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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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herrliches Wetter, ein schöner Abend für eine Schlittenfahrt. Michel und Alfred halfen allen auf den Schlitten. Ganz vorn saß die 96
    Vibergsche mit dem Spanferkel, dann der Reihe nach alle anderen und ganz hinten Klein-Ida und Michel und Alfred.
    letzt geht es lös!" schrie Michel.
    Und es ging los, den Katthulthügel hinunter, daß der Schnee nur so stob und die Alten auf dem Schlitten vor Freude kreischten, denn es war ja schon lange her, daß sie Schlitten gefahren waren.
    Oh, wie sie jauchzten! Nur das Spanferkel vorn stand ganz still zwischen den Händen der Vibergschen und glotzte gespenstisch ins Mondlicht.
    Und die Maduskan, was tat sie inzwischen?
    Ja, davon sollst du hören. Ich wünschte, daß du sie sehen könntest, wie sie von Skorphult, von ihrer Käsekuchentour zurückkam! Sieh nur, wie sie da ankommt mit ihrem grauen Wolltuch, satt und zufrieden, und wie sie den Schlüssel hervorholt und wie sie ihn in das Schloß steckt - sie gluckst vor Vergnügen, als sie daran denkt, wie bescheiden und zahm sie jetzt um diese Zeit sein werden, all die Armen dort drinnen. Jaja, jaja, sie sollen es endlich lernen, wer hier bestimmt: Das ist stets nur sie!
    Jetzt dreht sie den Schlüssel herum, jetzt steigt sie über die Schwelle, jetzt ist sie im Hausflur - aber warum ist es so still?
    Schlafen sie alle schon? Sitzen sie nur herum und lassen den Kopf hängen? Der Mond scheint durch die Fenster, jede Ecke ist hell -
    warum sieht sie kein lebendes Wesen? Deshalb, weil dort niemand ist! Nein, du Armenschreck, dort ist kein lebendes Wesen!
    Die Maduskan beginnt am ganzen Körper zu zittern, sie fürchtet sich mehr, als sie es je in ihrem Leben getan hat. Wer kann durch verschlossene Türen gehen? Niemand anders als Gottes Engel...
    Ja, so muß es sein: Die Armen, die sie um die Würste und die Klöße und um den Schnupftabak betrogen hat, die sind von Gottes Engeln an einen besseren Ort gebracht worden, als es das Armenhaus ist. Nur sie haben sie in all dem Jammer und Elend zurückgelassen - und jetzt heult sie los wie ein Hund.

97
    Aus einem der Betten kommt eine Stimme. Unter der Bettdecke rührt sich etwas.
    "Was heulst du?" fragt Salia Amalia.
    Schnell faßt die Maduskan sich wieder. Und schnell preßt sie alles aus Salia Amalia heraus. Darauf versteht sie sich.
    Im Nu ist sie auf dem Weg nach Katthult. Jetzt sollen sie nach Haus, ihre Alten. Schnell und vor allem leise muß es gehen; von der ganzen Geschichte darf nichts in Lönneberga bekannt werden.
    Katthult liegt so wundervoll im Mondlicht da. Aus dem Küchenfenster sieht sie es leuchten wie von vielen Kerzen. Aber jetzt schämt sie sich plötzlich und getraut sich nicht mehr hineinzugehen. Erst einmal will sie durchs Fenster gucken und nachsehen, ob es wirklich ihre Alten sind, die dort sitzen und schmausen. Aber dazu müßte sie etwas haben, worauf sie steigen kann, eine Kiste oder irgend etwas, sonst kann sie das Fenster nicht erreichen.
    Sie wendet sich zum Tischlerschuppen. Vielleicht findet sie dort etwas.
    Und sie findet etwas. Keine Kiste. Sie findet eine Wurst. Kann man sich so etwas denken, mitten im Mondschein, mitten im Schnee findet sie eine kleine Wurst, die auf einen Stecken gespießt ist. Nun ist sie gewiß mehr als satt von dem Käsekuchen, aber sie weiß auch, wie schnell man wieder hungrig wird, und eine Wurst dort stecken und verderben lassen, das wäre doch verrückt, denkt die Maduskan. Und sie tut einen Schritt, einen einzigen großen Schritt.
    So fing man in früheren Zeiten Wölfe in Smaland.
    Gerade in dem Augenblick, gerade als etwas in die Wolfsgrube stürzte, war "Das große Aufräumen von Katthult" zu Ende.
    Michel und Alfred halfen allen, die herauskamen, auf den Schlitten. Aus der Wolfsgrube war kein Laut zu hören. Sicher glaubte die Maduskan, sie könnte ohne Hilfe herausklettern, und deshalb schwieg sie.
    Und ihre Armenhäusler fuhren also den Hügel hinunter zum Armenhaus. Sie fanden - merkwürdig genug - die Tür offen und 98
    wankten in ihre Betten, satt vom Essen und vom Schlittenfahren, aber glücklicher, als sie seit vielen Jahren gewesen waren.
    Michel, Alfred und Klein-Ida kehrten im Schein des Mondes und im Licht der Sterne nach Katthult zurück. Michel und Alfred zogen den Schlitten. Ida durfte, weil sie noch so klein/war, auf dem Schlitten sitzen und fahren.
    Wenn du jemals mit deinem Schlitten in der Lönnebergagegend auf einem solchen winterlichen Weg an einem mondhellen Abend draußen gewesen bist, dann

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