Immer dieser Knasterbax
Knasterbax
hinaus.
„So ein Tölpel“, schimpfte er,
„kann nix vertragen Wahrheit! Bin ich das Räuber Knasterbax, das kann bezeugen
Schutzmann Siebenschütz. Aber geh ich nix in Anstalt. Dann lieber in Wald mit
grünes Uniform.“
Und um dem anstrengenden
Polizeidienst für immer auszuweichen, machte er sich eiligen Schrittes auf den
Weg in den Wald. „Finde ich einfach Schutzmann Siebenschütz“, sagte er, „geb
zurück das grüne Uniform und bin wieder freies Räuber.“
Aber da gab es eine
Schwierigkeit.
Bisher war nämlich immer nach
ihm gesucht worden, er brauchte sich nur zu verstecken. Aber nun mußte er
selber suchen. Das war eine ganz und gar ungewohnte Beschäftigung für ihn. Spuren
zu verwischen, hatte er geübt, Spuren zu erkennen, nicht. Darum wußte er nicht
recht, wie er es anstellen sollte, Siebenschütz zu finden. Schließlich fragte
er sich, wo er als Räuber jetzt wohl gewesen wäre. Darauf gab es nur eine
Antwort: im Wald! Die große Richtung stimmte also schon. Galt es nur,
herauszufinden, wo im Wald der dumme Siebenschütz sich aufhielt.
Knasterbax versteckte sich vor
allen Leuten, die ihm entgegenkamen, in Büschen oder Hecken. Auf keinen Fall
wollte er noch einmal als Schutzmann arbeiten müssen. Von der schweren
Schlepperei beim Sichern des Deiches war er immer noch wie zerschlagen. Soll
sich dummes Siebenschütz selber tragen Sandsäcke und regeln Verkehr auf
Kreuzung. Ist sich zu anstrengend für armes Räuber mit großes Hunger!
Nach dreistündigem Marsch sah
er den Wald vor sich. Nun kann nix mehr gehen schief, dachte er. Muß ich nur
noch vorbei an eine Haus. Da gibt es nix Arbeit für Schutzmann.
Aber er täuschte sich.
Eben stampfte er an der Haustür
vorüber, da stürzte eine Frau heraus, sprang ihm in den Weg und rief: „Endlich
kommen Sie, Herr Wachtmeister! Das wird aber auch höchste Zeit! Wo waren Sie
denn so lange? Ich habe doch schon vor einer viertel Stunde bei der Polizei
angerufen! Sie müssen sich bei einem Einbruch wirklich mehr beeilen! Hätten Sie
denn kein Fahrrad nehmen können? Also hören Sie! Der Räuber ist durch das
Kellerfenster eingestiegen, ist an das Regal gegangen und hat von dort ein
Fäßchen der allerfeinsten Essiggurken mitgenommen. Ach, waren das Gurken! Ich habe
sie eigenhändig eingelegt. So etwas Delikates haben Sie bestimmt noch nicht
gegessen! Wenn man dazu einen Hering hat, läßt man jeden Braten stehen. Und
ausgerechnet die hat der gemeine Kerl mitgenommen. Aber Sie werden ihn fassen,
nicht wahr? Sie holen ihn ein?“
Knasterbax versuchte mehrmals,
den Redeschwall der aufgeregten Frau zu unterbrechen, aber es gelang ihm nicht.
Er mußte sich alles anhören. Nun, da sie endlich eine Pause machte, um Luft zu
holen, sagte er: „Liebes Frau, ich habe nix zu tun mit das Sache. Bin ich
gegangen ganz aus Zufall dieses Weg, Kollege kommt gleich.“
Damit wollte er weitergehen.
Aber die Frau ließ ihn nicht.
„Was heißt hier Zufall!“ schrie
sie. „Sie sind ein Polizist, und darum müssen Sie Räuber fangen, das weiß jedes
Kind. Meinen Sie, ich warte so lange, bis irgendwann einer Ihrer Kollegen
kommt? Dann ist Knasterbax längst über alle Berge. Oder haben Sie etwa Angst
vor ihm?“
Knasterbax zuckte zusammen.
„Hast du gesagt Knasterbax?“
fragte er.
„Jawohl“, antwortete die Frau,
„denn kein anderer als der ist so unverschämt, sich an eingelegten Essiggurken
zu vergreifen. Der Bösewicht! Sie sollten den ganzen Winter reichen!“
Knasterbax überlegte. Wenn das
Frau sagt Knasterbax, sie meint Siebenschütz, weil er hat an Zeug von Knasterbax.
Wenn aber Siebenschütz war hier, er mußte noch sein ganz in der Nähe. Laut
sagte er: „Werde ich fangen das böse Mensch wie Maus mit Mausefalle, liebes
Frau. Kannst du glauben gewiß. Aber muß ich erst werfen Blick in Keller von
Gurken. Vielleicht, daß hat gestohlen noch mehr der Bursche.“
„Kommen Sie“, sagte die Frau
eifrig und führte ihn um das Haus herum und die Kellertreppe hinunter.
„Sehen Sie, hier standen die
Gurken, auf dem Regal in der Ecke.“ Knasterbax sah die vielen Gläser mit
eingemachtem Fleisch, mit Bohnen, Erbsen, Spargel und Obst und spürte, wie sein
Magen sich drehte vor Hunger. Er mußte unbedingt einen Weg finden, einige
dieser leckeren Dinge von der Frau zu bekommen.
„Liebes Frau“, begann er
vorsichtig, „Verfolgung von böses Räuber mit Gurken kann dauern lange, sehr
lange! Bin ich aber nix vorbereitet auf langes Verfolgung.
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