schon», gab Meg zu. «Aber in diesem Fall berührte sie den Faden, der den Auslöser betätigt, als sie ostwärts, auf die Bibliothek zu ging.»
«Oder auf das Musikzimmer zu», überlegte Hero.
«Oder auf das Musikzimmer zu», bestätigte Meg.
Er betrachtete die Fotografie nochmals ganz genau und schüttelte den Kopf. «Nichts zu wollen», sagte er. «Wie steht es mit den Bildern in der Bibliothek? Da war die Kamera doch so angebracht, daß sie alles von vom aufnahm.»
Meg nickte und antwortete: «Ja, aber leider kam jemand der Nonne zuvor. Sieh dir das an!» Und sie deutete auf eine andere Vergrößerung an der Wand.
Hero stieß einen Ruf des Erstaunens aus. «Oho!» Er betrachtete interessiert eine Fotografie von Mr. Jellicot, der eine dunkle Hose mit hängenden Hosenträgern und eine Pyjamajacke trug. Er beugte sich über den Schreibtisch und schien ein Papier an sich zu nehmen.
«Was führt der wohl im Schilde?» fragte Hero.
«Es sieht aus, als wollte er etwas stehlen», entgegnete Meg, «etwas, was er bei Tag nicht zu holen wagte.»
Hero pfiff vor sich hin und sagte: «Dich haben wir erwischt, mein Freund. Ich ahnte doch, daß du mehr weißt, als gut ist. Mit dir werde ich noch ein Wörtchen reden.» Dann wandte er sich an Meg, schüttelte den Kopf und sagte: «Aber warum wohl? Was steckt da wieder dahinter?»
Sie kamen zu einer Fotografie, die an die Stoßzeit in der Untergrundbahn erinnerte. «Großer Gott», fragte Hero, «was ist denn das?» Er blickte genauer hin. «Das ist ja...»
Meg sagte: «Ja, ich weiß. Ihr seid alle gleichzeitig über den Faden gestolpert. Das ist die Kamera, die ich im Musikzimmer aufgepflanzt hatte.»
Hero sagte nachdenklich: «Dann hat also von dem Augenblick an, da du deine kleinen Apparate anbrachtest, niemand mehr das Musikzimmer betreten. Die Tür war offenbar nicht verschlossen, sonst wärest du nicht hineingekommen.»
Meg nickte. «Richtig, aber es hätte jemand vor mir drin gewesen sein und die Tür erst nachher, als ich weg war, abschließen können.»
«Hast du auch Aufnahmen von Isobel und dem widerwärtigen Freddie?» fragte Hero.
Meg deutete auf ein Bild. «Hier ist Isobel.» Hero betrachtete es. Sie sah genauso aus, wie er sie im Musikzimmer angetroffen hatte: weißseidener Morgenrock mit einer weißen Kordel zusammengehalten, das Schlüsselbund in der Hand. Der Gesichtsausdruck der Leute war auf allen Bildern ganz anders als normalerweise auf Fotografien.
Hero sagte: «Das stimmt wahrscheinlich. Lord Paradine erklärte, sie sei ihr Schlüsselbund holen gegangen.» Er betrachtete die Aufnahme nochmals und beklopfte sie mit dem Fingernagel. «Warum mag diese auffallend schöne, charmante und tüchtige Frau wohl nie geheiratet haben?» fragte er.
«Das ist etwas, worüber nur sie dir Auskunft geben könnte», erwiderte Meg.
«Sind das alle Bilder?» fragte Hero.
«Aber nein», antwortete Meg. «Hier drüben ist noch eins, das ich bis zuletzt aufgespart habe.» Sie zeigte auf die gegenüberliegende Wand des Badezimmers, an der nur eine einzige Aufnahme hing. «Mit der könnte ich in einem Wettbewerb für die echteste Momentaufnahme den ersten Preis gewinnen, findest du nicht?»
Mr. Hero benötigte kein Vergrößerungsglas, um festzustellen, wer darauf zu sehen war. Kamera Nummer fünf hatte ihn höchst persönlich vor der Tür seines Zimmers geschnappt. In seinen Armen lag die biegsame und willige Mrs. Wilson, den Mund nahe an dem seinen. Ihr hübscher Knöchel hatte den schwarzen Faden im richtigen Moment berührt. Meg sagte: «Ausgezeichnet, findest du nicht auch? Ich schlage vor, daß wir sie die
nennen.»
«So eine Gemeinheit!» rief Hero. «Wozu mußtest du ausgerechnet vor meiner Tür einen deiner verfluchten Apparate verstecken?»
Sie sagte unschuldig: «Ich wollte gern wissen, wie Gespenster aussehen, die dir nachstellen.»
Sie blickten sich an und brachen plötzlich in schallendes Gelächter aus. Als Meg sich wieder beruhigt hatte, sagte sie: «Sandro, Sandro! Sie ist wohl sehr anziehend, nicht wahr?»
Hero antwortete: «So genau weiß ich das nicht. Ich versuchte gerade, sie loszuwerden, als ihr Mann mit einer Pistole auftauchte.»
Meg wurde sehr ernst: «Gab es Schwierigkeiten?»
«Das nicht — er war nicht hinter mir, sondern hinter dem Gespenst her. Im Ostflügel hatte die kleine Noreen eben einen Höllenspektakel gemacht. Immerhin schien er leicht verärgert, daß er uns da vor meiner Tür antraf,