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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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obwohl er von unserer Umarmung nichts gesehen haben kann. Mrs. Wilson sagte, sie sei der Nonne begegnet und wollte in ihrer Angst bei mir Hilfe suchen.»
    «Eine unglaubwürdige Ausrede.»
    «Nun, gar so...»
    «Ich weiß», fiel ihm Meg ins Wort. «Was kannst du schon dafür, daß du so hinreißend und interessant bist, daß die Frauen im Nachthemd an deine Zimmertür schleichen, um dir Gespenstergeschichten zu erzählen?»
    Hero sagte: «Wir hängen das Bild ans Schwarze Brett im Country. Club. Dann hört das alles schlagartig auf.»
    Meg antwortete: «Dummkopf!» Doch ihre Miene heiterte sich sichtlich auf.
    «Übrigens begann dann die Harfe zu spielen.»
    «Ich habe sie auch gehört. Hast du was herausgefunden?» fragte Meg gespannt.
    «Die Tür war verschlossen. Als ich sie mit der Schulter auf stemmte, war niemand im Zimmer, aber die Saiten vibrierten noch. Ich sah es deutlich und spürte es in den Fingerspitzen. Jemand muß auf dieser verfluchten Harfe gespielt haben.» Er schüttelte den Kopf. «Das war aber nicht möglich, es sei denn...»
    «Aber, die verschlossene Tür...» begann Meg.
    «Natürlich», sagte Hero, «du hast recht; ich bin auch der Meinung. Warum sollte sich ein unsichtbares Wesen, das auf der Harfe spielen will, die Mühe machen, die Tür zu verschließen?»
    Meg fragte: «Aber wie kann jemand ein verschlossenes Zimmer verlassen, wenn auf der anderen Seite der Tür soundso viele Leute stehen?»
    «Das ist es ja gerade», sagte Hero. «Es ist unmöglich.»
    «Hm, dann bleibt nur...»
    «Lord Paradines Mutter», schloß Hero. «Die Harfe gehörte ursprünglich ihr. Man erzählt, sie sei sehr musikalisch gewesen. Angenommen...» Er hielt inne.
    Meg betrachtete ihren Bruder ernst. «Glaubst du wirklich daran, Sandro?»
    Er antwortete niedergeschlagen: «Ich weiß nicht, was ich glauben soll, meine Hexe.»
    «Könntest du das Phänomen selbst hervorbringen, wenn du es versuchtest?» fragte Meg.
    Hero schüttelte düster den Kopf. «Bestimmt nicht unter solchen Bedingungen, nicht unter jedermanns Nase und nicht in einem verschlossenen und leeren Zimmer mit soundso vielen Leuten, die eindringen und die Saiten noch vibrieren sehen. Um das fertigzubringen, müßte man Musiker, geschickter Mechaniker und Fachmann der Akustik und weiß ich, was noch in einer Person sein und außerdem mit Lichteffekten und raffinierten Drahtkombinationen arbeiten. An dieser Harfe ist aber nicht herummanipuliert worden. Ich habe sie genau untersucht.»
    Meg überlegte: «Spielt jemand in diesem Haus ein Instrument, Sandro?»
    Hero schnaubte verächtlich: «So ziemlich alles, was hier wohnt. Die Dame des Hauses spielt Klavier, was nichts anderes als eine Harfe in einer Holzkiste ist. Vetter Freddie zupft die Gitarre. Isobel spielte in ihrer Jugend Cello. Mr. Jellicot sitzt in seiner Kirche an der Orgel.»
    «Und ich bezweifle nicht, daß Mrs. Wilson eine gewisse Fertigkeit auf der Panflöte besitzt.»
    «Dann haben wir noch Beth», sagte Hero, ohne auf ihre spitze Bemerkung zu reagieren.
    «Beth!» rief Meg.
    «Als sie ein kleines Mädchen war, brachte die Großmutter ihr eine Melodie auf der Harfe bei.»
    «Was du nicht sagst!» rief Meg, die erriet, um welche es sich handelte.
    «Ja», bestätigte Hero. «Die Melodie
    «Sandro...»
    «Ja, Meg?»
    «Ich traue diesem Major Wilson nicht. Ich habe das Gefühl, daß er gefährlich ist. Sei vorsichtig!»
    Hero antwortete nicht, doch sein Gewissen sagte ihm, daß seine Stiefschwester vermutlich recht habe.

19

Abschied von einem Poltergeist

    Als Hero in sein Zimmer zurückkehrte, fand er einen Brief auf dem Tisch. Er war auf Country Club-Papier geschrieben und versiegelt. Hero öffnete ihn und las: «Erwarten Sie mich bitte in der alten Klosterruine. Ich werde um zwölf Uhr dort sein. Kommen Sie, Alexander, es ist sehr wichtig.» Unterzeichnet war das Schreiben mit «Vivyan Wilson». Hero . sagte zu sich selber: < O Gott, soll ich, oder soll ich nicht? Warum ausgerechnet in der Klosterruine, wo sich ein Dutzend Leute verborgen halten können? Warum schreiben Frauen von diesem Typ gern solche Briefe? Was meint sie mit ‚wichtig’ — wichtig für wen? Verflucht! Ich werde wohl hingehen müssen. Ich habe ja schließlich mit ihr geflirtet. Was mag sie nur wollen?> Er blickte auf die Uhr. Es war Viertel nach zwölf. Der Lunch wurde um eins serviert. Sie wartete wohl bereits auf ihn und trug bestimmt ein farbiges Kleid, das eine Meile weit leuchtete. Wie

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