Immer diese Gespenster
Schnurrbart und dem fliehenden Kinn mehr denn je einem Haifisch.
«Haben Sie welche gefunden?» fragte der Major.
«Nein», entgegnete Hero. Er hätte gern gewußt, wo Wilson gewesen war, wieviel er gesehen und gehört hatte, ob er seiner Frau gefolgt war und sich in den Ruinen verborgen gehalten oder ob er einen Spaziergang gemacht hatte und zufällig auf den Wagen gestoßen war.
«Dieser Ort würde sich gut für Gespenster eignen, wenn es welche gäbe», sagte der Major.
«Ja, da haben Sie recht.» Da der Major keine Anstalten machte, auszusteigen, setzte sich Hero ans Steuer seines Bentley.
«Bald Zeit zum Lunch», sagte der Major. «Darf ich mit Ihnen zurückfahren?»
«Aber gern», erwiderte Hero, drückte auf den Anlasser und erwartete, daß im nächsten Augenblick eine Bombe unter der Kühlerhaube explodieren und sie beide ins Jenseits befördern würde. Doch nichts dergleichen geschah, der Bentley sprang vornehm schnurrend an.
«Ein fabelhafter Wagen», sagte der Major.
, sagte Hero zu sich selber. Doch das Gefühl von Bedrängnis und Unbehagen ließ sich nicht abschütteln.
«Sie sind sicher neugierig, weshalb ich auf Sie gewartet habe», sagte Wilson.
Hero antwortete: «Ich nehme an, Sie wollten gern mitfahren.»
Der Major lächelte unangenehm und glich dabei noch mehr einem Hundshai. «Nun, vor allem wollte ich mich bei Ihnen entschuldigen.»
Hero erschrak. «Oh, ich wüßte nicht wofür», sagte er.
«Ich habe gestern nacht den Kopf verloren», fuhr der Major fort. «Es war idiotisch von mir, mit einem geladenen Revolver herumzulaufen. Höchst gefährlich so was. Aber Sie wissen ja, wie das ist, wenn man aus dem Schlaf aufgeschreckt wird.»
«Ja, man ist dann oft etwas konfus», gab Hero zu.
«Richtig. Ich war nämlich ein paar Minuten früher aufgewacht, weil ich draußen im Korridor ein Geräusch vernahm. Dann hörte ich meine Frau hinausgehen. Ich glaube zwar nicht an Gespenster, aber der Krach, der dann folgte, war mir doch zuviel. Ich beschloß nachzusehen, was los war. Es tut mir leid, daß ich grob wurde.»
«Schon gut», sagte Hero.
Sie bogen in die Allee ein und fuhren zum Schloß. «Sie sind ein komischer Kauz, Hero», sagte der Major. «Ich werde nicht klug aus Ihnen. Ein merkwürdiger Beruf für einen Mann. Was würden Sie tun, wenn Sie einem echten Gespenst begegneten?»
Hero antwortete: «Ich würde es, wenn irgend möglich, interviewen.»
Der Major lachte lautlos. «Ausgezeichnet! Würden Sie es auch erkennen?»
Hero sagte: «Ganz gewiß.»
«Wie?» fragte der Major und starrte ihn dabei neugierig an.
«Ein bestimmtes Gefühl in der Magengrube würde es mir verraten», entgegnete Hero. Der Major lachte lautlos, und Hero empfand es als angenehm, daß dieses Lachen von keinem Geräusch begleitet war. «Haben Sie noch nie Angst gehabt?» fragte er.
«Jedenfalls nicht vor etwas Unsichtbarem», antwortete der Major. «Ich bin Soldat. Um mich zu erschrecken, braucht es stärkerer Geschütze als ein in Laken gehülltes Wesen, das macht.»
Hero sagte: «Mich erschrecken nur Dinge, die ich nicht verstehen kann.»
Der Major wollte etwas erwidern, besann sich dann aber eines Besseren, und Hero glaubte, ein eigenartiges Funkeln in seinen Augen zu gewahren; doch vielleicht bildete er sich das bloß ein. Er hielt den Wagen vor dem Eingang zum Country Club an und stieg aus. Der Major sagte: «Wie wäre es mit einem Aperitif vor dem Lunch? Ich habe einen vorzüglichen Sherry in meinem Zimmer oben. Trinken wir ein Glas zusammen als Zeichen der Versöhnung. Vivyan wird sich freuen, Sie zu sehen. Sie hält große Stücke auf Sie. Frauen lassen sich ja gern von Hokuspokus beeindrucken. Nun, was meinen Sie?»
«Vielen Dank, ich bin einverstanden», sagte Hero. «Es ist sehr freundlich von Ihnen.» Er war ziemlich neugierig. Die Entschuldigung hatte aufrichtig geklungen, aber er wollte doch gern Vivyan Wilsons Reaktion beobachten.
Der Major stellte eine ungeöffnete, noch mit der Metallkapsel verschlossene Flasche auf den Tisch. Hero dachte: Der Major konnte den Korkenzieher nicht gleich finden, und als die Gläser endlich auf dem Tisch standen und die Flasche geöffnet war, kam Mrs. Wilson herein. Hero blickte sie prüfend an, aber sie hatte alle
Weitere Kostenlose Bücher