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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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und fiel zurück.
    «Was ist denn das für ein Instrument?» erkundigte sich Spendley-Carter.
    Hero antwortete: «Eine kleine Erfindung von mir, reagiert auf kleinste Wärmeunterschiede.»
    Mr. Jellicot riß begeistert die Augen auf. «Aha! Verbrennt man sich die Finger daran? Dann ist es bestimmt der Feuergeist!»
    Hero antwortete leicht gereizt: «Man verbrennt sich nicht die Finger daran; der Stein ist einfach noch warm. Könnten Sie nicht endlich aufhören, immer von Ihrem Feuergeist zu reden! Vermutlich hätte dieses Gerät damals bei jenem denkwürdigen Dinner genauso auf das tote Kaninchen reagiert.»
    In einer Zimmerecke stand ein hoher, schlanker Blumenständer aus Mahagoniholz und darauf ein Messinggefäß mit einem Strauß Rosen. Der Blumenständer neigte sich plötzlich ohne allen Grund zur Seite, und Gefäß, Wasser und Blumen rutschten zu Boden. Mrs. Spendley-Carter verbarg das Gesicht in den Händen und stöhnte. Während alle andern wie gebannt auf die Bescherung blickten, segelte ein gerupftes Hähnchen, das bereits für die Pfanne zurechtgemacht war, von irgendwoher durch die Luft. Ihm folgte ein neuer Hagel von Steinen.
    Hero hob den umgekippten Blumenständer auf und stellte die Rosen wieder hin.
    Spendley-Carter blickte ihn mit seinen feuchten Augen triumphierend an und sagte: «Nun, sind Sie jetzt zufrieden?»
    «Das Hähnchen kam durch das Fenster herein», stellte Mr. Jellicot fest. «Ich habe es deutlich gesehen.» Er ging hin und schaute in den Garten hinunter. «Es ist niemand unten; weit und breit keine Menschenseele.» Da das Fenster geschlossen war, erschien diese Feststellung reichlich überflüssig.
    Meg murmelte: «Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben.»
    Noreen kam mit ihrem Gemälde zu Hero. «Ist es jetzt richtig mit dem Schwarz und Grün?» fragte sie.
    Hero betrachtete das Bild. «Ja, aber gerade Linien sind besser als krumme.»
    Das Kind nickte und erhob sich dann plötzlich auf die Zehenspitzen, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. «Wie gefällt Ihnen unser Gespenst?» erkundigte sie sich. «Ist es nicht lustig?»
    «Nein», antwortete Hero, «durchaus nicht.»
    Sie kehrte an ihren Tisch zurück und nahm den Pinsel wieder zur Hand. Hero beobachtete sie und entdeckte, daß sie ihn im Spiegel anschaute und ihm freundlich, unsicher und ein wenig schief zulächelte.
    Mr. Jellicot hob das Hähnchen auf und betrachtete es liebevoll. «Ich wette, der Poltergeist hat es in der Küche gestohlen», sagte er. Dann hob er den Kopf, richtete den Blick zur Decke und fragte: «Hast du das in der Küche geklaut?» Als Antwort ließ sich ein deutliches zweimaliges Klopfen vernehmen. Mr. Jellicot wandte sich entzückt an Hero. «In der Geisterwelt bedeutet ein zweimaliges Klopfen ja», erklärte er.
    «In diesem Fall», bemerkte Hero trocken, «hätte die Köchin den Vogel sicher gern wieder zurück. Wollen Sie ihn nicht hinbringen?» Dann fügte er hinzu: «Kümmert sich denn niemand um Mrs. Spendley-Carter?»
    Sie lag auf der Couch und schien einem Nervenzusammenbruch nahe. Hero kniete neben ihr nieder, legte eine Hand auf ihre Stirn und berührte mit der anderen ganz sanft ihre Schulter. Das schien sie ein wenig zu beruhigen. Er sagte: «Sie müssen sich zusammennehmen. Glauben Sie mir, Sie haben nichts zu fürchten. Wenn Sie es fertigbringen, diese Vorfälle nicht zu beachten, werden sie von selbst aufhören. Poltergeister sind wie Kinder; sie lieben es, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wenn man ihnen nicht nachgibt, verlieren sie das Interesse und gehen weg.» Er erhob sich und sagte zu Spendley-Carter: «Ich möchte Ihnen raten, Dr. Winters kommen zu lassen. Ihre Frau hat ein Beruhigungsmittel nötig.»
    Spendley-Carter sagte: «Ich werde doch noch ohne fremde Ratschläge für meine Frau sorgen können.»
    «Dann tun Sie es», entgegnete Hero kalt, «bevor es zu spät ist. Sie ist ernstlich krank.»
    Mr. Jellicot stand bei der Tür und hielt das pfannenfertige Hähnchen in einer Hand. Hero sagte zu ihm: «Ich glaube, Sie können gehen, Sir. Die Vorstellung ist für heute zu Ende.» Er suchte Meg mit den Augen und fügte hinzu: «Vielen Dank, daß Sie uns an diesem ungewöhnlichen Schauspiel haben teilnehmen lassen.»
    Lady Margaret erklärte: «Ja, es war sehr freundlich von Ihnen. Recht herzlichen Dank. Ich hoffe, Mrs. Spendley-Carter wird sich schnell erholen.» Dann gingen sie und Hero zusammen hinaus.
    Bei der Rückkehr in Megs Zimmer

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