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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Anwesenheit ist.»
    Er sagte: «Zum Kuckuck mit Mutter! Sie betrachtet es wohl auch als Familienangelegenheit, daß du seit deiner Ankunft erschreckt und bedroht worden bist.»
    «Warum hast du ihr das nicht gesagt?» rief Susan aus; doch es tat ihr sogleich leid, und sie legte ihre Hand auf seinen Arm. «Verzeih, Mark, das war unfair.»
    In einer Rabatte, dicht mit kleinen roten und blauen Blumen bepflanzt, die ein hübsches altmodisches Muster bildeten, stand eine Marmorbank. Sie setzten sich, und Susan fuhr niedergeschlagen mit der Fußspitze durch den Kies. Sie sagte: «Es tut mir leid, Mark, aber irgendwo stimmt etwas nicht. Nicht einmal Alexander — Mr. Hero ist es gelungen, herauszufinden, was es wirklich ist. Ich möchte lieber nicht hier bleiben. Ich glaube zwar nicht an Gespenster und Geister und solche Dinge, aber ich glaube an das Böse, und es ist mir von ganzer Seele zuwider.»
    Mark Paradine stöhnte: «Wenn du mir nur erlauben Rolltest, auf dich achtzugeben, Susan...»
    Susan fragte: «Kann man einen Menschen vor Haß schützen? Siehst du denn nicht, daß ich deiner Mutter ein Dom im Auge bin?»
    Mark erwiderte grimmig: «Du sollst ja auch nicht meine Mutter heiraten, sondern mich.»
    Susan blickte überrascht zu ihm auf. Diese Engländer waren seltsam mit ihren Schwächen und ihrer großen Charakterfestigkeit! Sie verstand plötzlich, welchen Sinn die Tradition des Witwenhauses hatte, in das die Mutter übersiedelte, wenn der Sohn Familienoberhaupt wurde. In der englischen Familie war der Mann der Herr im Haus. Nach einer Weile sagte sie mit wehmütiger Stimme, die ihr etwas beinahe Kindliches verlieh: «Es hätte Solch ein herrlicher Sommer sein können. Warum mußte nur alles so kommen?»
    Mark fragte: «Susan, liebst du Sir Richard Lockerie?»
    «Richard? Aber nein!» Ihre Antwort erfolgte so offen und schnell, daß es Susan selbst überraschte. Sie hatte nicht gewußt, daß das so eindeutig feststand.
    «Ist es vielleicht Alexander Hero?» forschte Mark weiter.
    «N-nein, ich glaube nicht. Er ist sehr attraktiv, findest du nicht?»
    «Ja, leider.»
    «Ich glaube, ich könnte einen solchen Mann nie wirklich lieben», sagte Susan nachdenklich, als versuche sie laut ihre Gedanken zu ordnen. «Er glaubt an überhaupt nichts — jedenfalls hat er nie an mich geglaubt. Er war aufgebracht, weil seine Zuneigung zu mir sein logisches Denken beeinträchtigte. Er hatte nämlich den Verdacht, ich hätte mein Gespenst selbst erfunden. Außerdem traute er meiner Tugend nicht ganz.»
    «Was!» rief Mark.
    Susan sagte: «In jener Nacht, als Alex die Gespensterszene in meinem Zimmer wiederholte, drückte jemand von außen die Klinke herunter. Jemand versuchte hereinzukommen. Wenn Hero sofort auf den Korridor gelaufen wäre, hätte er feststellen können, wer oder was es war.»
    «Warum in aller Welt tat er es nicht?» fragte Mark.
    Susan mußte lächeln, als sie an jene Nacht zurückdachte. Sie antwortete : «Er behauptete — aus Ritterlichkeit, weil er mich nicht kompromittieren wollte. Aber in Wirklichkeit fürchtete er, die Tür zu öffnen, weil er nicht wußte, wer draußen sei.»
    Der junge Mann blickte sie verständnislos an. «Aber warum?» fragte er. «Ich verstehe nicht...»
    Susan empfand plötzlich eine große Zärtlichkeit für ihn und seine Unschuld. Ganz unbewußt hatte Mark Paradine die Frage beantwortet, welche Eigenschaften der Mann aufweisen mußte, den sie lieben konnte.
    Dann sagte er: «Ich liebe dich, Susan. Ich habe dich schon einmal gebeten, meine Frau zu werden. Damals war es vielleicht noch zu früh, oder ich wählte den falschen Augenblick, oder wir kannten uns noch nicht genug, aber die Zeit ist vergangen und ist nun ganz plötzlich knapp geworden. Ich habe das Gefühl, als drohe dir eine schreckliche Gefahr, die ich abwenden könnte, wenn wir zusammengehörten — wenn du dich entschließen könntest, ja zu sagen.»
    Das Mädchen schaute ihn traurig an, denn sie wußte jetzt, daß sie ihn liebte und gerne seine Frau geworden wäre. Doch all die Ablehnung und der Haß, auf die sie seit ihrer Ankunft in Paradine Hall gestoßen war, standen zwischen ihnen, und der Abgrund hatte sich durch die Art, wie Lady Paradine ihr soeben zu verstehen gegeben hatte, daß sie eine Außenseiterin sei, noch erheblich vertieft. Sie zeichnete mit der Fußspitze ein Muster in den Kies und sagte: «Oh, Mark, ich wollte, du wärest kein Paradine.»
    «Warum?» fragte er heftig. «Warum stört es dich, daß

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