk angetrieben wurde. Den Einbau hatten sie selbst besorgt. Die Linse war in der Falte der Tasche angebracht und fast unsichtbar.
    «Wir werden ihn gut brauchen können», fuhr Hero fort. «Ich bin eingeladen worden, heute nachmittag einen Poltergeist zu besichtigen.»
    «Oh, von wem?» fragte Meg.
    «Von einer persönlichen Freundin des Geistes», sagte Hero. «Einem kleinen Mädchen mit unsympathischen Eltern. Der Poltergeist mag sie nicht.»
    «Aha!» sagte Meg.
    «Genau», echote Hero. «Aha!» Und dann erzählte er ihr von den Spendley-Carters und den Erscheinungen, die in ihrer Anwesenheit statt-’ fanden, und schloß: «Ich möchte den da zuerst erledigen.»
    «Den da?» Meg hob fragend die Augenbrauen.
    Hero sagte bekümmert: «Ach, das weißt du ja noch gar nicht. Dieses Schloß wimmelt nur so von Gespenstern. Ich kann ihnen das Handwerk aber erst legen, wenn ich sie alle kenne.» Er berichtete ihr von den weiteren Versuchen, Susan Marshall von Paradine Hall zu vertreiben, und auch von dem Säureflecken vor ihrer Tür.
    Als er geendet hatte, erkundigte sich Meg mit herrlichem Mangel an Logik: «Wer war die auffallend attraktive Frau, die mir zuschaute, als ich aus dem Wagen stieg?»
    «Das war Mrs. Wilson, ein Gast des Country Clubs. Ihr Mann ist Major.»
    «Sie machte einen gefährlichen Eindruck.»
    Hero schnaubte verächtlich. «Die hat mit dem Spuk bestimmt nichts zu tun.»
    «Ach nein», sagte Meg, «ich meine, gefährlich für dich. Hat sie dir schon schöne Augen gemacht? Sie sieht genauso aus.»
    «Gott, ich habe auch ohne sie genug Sorgen», sagte Hero.
    «Ist Susan Marshall sehr hübsch?»
    Hero sagte ärgerlich: «Ja, das ist sie, aber was hat das mit meinen j Problemen zu tun?» Er fühlte sich gereizt wie alle Männer, wenn Frauen scheinbar im dunkeln tappen und dennoch ins

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