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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Meg ihn auslachen würde! Warum mußte er sich in solch peinliche Situationen bringen?
    Er ging hinunter, setzte sich in den Wagen, fuhr durchs Parktor und dann noch eine Meile auf der Straße nach links, wo er parkte. Dann eilte er den Fluß entlang zur Ruine des St. Relinda-Klosters zurück.
    Er hatte richtig vermutet; sie saß auf dem Stein unter dem Spitzbogen, der früher den Eingang zur Kapelle gebildet hatte, und trug einen weiten roten Rock, eine weiße Bluse und ein rotes Band im Haar. Nicht nur die Schuhe, sogar die Strümpfe waren rot. , dachte Hero ärgerlich. Und dann entdeckte er zu seinem Schrecken, daß er sich freute, sie zu sehen, daß sie zierlich, hübsch, charmant und appetitlich aussah und in wenigen Augenblicken in seinen Armen liegen würde. Sie hatte ihn noch nicht entdeckt. Wenn er kehrtmachte und davonrannte, so schnell er konnte...
    Doch er ging weiter, und es geschah ungefähr das, was er sich vorgestellt hatte, nur brach sie in Tränen aus und sagte: «Ich dachte schon, Sie kämen nicht. Ich mußte Sie unbedingt sehen und warnen — ich habe Angst, Alexander.»
    Ihre Worte klangen so ähnlich wie das letzte Mal, und er fühlte sich ein* wenig ernüchtert. Er lächelte und sagte: «Doch nicht etwa noch ein Gespenst, Vivyan?»
    Sie lächelte nicht, als sie erwiderte: «Mein Mann!»
    «Und was ist mit ihm?»
    «Er ist gefährlich, Alexander. Ich habe Angst. Ich habe Angst um Sie und um mich selbst. Ich weiß nicht, was er vorhat.»
    «Ist es nicht reichlich spät, sich jetzt noch Sorgen zu machen? Wenn er irgend etwas hätte unternehmen wollen, so hätte er es längst getan — er hätte mich ja gestern erschießen können.»
    Sie schüttelte den Kopf und sagte: «Sie kennen Howard nicht. Er ist anders, als man glaubt. Er ruht nicht eher, als bis er weiß, was er wissen will; und er verzeiht einem nie. Die Leute halten ihn für einen Dummkopf, aber da täuschen sie sich.» Dann fügte sie hinzu: «Er glaubt nicht, daß ich in Ihr Zimmer kam, weil ich die Nonne gesehen hatte.»
    Hero dachte, das spreche wirklich mehr oder weniger für Vivyans Ansicht, daß ihr Mann kein Dummkopf war. Er sagte: «Was glaubt er denn?»
    «Er glaubt, daß gestern — als er uns erwi... — als er uns sah, daß ich da aus Ihrem Zimmer gekommen — daß ich bei Ihnen gewesen sei.» Sie klammerte sich an ihn, preßte ihren Kopf an seine Brust und rief leidenschaftlich: «Oh, ich wollte, er hätte recht! Ich wollte, es wäre so gewesen!» Dann hob sie langsam den Kopf und blickte ihn traurig an. «Aber Sie sind froh, daß es nicht dazu kam. Sie dachten, ein kleines Abenteuer könnte ganz nett und amüsant sein, aber mehr nicht. Nun, da kann man nichts machen.» Sie nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände, küßte ihn und fuhr fort: «Sehen Sie, ich nehme es wirklich nicht tragisch. Aber eines müssen Sie mir versprechen.»
    «Ja», sagte Hero. Er schämte sich und fürchtete, sie könnte ihm ansehen, wie erleichtert er sich fühlte. Mrs. Wilson war ihm plötzlich sehr viel sympathischer.
    «Versprechen Sie mir, vorsichtig zu sein», sagte sie, «sehr vorsichtig. Passen Sie auf!»
    «Woher sollte mir denn Gefahr drohen?»
    Sie schüttelte den Kopf und sagte: «Ich weiß nicht. Von Howard vermutlich. Versprechen Sie es mir?»
    Hero mußte an Megs Warnung denken. Er antwortete: «Ja, ich werde vorsichtig sein. Vielen Dank. Wird Ihnen nichts geschehen?»
    «Nein», sagte sie leise, «wir Frauen wissen uns schon zu helfen.» Es war etwas Rührendes und Menschliches in der Art, wie sie das sagte und die Fehler und Schwächen von Geschöpfen ihrer Art zugab. Er küßte sie auf die Stirn und legte ihr die Hände auf die Schultern, worauf sie zusammenzuckte, als hätte er ihr weh getan. dachte Hero.
    «Wir gehen am besten einzeln zurück», sagte er. Sie nickte, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und lief weg. Er schaute ihr nach, bis ihr roter Rock hinter den Bäumen verschwand. Dann ging er nachdenklich zu seinem Wagen zurück. Als er ihn erreichte, sah er, daß der Major drin saß und auf ihn wartete.
    «Ah, da sind Sie ja», sagte der Major überraschend freundlich. «Ich dachte mir, daß Sie bald kämen, als ich Ihren Wagen hier stehen sah. Haben Sie Gespenster gesucht?»
    «Ja», antwortete Hero kurz. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und er beobachtete den Major aufmerksam. Im Profil glich er mit seinem

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