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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Ungewöhnliches in der Werkstatt entdecken. Sie war sauber aufgeräumt; es gab darin Tannen- und Kirschholzbretter verschiedener Größe und Dicke, einige lange Fichtenstangen, Schachteln mit Nägeln, Schrauben, Krampen und eine stattliche Auswahl von Werkzeugen. Im Raum nebenan schienen ausschließlich Ölgemälde aufbewahrt zu sein, j Porträts und eine Menge wertloser Bilder. Hero stattete auch den Gewölben, wo Wein, Kartoffeln und Gemüse eingekellert wurden, einen Besuch ab.
    Als er sich seiner Berechnung nach unter dem Musikzimmer befand, sah er sich einer verschlossenen Tür gegenüber, fand aber ohne Mühe den passenden Schlüssel und trat ein. Der Raum war ziemlich groß und wurde von einer einzigen Lampe erhellt, die von der Decke herunterhing. Der Schalter befand sich gleich neben der Tür. Die Mitte des Raumes war leer, nur an drei Wänden standen alte Möbel, die für die Wohnräume nicht mehr taugten — Schränke, Tische, Kommoden und einige wackelige Stühle waren übereinander gestapelt.
    Hero untersuchte die Rumpelkammer sorgfältig, konnte aber nichts Beunruhigendes oder Interessantes darin entdecken und ging weiter.
    Als er seinen Rundgang beendet hatte, fühlte er sich erleichtert, nirgends auf Spuren einer geplanten Brandstiftung gestoßen zu sein. Isobel Paradine war nicht nur eine tüchtige, sondern auch eine vorsichtige Hausherrin, die jede Feuersgefahr nach Möglichkeit ausschaltete, denn er hatte nirgends Haufen von alten Zeitungen und Zeitschriften, Lumpen und sonstigem Abfall entdecken können. War Mrs. Taylor vielleicht doch nur eine geschwätzige Frau mit überhitzter Phantasie, die ihn hatte beeindrucken wollen? Er dachte an die Episode in ihrem Zimmer, an ihre Stimme, das Entsetzen, das sich in ihrem Gesicht spiegelte, und das Gefühl von Übelkeit, das ihn übermannt hatte.
    Mr. Hero wußte über die Gespenster, die dieses alte Familienschloß heimgesucht hatte, schon ziemlich gut Bescheid — übernatürliche Erscheinungen, kalte Luftzüge und Kerzen, die von selbst ausgingen — , aber so sehr er sich auch anstrengte, es wollte ihm nicht gelingen, einen Sinn darin zu entdecken. Und dann war da auch noch diese verfluchte Harfe, für deren Ertönen er beim besten Willen keine Erklärung finden konnte. War es möglich, daß bei all diesem Hokuspokus doch etwas Echtes mit im Spiel war, wie es sich in Mrs. Taylors Vision geäußert hatte? Konnte es sein, daß das Böse in der Person, welche okkulte Erscheinungen hervorrief, um andere Leute in Schrecken zu versetzen, ein Echo im Jenseits gefunden hatte? Er hätte das gern angenommen, doch sein Verstand wehrte sich dagegen. Er beschloß, Meg in ihrem Zimmer aufzusuchen, um die Lage mit ihr zu besprechen.
    Er traf sie mit der Fotografie der Nonne, die sie durch ein Vergrößerungsglas betrachtete. Er trat neben sie, blickte auf das Bild und fragte: «Wie steht’s?»
    Meg legte das Vergrößerungsglas ärgerlich weg und sagte: «Wenn ich doch nur irgend etwas, eine winzige Kleinigkeit entdecken könnte, die uns einen Anhaltspunkt geben würde! Aber da ist nichts zu wollen.»
    Hero schaute die Fotografie nachdenklich an; es war wirklich Pech, daß der einzige Schnappschuß von der Nonne ein Bild zeigte, das gar nichts verriet, abgesehen davon, daß die Nonne kein echtes Gespenst war. Er sagte: «Hast du eine Ahnung, wer in diesem Ordenskleid stecken mag?»
    «Das schon.»
    «Wer?»
    «Ich möchte es lieber nicht sagen.»
    Hero achtete die Zurückhaltung seiner Stiefschwester. Sie verfiel in nachdenkliches Schweigen, und er fragte schließlich: «Woran denkst du, Meg?»
    «Daß dieses Schloß erfüllt ist von Eifersucht, Spannungen, heimlicher und eingestandener Liebe, Rachsucht, Enttäuschung und Begierde und daß einige ganz abscheuliche Leute darin wohnen.»
    Hero nickte ernst. «Ja, es ist eine verzwickte Situation — die arme Beth hoffnungslos in Sir Richard verliebt, während Sir Richard in Susan...»
    «Aber nein», fiel ihm Meg entschieden ins Wort, «Sir Richard liebt Beth doch.»
    Hero blickte seine Stiefschwester überrascht an. «Beth, sagst du?» rief er. «Aber weshalb macht er dann Susan den Hof?»
    Meg sagte: «Ach, mein guter Sandro, du magst überaus tüchtig darin sein, unechte okkulte Erscheinungen aufzudecken, aber wenn es um die Liebe geht...»
    «Ich sehe nicht ein, was das damit zu tun hat.»
    Sie legte ihm liebevoll die Hand unter das Kinn und sagte belustigt: «Du Unschuldsengel, wenn du zweiundvierzig Jahre alt

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