bis Susan das Schweigen brach und spöttisch sagte: «O Freddie, wahrhaftig? Ich wußte gar nicht, daß du etwas für mich übrig hast.»
Isobel ließ ihre sanfte, weiche Stimme vernehmen. «Ich hätte die größte Lust, Freddie, dir den Tee in den Nacken zu gießen und nicht in die Tasse.»
«Liebe Tante», entgegnete Freddie, «ich kann verstehen, daß du keinen Mann abbekommen hast.»
Paradine sagte: «Nun, ich gestehe, daß mir die Geschichte nicht ganz geheuer war. Aber nun ist ja dank Mr. Hero alles vorbei...»
«Haha», höhnte Vetter Freddie, «was soll vorbei sein? Wie steht es mit der Nonne und der Harfe und so weiter?»
«Vielleicht könntest du uns darüber Auskunft geben, Freddie.» Lady Paradine sprach so wenig und interessierte sich so selten für das, was um sie her vorging, daß jetzt alle aufhorchten.
«Was soll das heißen — ich könnte Auskunft geben?» Hero glaubte zum erstenmal eine gewisse Unruhe an dem dicken, abstoßenden Mann wahrzunehmen.
Lady Paradine ließ ihre schönen Augen auf dem Neffen ihres Mannes ruhen. «Nun, du hast doch selbst gesagt, wenn etwas passierte, wärest du der nächste Titelerbe. Vielleicht schleichst du nachts als Nonne verkleidet im Schloß herum und spielst Harfe, um uns alle zu Tode zu erschrecken? Zuzutrauen wäre dir so etwas jedenfalls.»
sagte Hero zu sich selbst. Vetter Freddie war sprachlos. Doch da wurde ihm ganz unverhofft Hilfe zuteil, und zwar von dort, woher niemand sie erwartet hätte.
«Oh, Lady Paradine», protestierte Susan Marshall, «ich bin überzeugt, daß Freddie niemals...»
Was sie noch hatte hinzufügen wollen, wurde durch Lady Paradines Handbewegung unterbrochen. Eine meisterliche Bewegung, fand Meg, so sanft, so bestimmt, so liebenswürdig.
«Meine Liebe», sagte Lady Paradine freundlich, «das ist eine Familienangelegenheit.»
Zum erstenmal, seit er sie kannte, sah Mr. Hero, daß die junge Amerikanerin die Fassung verlor. Sie wurde dunkelrot, biß sich auf die Lippen und wandte den Kopf ab. Dann erhob sie sich ohne ein Wort und verließ das Zimmer. Mark stand ebenfalls auf und folgte ihr.
«Mark», rief seine Mutter, «bleib sitzen!»
Aber er beachtete es nicht.
Hero versuchte, die Anwesenden abzulenken, indem er sagte: «Freddie hat ganz recht; ich habe meine Arbeit noch längst nicht beendet. Es gibt viele Probleme, die geklärt werden müssen.»
Er fühlte sich wieder bedrückt. Es bestand kein Zweifel, etwas schwebte zwischen ihnen, was sie alle beeinflußte und sie veranlaßte, merkwürdige Dinge zu tun und zu sagen. So rief Beth nun halb schluchzend aus: «Muß man denn wirklich alles wissen?»
Isobel sagte: «Manchmal kann man auch zuviel wissen, finde ich.»
Freddie lachte unverschämt. «Für mich gilt das nicht, Tante; wenigstens nicht, solange ich verdächtigt werde.»
Lord Paradine ergriff das Wort. «Es scheint mir, Sie haben alles erklärt, Hero. Es kommt von den unterirdischen Wasserläufen, wie Sie sagen. Gut, wir sind zufrieden, und ich sehe nicht ein, welchen Sinn weitere Untersuchungen...»
Lady Paradine blickte ihren Mann zustimmend an und sagte: «Ich bin der gleichen Meinung.»
Hero spürte, wie die Familie Paradine zusammenrückte. Was immer die einzelnen wissen, vermuten und empfinden mochten, sie hatten genug. Sie bildeten plötzlich eine gemeinsame Front gegen Außenstehende. Als erste war Susan Marshall hinausgedrängt worden. Sein Blick traf den seiner Stiefschwester, und er sah, wie sie den Kopf fast unmerklich hin und her bewegte. Er mußte innerlich lachen. die Hero-Callandar-Familie konnte auch Zusammenhalten, wenn es nötig war. Megs Kopfbewegung bedeutete ihm, nicht nachzugeben.
«Verzeihen Sie, aber ich bin nicht dieser Meinung», erklärte Hero. «Die zahlreichen Gespenster, die in Paradine Hall ihr Unwesen treiben, sind noch lange nicht alle entlarvt. Ich möchte Sie an die Bedingung erinnern, unter der ich diesen Fall übernommen habe: daß ich nämlich meine Arbeit hier nicht eher aufgeben werde, als bis alle Erscheinungen aufgeklärt sind, und daß ich den Zeitpunkt bestimme, wenn der Fall abgeschlossen ist.»
«Susan», rief Mark und lief über den von Dornbüschen eingesäumten Weg hinter ihr her, der in den Blumengarten führte. Sie blieb stehen und blickte ihn weinend an: «Laß nur, Mark! Man hat mir klar und deutlich zu verstehen gegeben, wie störend meine