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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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daß Gespenster in meiner Anwesenheit sehr zurückhaltend werden.»
    Meg unterdrückte ein Lächeln und wandte sich mit überschwenglicher Liebenswürdigkeit an Mr. und Mrs. Spendley-Carter. «Wie nett von Ihnen, mich einzuladen. Im Schloß Heth haben wir nämlich auch ein Gespenst. Mein Vater behauptet, es als Junge einmal gesehen zu haben. Ich bewundere Ihren Mut, Mrs. Spendley-Carter.»
    Sylvia Spendley-Carter hatte sich zögernd von der Couch erhoben und streckte Lady Margaret nun ihre schlaffe Hand hin. «Ich bin nicht tapfer», sagte sie mit zitternder Stimme. «Ich habe schreckliche Angst. Wenn Horace mich nur von diesem unheimlichen Ort wegbringen würde.»
    «Aber Sylvia, es ist doch alles halb so schlimm», rief Spendley-Carter, der von Lady Margaret tief beeindruckt war. «Es ist ein harmloses Gespenst, das niemandem etwas zuleide tut. Du hörst doch, Lady Margaret hat eben gesagt, sie hätte zu Haus auch eins.»
    «Poltergeister sind im allgemeinen nicht gefährlich», erklärte Mr. Jellicot. «Sie sind nur mutwillig. Ihr Mann wird sich in der wissenschaftlichen Welt einen Namen machen, wenn er den Fall veröffentlicht.»
    Spendley-Carter blickte seine Frau an, als ob sie ihm die Wurst vom Brot nähme. «Na bitte», sagte er. «Wenn Noreen und ich es ertragen können, wirst du es wohl auch ertragen.»
    Das Zimmer befand sich am Ende des Gebäudes im Ostflügel und war hübsch und wohnlich eingerichtet. An das geräumige Elternzimmer grenzte ein kleiner Alkoven, der im östlichen Turm lag und durch einen Vorhang abgetrennt werden konnte. Dort wohnte Noreen, und die Nische enthielt ihr Bett, eine Kommode mit einem Spiegel darüber und einen kleinen Tisch. Das Fenster öffnete sich auf den Park und die östliche Pergola. Nach Art der Kinder, die in ihr Spiel vertieft sind und dem Geschwätz der Erwachsenen keine Beachtung schenken, saß Noreen am Tisch und malte mit Wasserfarben.
    Hero trat neben sie und blickte ihr über die Schulter. Sie hatte eine ganz leidliche Skizze von der häßlichen weißen Pergola, den Bäumen, dem Fluß und dem zerfallenen Kloster im Hintergrund gemacht und war nun damit beschäftigt, die Farben aufzutragen.
    Hero sagte: «Nicht übel, Kleines. Wenn du dieses Grün mit etwas Schwarz mischst, bekommst du die Schatten unter den Bäumen besser heraus.»
    Noreen schaute zu ihm auf und flüsterte: «Ich bin so froh, daß Sie gekommen sind.»
    Hero betrachtete ihre Zeichnung noch einen Augenblick und ging dann wieder zu den Erwachsenen zurück, wobei er darauf achtete, nicht neben seine Stiefschwester zu treten. «Vielleicht spielt Ihnen Ihre Phantasie einen Streich, Mrs. Spendley-Carter», sagte er. «Verzeihen Sie, wenn ich Zweifel zu äußern wage; doch in solchen Fällen...»
    Spendley-Carter erklärte mit dröhnender Stimme: «Verdammt noch mal, ich habe doch Augen im Kopf, Sir. Sie würden es schon glauben, wenn Sie es einmal erlebt hätten. Ich hoffe, Sie werden heute dazu Gelegenheit finden.»
    «Das wünschte ich auch», erwiderte Hero ruhig.
    Sylvia Spendley-Carter stöhnte auf und kreischte vor Entsetzen, als ein Gegenstand durch die Luft gesaust kam und mit dem Geräusch zerbrechenden Porzellans zu ihren Füßen niederfiel.
    «Ha!» rief Spendley-Carter. «Da haben Sie den Beweis. Sind Sie jetzt überzeugt?»
    Der Gegenstand war eine kleine blaue Vase von geringem Wert. Eine zweite, genau gleiche, stand am anderen Ende des Kaminsimses. Sie schien sich aus eigener Kraft in die Luft erhoben zu haben und zu Boden gestürzt zu sein.
    Dann folgte ein Sausen, und ein Apfel und eine Orange fielen mit dumpfem Aufschlag von der Decke und rollten in eine Ecke des Zimmers. Im nächsten Augenblick folgten eine Anzahl runde, dunkle Kieselsteine.
    Mrs. Spendley-Carter begann zu zittern, verbarg ihr Gesicht in den Händen und quietschte angsterfüllt wie ein Ferkel. Spendley-Carter triumphierte. Noreen malte ruhig weiter, kicherte schrill und mischte Schwarz mit Grün, wie Hero ihr geraten hatte.
    «Sehen Sie, ein echter Apport!» rief Mr. Jellicot und machte Anstalten, einen Kieselstein vom Boden aufzuheben, doch Hero gebot mit scharfer Stimme Einhalt.
    «Rühren Sie ihn nicht an!» rief er, kniete nieder und zog ein kleines schwarzes Instrument aus der Tasche, das auf der einen Seite eine Skala und Zeiger, auf der anderen ein Drahtgitter aufwies. Rasch hielt er das Meßgerät dicht an das angebliche Beweisstück eines Apports — den Kieselstein am Boden. Die Nadel zitterte, schlug aus

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