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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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sie beschützen. Sollte sie erscheinen, folgen Sie ihr und sorgen Sie dafür, daß ihr nichts geschieht.»
    Sir Richard blickte hastig auf, und das Blut stieg ihm in den Kopf. «Sie wissen es also?»
    «Ja», antwortete Hero, «ich weiß es.» Dies war der erste und einzige ernsthafte Irrtum, dem er während der ganzen Untersuchung anheimfiel.;

    Im Lauf des Nachmittags stieg Hero in Megs Zimmer hinauf. Sie trug jetzt ein braunes Kleid und ging mit ihrer braunen Handtasche unter dem Arm auf und ab. Dann und wann hielt sie inne, drehte sich um und ging weiter. Nicht einmal Heros scharfe Ohren vermochten das Surren des kleinen Motors in der Tasche zu hören, noch konnte er die in der Falte des Leders verborgene Linse entdecken. Meg sagte: «Generalprobe. Ich bin beim Üben. Bleib bitte einen Augenblick stehen, wo du bist.»
    Sie entfernte sich einige Schritte von ihm und drehte ihm den Rücken zu. Nach einer Weile sagte sie: «Ausgezeichnet.»
    «Wieso weißt du das?» fragte Hero.
    «Weil ich es genau einstudiert habe. Ich kann schließlich nicht in den Sucher blicken, das wäre zu auffällig.»
    «Was hast du erreicht, meine Liebe?» fragte Hero.
    «Ich habe Spendley-Carter eine Einladung entlockt, ihren Poltergeist zu besichtigen. Dein Mr. Jellicot wird auch dasein. Ich fand ihn übrigens sehr nett.»
    Hero sagte: «Wirklich? Ich habe da meine Zweifel. Was hältst du von den übrigen?»
    «Einige sind nicht gerade sympathisch, finde ich», sagte Meg. «Dein Major Wilson macht mich schaudern. Ich kenne diese Art von Militärs. Berufsmäßige Mörder. Es macht ihnen Spaß. Deine Freundin Mrs. Taylor ist nicht übel. Du darfst mit ihr flirten, soviel du willst. Sie könnte dir vermutlich einiges beibringen, was du nicht weißt.»
    «Und Isobel?»
    «Ist noch genauso, wie ich sie in Erinnerung hatte.»
    «Und die beiden Mädchen — Susan und Beth?»
    «Da behalte ich mir ein Urteil noch vor.»
    Hero drang nicht weiter in sie. Er blickte auf die Uhr. «Es ist Zeit, daß wir gehen», sagte er.
    Meg nickte. «Gut. Zuerst muß ich unsern füttern, er hat Hunger.» Sie öffnete die Tasche und entnahm ihr eine kleine japanische Kamera, ein Präzisionsinstrument, so gut gearbeitet und konstruiert wie eine Uhr. Das Objektiv stammte aus Deutschland, und der Film in der winzigen Stahlkassette, die Meg hineinschob, war der empfindlichste Superpanchromatic, der im Licht einer einzigen elektrischen Birne ein scharfes Bild zu liefern vermochte. Hero und seine Stiefschwester hatten lange und eifrig an dem raffinierten Apparat gebastelt. Mit einem Uhrwerk verbunden, das Meg mittels einer kleinen Feder in Bewegung setzen konnte, fotografierte der alles, was hinter ihrem Rücken vorging, und zwar alle drei Sekunden. Der Film in der Kassette reichte für über hundert Aufnahmen.
    Hero betrachtete das schimmernde Haar und das ernste Gesicht seiner Schwester, als sie sich über den Apparat beugte. Er bewunderte die leichten, geschickten Bewegungen ihrer Hände und fühlte eine große Erleichterung und Zuversicht in ihrer Nähe. Brave Meg, immer war sie bereit zu helfen, wenn man sie brauchte, und er konnte sich darauf verlassen, daß ihre verschiedenen Kameras alles, was vor das Objektiv kam, einfangen würden. Wenn Hero geahnt hätte, wie es im Herzen seiner geschäftigen Stiefschwester sang und jubelte vor Freude und Glück, ihm helfen zu können, wäre er sicher überrascht gewesen. Sie schloß die Tasche, blickte auf und sagte: «So, jetzt kann es losgehen.»
    «Auf!» sagte Hero. Arm in Arm gingen sie den Korridor entlang zum Zimmer der Spendley-Carters.

15

Man soll nicht auf Gespenster schießen

    Der Besuch im Zimmer der Spendley-Carters war nicht gerade ein gesellschaftlicher Erfolg. Sylvia Spendley-Carter war nervös, unruhig und befangen. Ihr Mann zeigte sich wenig begeistert über Heros Anwesenheit, und der kleine Mr. Jellicot war so aufgeregt wie ein Vater, dessen Kind bei der jährlichen Theateraufführung in der Schule mitwirken darf. Es lag ihm sehr viel daran, daß sein Poltergeist vor Hero und der Tochter eines Grafen gute Figur machte.
    Spendley-Carter sagte: «Ich habe Sie nicht erwartet, Hero. Aber es ist natürlich Ihr gutes Recht, die Dinge in Augenschein zu nehmen, obwohl ich wenig Hoffnung habe, daß jetzt etwas geschehen wird.»
    Hero murmelte: «Ich weiß, es ist wie im Wartezimmer des Zahnarztes, wo die Zahnschmerzen plötzlich verschwinden. Ich habe leider die Erfahrung gemacht,

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