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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Hand einen Fächer Spielkarten; Zigarette und Karten wurden plötzlich zerknüllt und verwandelten sich in vielfarbige Taschentücher, aus denen wiederum ein Strauß Papierblumen entstand, den Hero der kleinen Noreen mit einer Verbeugung überreichte. Das Kind brach in helles Entzücken aus, während die Erwachsenen alles andere als erfreut schienen.
    Major Wilson meinte verächtlich: «Taschenspielerkünste.»
    Lord Paradine rief wütend: «Wollen Sie uns den Sinn dieser stupiden und unpassenden Vorstellung erklären, Sir? Wir sind nach dieser anstrengenden Nacht nicht zum Scherzen aufgelegt.»
    Hero antwortete gelassen: «Anschauungsunterricht für alle, mich selber mitgerechnet.» Er streckte die Hand aus; sie war leer. Eine blitzschnelle Bewegung, und er wies das Ei vor; eine zweite, und die Hand war wieder leer. «Mr. Wilson», sagte er und blickte über den Tisch zu dem gereizten Major hinüber, «Sie glauben also nicht, daß das Ei wirklich verschwunden, ich meine entmaterialisiert ist?»
    «Ganz gewiß nicht!» antwortete der Major bissig. «Ich sagte ja bereits, was ich davon halte: Taschenspielerkünste.»
    Hero lächelte vergnügt. «Ausgezeichnet! Sie haben es schon das erste Mal erraten.» Mrs. Wilson lachte, und Major Wilson warf zuerst ihr und dann Hero einen giftigen Blick zu.
    Hero wandte sich an die anderen. «Niemand unter Ihnen glaubt, was er sah, und das mit Recht. Solche Tricks haben Sie vielleicht schon im Variete gesehen, ohne aber dem Zauberkünstler übernatürliche Kräfte zuzuschreiben. Diese kleine Vorstellung hatte nur den Zweck, Ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache zu lenken, daß die Dinge nicht als das zu erscheinen brauchen, was sie wirklich sind.»
    Paradine rief: «Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen.»
    «Er macht sich bloß wichtig», warf der Major ein.
    Hero fuhr unbeirrt weiter: «Vielleicht. Ich möchte nur erklären, daß zwar niemand von Ihnen glaubt, der Taschenspieler zaubere wirklich ein Kaninchen aus dem leeren Hut. Sie sind aber durchaus bereit zu glauben, daß ein Kaninchen aus dem Nichts auf einem leeren Teller erscheinen oder eine moderne Konzertharfe ohne menschliches Zutun in einem verschlossenen Zimmer eine alte elisabethanische Volksweise spielen kann.»
    Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich einem halben Dutzend Kehlen. Beth und Sir Richard wechselten Blicke; Susan schaute Hero mit unverhüllter Bewunderung an, ein Gefühl, das Mark zum erstenmal zu teilen schien. Nicht so Lord Paradine. «Ha!» rief er. «Es war also ein Trick! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, Hero, statt uns diesen Hokuspokus vorzumachen?»
    «Der große Detektiv wollte sich in Szene setzen», spottete Vetter Freddie.
    Hero entgegnete: «Dies schien mir eine anschaulichere Methode, um darzustellen, daß wir den Dingen mit ein wenig mehr Mißtrauen begegnen sollten.»
    Dr. Paulsons Stimme ließ sich vernehmen: «Sie halten die Erscheinungen der vergangenen Nacht also nicht für übernatürlich?»
    «Aber ja», antwortete Hero, «sie waren ohne Zweifel übernatürlich.»
    Mark fragte: «Was verstehen Sie unter übernatürlich?»
    Hero lachte und sagte: «Übernatürlich ist alles, was ich nicht verstehe. Sobald ich es erklären, verstehen oder wiederholen kann, ist es ein natürlicher Vorgang. Das Harfenspiel mag eine echte okkulte Manifestation sein, da es keine Erklärung dafür zu geben scheint, und es ist schon längst mein Wunsch, eine solche zu erleben. Wenn wir andererseits das Problem so kritisch angehen wie meine Taschenspielerkünste von vorhin, ist da immerhin ein Punkt, der untersucht zu werden verdient.»
    Dr. Paulson fragte: «Könnten Sie sich nicht genauer ausdrücken, Sir? Ich möchte betonen, daß ich persönlich absolut überzeugt bin, einer Äußerung der Geisterwelt beigewohnt zu haben.»
    Mr. Jellicot sagte: «Hört, hört!»
    «Warum war die Tür verschlossen?» fragte Hero unbeirrt. «Ich wiederhole, weshalb ist die Tür des Musikzimmers immer verschlossen, wenn die Harfe spielt?»
    Lord Paradine bekam einen roten Kopf. «Was wollen Sie damit sagen?» schnaubte er. «Soll das heißen, daß Sie jemand von meiner Familie verdächtigen? Meine Frau besitzt ein Schlüsselbund, meine Schwester ein zweites. Wenn...»
    «Durchaus nicht», erwiderte Hero gelassen. «Jedermann kann sich den Schlüssel zu einer Tür verschaffen. Außerdem kann jede Tür auch ohne Schlüssel geschlossen und wieder geöffnet werden.»
    «Gespenster können Türen

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